Heute Morgen stehe ich früh auf und setze erstmal einen Teig für einen Hefezopf an. Danach schwelge ich in alten Zeiten, weswegen ich Geschenke für die Jungs im Garten verteile. Auf gekochte Eier verzichte ich lieber. Die hat der Kleine meiner Sis früher immer mit Vollkaracho in eine Schale geschmissen. Alle Aufforderungen, er solle sie einfach vorsichtig hineinlegen, liefen ins Leere. Er war immer schon so ein Haudrauf. Entsprechend waren die von ihm gefundenen Eier immer ausnahmslos angedötscht. Jetzt sind die Jungs aber nun mal 16 und 18 und glauben nicht mehr an Hasi. Ein Grund mehr, alte Traditionen aufblühen zu lassen. Anders als meine Sis früher, ziehe ich nicht die Schuhe aus, um keine Spuren mit meinen Schuhen auf der Terrassse zu hinterlassen, denn der Rasen ist natürlich noch nass. Früher konnten die Jungs allerdings nie früh genug aufstehen, um zu schauen, ob der Osterhase schon da gewesen sei? Heute sieht das anders aus. Sie fläzen sich lange im Bett herum. Und so stürmen meine Sis und ich die Zimmer der Jungs und krakeelen herum: „Der Osterhase war da!!! Der Osterhase war da!!! Schnell! Aufstehen!“ Sagen wir mal so: Es kommt nur bei einem der beiden an. Der Kleine, der die Pubertät so liebt und unbedingt und mit aller Gewalt daran festhalten möchte, ist derzeit zu cool für so was. Entsprechend genervt, raunzt mich das Skorpiönchen an. Doofkopp. Wir lassen uns den Spaß nicht nehmen. Der Große spielt wenigstens mit und sucht den ganzen Garten ab, bis sich der Kleine in Socken uund Adiletten dann doch mal bequemt, mitzumachen. Das nächste Gemaule: Jetzt seien seine Füße nass. Oh man. Wo ist die Kindheit geblieben, als das alles noch so was von scheißegal war – Hauptsache, die Ausbeute war entsprechend groß???
Zu allem Überfluss geht mein verkackter Hefezopf nicht auf. Es ist zum Mäusemelken! Hefe ist eine blöde Kuh. Mal gelingt mir die Arbeit mit ihr, mal so gar nicht. Manchmal könnte ich der Hefe den Hintern versohlen – so Hefe denn einen Hintern hätte. Und auch so ein richtig gemütliches Brunchen ist mit den Kerlen des Hauses nicht richtig drin. Meine Sis sagt immer, es sei Perlen vor die Säue geworfen, wenn sie mit denen in eine nette Brunchlocation gehen würde – sofern das alles irgendwann wieder möglich sein wird. Sie sind eben eher Kerle und weniger Genießer. Dabei finde ich das immer toll, wenn man da mit Kaffeespezialitäten, frisch gepresstem O-Saft und dergleichen verwöhnt wird. Aber gut, deswegen hat ja auch irgendwer festgelegt, dass ich ein Mädchen werde und meine Neffen eben Jungs – eine Tatsache, die an solchen Tagen schon etwas schmerzt. Obwohl…der Große hat ja immerhin das Osterhasen-Spiel mitgespielt. Beten wir, dass jede Pubertät einmal endet und der Kleine irgendwann keine Eiswürfel mehr pullern will. Dann können wir das Ganze noch mal wiederholen, denn: „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.“ (übrigens ein Buchtitel)
Nachmittags schaue ich doch tatsächlich – ich bekenne mich schuldig – zum x-ten Mal Sissi. Nun muss man sagen, dass ich Teil eins bestimmt schon 183 Mal geschaut habe…aber die anderen Teile weitaus seltener. Den ersten Teil verpasse ich allerdings bzw. sehe nur noch die Hochzeit. Nahtlos reiht sich der nächste Teil an, der mir dann etwas offenbart, was mir bislang verborgen geblieben ist: Sissi ist ein Steinbock! Nun wird mir einiges klar, und ich verstehe manche Passage besser. Ihr renitentes Verhalten der herrischen Schwiegermutter gegenüber? Ganz eindeutig das Verhalten einer Steinböckin. So gehen wir eben mit Hindernissen um. Mit „bitte“ und „danke“ kann man sooo viel von uns bekommen. Nur Vorschriften und Maßregelungen können wir so gar nicht leiden. Wenn man weiß, wie es richtig geht, ist es so einfach mit uns. Man, man, man. Ich glaube, ich schreibe mal eine Bedienungsanleitung. Vielleicht verleihe ich ihr den Titel „meine Parallelen zu Sissi“. Haha. Mir gefällt´s. Warum auch nicht? Ich habe ja gestern schon eingeräumt, einige Rititis zu haben. Warum soll ich mir diesen nicht auch noch erlauben?
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