Der Frühling gibt heute mal wieder sein Stelldichein. Mit einem leckeren Milchkaffee und einem guten Buch schwelge ich auf dem Balkon. Mir geht´s schon gut. Manchmal vergesse ich das. Meistens denke ich schon dran…aber eben nicht immer. In solchen Momenten, wo es ruhig um mich ist, die Augen auf unendlich gestellt sind (weil ich das Buch mal neben mich lege), dann bin ich dankbar. Es geht immer höher, schneller, weiter. Aber es geht auch deutlich schlechter. Und so genieße ich einfach in schwelgender Dankbarkeit.

Gut, ok, noch toller wäre es natürlich, wenn mir einer den Spargel aus dem Rheinland schälen würde. Und wenn er oder sie gerade dabei ist: Gerne auch die Kartoffeln. Aber mir bricht so gar kein Zacken aus dem Krönchen, das kurz selbst zu tun und auch hier wieder zu genießen. Gibt es was Besseres als Spargel im Frühjahr? Ich finde: Das ist Luxus. Und er tut gut. Außerdem habe ich mich gestern das erste Mal in meinem Leben an einen Prinzregenten herangewagt. Dieser Kuchen ist für meine Tanten schon Standard. Meine Sis hat ihn auch schon x-fach gebacken. Ich hingegen bin da jungfräulich, aber wollte es jetzt mal wissen. Allerdings nur in kleiner Ausfertigung. Was soll ich sagen? Er hätte besser werden können. Die Böden sind etwas zu dick, die Creme dafür etwas zu dünn aufgetragen. Und optisch? Herrje, da kann er keinen Blumentopf gewinnen. Aber er schmeckt trotzdem. Und da er „nur“ für mich ist, ist dieser kleine Kuchen auch in Ordnung.

Weniger in Ordnung ist bei diesem Wetter: Das Brüllkind ist auch wieder draußen. Wieso schafft dieser kleine Scheißer es mit seinen acht oder neun Jahren nicht, in einer normalen Lautstärke zu reden? Letztes Jahr war es immer wieder eine Maria, nach der er schrie. Gestern und heute hat er es mit einer Melina. Vorhin hörte ich ihn auch philosophieren, dass die Menschen sterben werden – und zwar alle! Die Bäume würden nämlich auch sterben! So! Ääääh… Da wundert´s mich nicht, wenn ihm die Mädels alle davonlaufen, oder? Ich würde echt gerne mal mit seinen Eltern sprechen. Und ich würde gerne einen Logopäden hinzuziehen, der ihm beibringt, nicht so viel Druck auf die Stimmbänder auszuüben. Das würde nicht nur dem Rotzigen helfen, sondern allen anderen Bewohnern der Häuser drumherum auch eine Ohrenfreude bereiten. Ach ja. Ich sollte Kaiserin werden. Immerhin stimmt das Sternzeichen ja. Dann dürfte der Rest ein Klacks werden. Was? Ob in meinem Prinzregenten Alkohol drin war? Nein! Wieso auch? Und nein, ich habe auch kein Eierlikörchen gepichelt. Und nö, auch die Sonne hat mir keinen Stich versetzt. Ich träume eben nur ein bisschen vor mich hin. Das geht bei diesem Wetter einfach leicht. Morgen soll es sogar bis 20 Grad geben. Was ich dann wohl träumen werde? Des wenn i wüsst!

Na, einen Tag habe ich ja noch Schonzeit, bis das Träumen ein abruptes Ende bringt und ich wieder arbeiten muss. Passend dazu fallen ja auch die Temperaturen wieder ins Bodenlose. Eine Kollegin hat mich gestern schon auf Stand gebracht. Der oberste Chef meines Centers hat mit ihr Mittagspause gemacht. Halleluja! Er muss offen mit ihr über seine Affären gesprochen haben, die er während seiner Ehe gehabt hat. Will ich so was wissen? Ich denke, eher nicht. Nun weiß ich es aber. Gut, ich wusste es bei ihm auch vorher schon. Im Grunde weiß es jeder, weil er dafür bekannt ist. Bei Männern grinsen die meisten ja darüber, wenn einer ein Schwerenöter ist, ein „Schmecklecker“. Bei Frauen…? Die sind Schlampen, die sich hochvögeln wollen. Oh man…wir haben noch einiges an Gleichberechtigung vor uns.
Nur…dass er da so offen drüber spricht? Ich glaube, er ist ein bisschen altersmüde geworden. Die Krise mache ihm zu schaffen…die Sorge vor der Zukunft. Das wundert mich dann schon immer bei solchen Leuten. Er hat nur noch ein paar Jährchen bis zum Rentenalter und ist quasi unkündbar. Er verdient (wieder das falsche Verb…besser: Er „erhält“) seit Jahrzehnten richtig fett Kohle. In normalen Jahren reden wir von mindestens einer Viertelmillion pro Jahr. Da kommt dann aber noch der Bonus drauf, ist klar, oder? Wovor haben solche Menschen dann Angst? Wohlgemerkt: Seine Angst bezieht sich nicht auf die Gesundheit. Das könnte ich ja durchaus verstehen. Aber er macht sich eben so Sorgen um die Zukunft. Mit mehreren Immobilien, die er vermietet, hat er bitte welche konkrete Angst vor der Zukunft? Ich weiß, so was ist nie rational und daher auch schlimm für solche Menschen. Doch mir fehlt manches Mal trotzdem die Nachsicht mit solchen Typen. Die gibt´s bei Frauen auch, ich weiß. Das sind so Leute, die auch nie freiwillig ihren Stuhl räumen würden, weil sie denken, die Welt ginge dann unter. Ich mag diese Art Menschen immer weniger…und hoffe, dass sich endlich etwas gesellschaftlich tut, denn im Grunde wäre für alle ausreichend da. Ja, ich weiß, ich träume schon wieder. Aber noch ist das Wetter ja auch schön…

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