Ich genieße es, heute noch nicht arbeiten zu müssen. Montag geht es ja gleich wieder rund. Und irgendwie nervt´s mich jetzt schon. Wenn ich ein wenig Abstand habe, dann ist mir sonnenklar: So geht´s nicht weiter. Mein Chef sagt mir, dass ich zwar mehr leiste und mehr verdiene, aber es gehe einfach nicht, weil das Geld anders verteilt sei? Ja, was ist das denn bitte für ein Scheißdreck?! Ich geh´ ja auch in keine Bäckerei und sage: „Sie haben das beste Brot, aber leider kann ich nur die Hälfte davon zahlen. Na, dann geben Sie mal reichlich!“ Und dann darf ich munter noch für meine Kollegin mitarbeiten, wenn sie ausfällt? Ich frage mich zwischendurch echt immer wieder, wie blöde ich bin? Ich muss diese Prüfung noch packen (in der Hoffnung, dass sie im Oktober stattfindet und ich zugelassen sein werde), dann muss ich wirklich, wirklich nebenher was aufziehen. Denn auf Dauer macht mich das noch verrückt. Ja, noch verrückter, als ich ohnehin schon bin.
Dazu kommt dann diese dämliche Ungewissheit. Als hätten wir vorher mehr Sicherheit gehabt! Ist doch lächerlich!!! Mich nervt vieles, keine Frage. Aber die vermeintliche Sicherheit, in der wir uns in Deutschland immer gewähnt haben, die gab es auch vorher nicht. Nein, ich bin nicht verdrossen. Ich möchte mir eher selbst Mut machen, einfach Dinge auszuprobieren und zu wagen. Worauf warte ich eigentlich immer? Das nervt schon, immer mit angezogener Handbremse zu fahren. Ich bin so schlecht darin, Dingen einfach mal ihren Lauf zu lassen. Dabei zeigt sich dann, wie sich alles fügt. Und die Erfahrung sollte doch auch mal meinem Aktionismushirn mitteilen, dass ich mir weniger Sorgen machen sollte und mehr das Leben genießen dürfte.
Heute habe ich auch einen Artikel gelesen, was Menschen gemein haben, die gut situiert sind: Geduld. Sie haben Geduld, die Dinge auch mal laufen zu lassen, sie investieren ihr Geld nicht schnell und können gut sparen. Na toll! Geduld ist ja mein dritter Vorname – mein zweiter ist „Un“. Und Kohle, die ich wirklich sparen könnte, gibt´s irgendwie auch nicht. Das ist so anders als das, was ich kenne. Die Generation meiner Eltern konnte sich noch ein Haus leisten. Dafür mussten sie nicht reich sein – sie waren als Hausmeister und Putzfrau tätig. Das haben sie so stemmen können, wenn sie auch echt sparsam waren…zumindest meine Mutter. Heute können sich das immer weniger leisten. Das ist auch irgendwie krank, oder? Es braucht schon fette Jobs bei beiden, damit ein Haus so auch drin sein kann. Und die Frage, die ich mir dann in nüchternen Momenten stelle: Wäre ich dann glücklicher, wenn ich Eigentum hätte? Ich glaube nicht. Ich brauche keinen Luxus, keine fetten Autos oder dergleichen. Aber ein kleines Häuschen, das meins ist, wäre schon schön. Doch ist es nötig? Ach, ich weiß es doch nicht.
Wenn ich da an meinen kleinen Neffen denke… Er hat diese Woche irgendwann mal davon gesprochen, das Haus seines Opas im Dorf zu übernehmen. Innen müsste man einiges machen, aber sonst? Das gefiele ihm schon sehr. Ein Mädel gibt es nicht in seinem Leben. Ob er mal Kinder haben will? Weiß er noch nicht. Aber ein Haus mit vier Schlafzimmern darf es durchaus sein. Dazu muss man sagen, dass ein Teil nachträglich angebaut worden ist, da seine Oma ab Schulter gelähmt war. Das Haus war zu dem Zeitpunkt erst ein paar Jahre alt, nur eben nicht ebenerdig ausgebaut. Da wurde dann ein Anbau gezaubert – in Eigenregie meines Vaters und ein paar meiner Onkel. Das hat dem Haus zwar auch viel Tageslicht genommen, aber es war funktional und hat gute Dienste geleistet. Meine Sis verbindet mit diesem Haus nicht so tolle Erinnerungen. Sie war damals gerade in der Ausbildung, als das passiert ist und musste dann jedes zweite Wochenende für eine sechsköpfige Sippe (inklusive einer wirklich bösen Oma – wo werden die eigentlich gezüchtet?) kochen. Ihre Schwiegermutter konnte nur noch die Schultern heben…das war´s. Mehr ging einfach nicht mehr, sondern war gelähmt. Selbst ein Husten hätte zur Erstickung führen können, da sie auch kein Zwerchfell anspannen konnte. Und dieser Zustand dauerte ganze zehn Jahre an. Das war schon alles nicht einfach. Und ein paar Jahre später kam dann der Schlaganfall meiner Mutter. Da ist es nicht so einfach, immer unbeschwert zu sein und den Dingen seinen Lauf zu lassen. Das macht uns schon zwischendurch immer mal wieder nachdenklich – verständlicherweise.
Keine(r) von uns weiß, wie lange er/sie noch gesund ist. Daher bringen diese Sorgen, die ich mir ja auch dauernd mache, so rein gar nichts. Es gilt, mehr im Hier und Jetzt zu sein, zu leben, zu lachen und auf manches zu pfeifen. Wenn das eben nur so einfach wäre… Ich nehme es mir ein ums andere Mal vor. Sagt man nicht: „Einsicht ist der erste Weg zur Besserung“? Noch spüre ich davon nichts. Aber ich gehe weiter. Geht ja auch nicht anders mit meinen Hörnern, oder? Trotzdem…so eine einfach Anleitung, wie man Sorgen abstellen und das Leben auf Knopfdruck genießen kann, wäre schon schön. Ich würd´s auch als Hörbuch nehmen, ganz egal. Nur sollte da mal eine(r) was machen. Mir tät´s helfen.
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