Oh man, wieso gibt es Allergien? Und wieso überfallen die einen immer direkt so heftig? Ich komme aus dem Niesen und Schniefen nicht heraus. So macht das gerade wirklich, wirklich keinen Spaß. Ich höre auch von anderen, dass heute wohl ein extrem heftiger Tag für uns Allergiker ist. Völlig malat, schleppe ich mich dennoch auf den Balkon und lausche meinem Psycho-Hörbuch. In der Sonne halte ich es allerdings nicht lange aus, dann zieht es mich in den Schatten. Doch das Niesen und Schniefen verfolgt mich auch im Schatten. Das schlaucht einfach ungemein. Dazu dann noch eine Allergietablette, von der ich meine, nichts zu spüren – außer der Nebenwirkung Müdigkeit. Mein linkes Auge war bereits gestern und vorgestern hübsch angeschwollen mit fiesem Juckreiz. So schön der Frühling auch ist – die Pollen machen vieles davon einfach kaputt.
Trotzdem mache ich mich am späten Nachmittag auf Richtung Spaziergang. Ich bin ja mit einer Mitschülerin verabredet. Und ehrlich wahr, ich untreue Tomate habe vergessen, mich bei ihr zu melden. Sie hat jetzt zum wiederholten Mal nachgefragt, ob wir eine Runde spazieren gehen, weshalb ich das heute auch durchziehe. Dabei sehe ich aus wie ein Vampir: Weiß, mit gerötetem Mund, geröteter Nase und geröteten Augen. Wenn das nicht mal ein Anblick für die Götter ist. Meine Hoffnung: Wenn ich mir eine fette Sauerstoffvergiftung reinpfeife, werde ich diese Nacht wie ein Baby schlafen können. So zumindest der fromme Wunsch.
Es ist richtig schön, wir plaudern über alles Mögliche, als hätten wir uns erst letzte Woche gesehen. Dabei haben wir uns Ende November das letzte Mal getroffen. Krass, wie die Zeit verfliegt. Aber wo will man sich auch groß treffen? Da muss man schon auf besseres Wetter setzen – auch wenn die bösen Pollen einen dabei angreifen können. Und das Beste: Der Laden, in dem wir letztes Jahr im Sommer geschlemmt und Cocktails genossen haben, hat einen Außenstand eröffnet. Da kann man sich Kaffeespezialitäten, Bier und dergleichen bestellen, aber eben auch Cocktails. Leider war ich so bräsig vom vielen Niesen, dass ich meine Maske vergessen habe. Nach ewigen Monaten der Maskenpflicht, vergesse ich Dummbaaz tatsächlich, eine in die Tasche zu stecken. Egal, meine Bekannte ist bestens ausgestattet.
Und so genieße ich nach einem Dreivierteljahr endlich mal wieder einen Mojito. Er schmeckt einfach himmlisch. Wir können ihn nur während des Schlenderns trinken, aber das macht nichts. Beim ersten Schluck fühlt es sich auch ganz kurz so an, als wäre ich wieder auf Kuba. Aaaaaaaaaah, das war soooo schön vor sechs Jahren. Ich, die normalerweise sehr selten trinkt, habe dort jeden Tag irgendwas mit Rum getrunken. Sei es in der Havana Club Destillerie, bei einer Promo, die in unserem Bus durchgeführt wurde, abends im Hotel…einfach täglich. Aber nicht in der Art Ballermann und Söhne, sondern einfach genüsslich einen oder zwei Cocktails bei warmem Wetter und Karibik Feeling pur. Das konnte ich mir vorher gar nicht vorstellen, aber ich habe es dann selbst erlebt. Die Uhren ticken anders, das Meerwasser hat eine tolle Temperatur, alles ist gechillter, der Rum schmeckt tausendmal besser. Gut, auf die ganzen Combos, die an allen Ecken, Enden, Cafés und Restaurants „Guantanamera“ schmettern, könnte ich hervorragend verzichten. Aber der Rest? Himmlisch…
Ich kann mir schon vorstellen, wie der ein oder andere gerade sabbernd diese Zeilen liest. Das wird alles wieder, da gebe ich die Hoffnung nicht auf. Im Moment zehre ich von solchen Erlebnissen, die wunderschöne Erinnerungen heraufbeschwören. Da waren schon echte Kracher dabei. Dort habe ich auch meinen Bruder im Geiste kennengelernt, der mich bis heute mit meiner Schuhgröße 41 aufzieht und mit seiner Berliner Schnauze alles raushaut, was ihm gerade in den Sinn kommt. Herrlich erfrischend, kann ich nur sagen. Da würde ich gerne noch mal hin. Und gerne auch in viele andere Länder, aber dann so richtig, also Einheimische kennenlernen, in die Kultur eintauchen und sich faszinieren lassen. Eine Bekannte sprach jetzt erst von einem Wellness Wochenende, was ich auch schön fänd, aber vor allem diese Urlaube, wo man unverhofft Bekanntschaften macht, wenn man denn dafür offen ist, die begeistern mich. Dubai und dergleichen, wo es ausschließlich um luxuriöse Hotels und oberste Standards geht, reizen mich hingegen kein bisschen. Zum Glück ist ja für jeden was dabei. Ich tippe mal frühstens aufs nächste Jahr. Und vielleicht da auch „nur“ eine Woche am Meer in Holland. Doch auch das ist für mich Glückseligkeit pur, da ich die Holländer so liebe – und das Meer noch viel mehr. Das vermisse ich: Wind um die Ohren, Füße im Sand und kilometerweit ebenerdig laufen können, wobei man dem Meer alle seine Sorgen und Nöte überlassen kann. Da ist es wurscht, ob es das karibische Meer oder die Nordsee ist – Hauptsache Meer.
Unterwegs geht es dann auch mit dem Niesen. Ich merke allerdings, wie ich ausschließlich durch den Mund atmen kann. Entsprechend trocken ist meine Kehle am Ende dann wieder. Aber es hat gut getan, das Wetter auszunutzen – wie wahnsinnig viele andere Menschen auch. Ich hoffe, die Stimmungslage ändert sich jetzt auch langsam wieder, weil es draußen schöner wird. Dadurch ist noch keine Außengastro wieder geöffnet, aber auch das ist nur noch eine Frage der Zeit. Einen klitzekleinen Vorgeschmack konnte ich ja heute davon gewinnen. Ich freue mich auf mehr…auch auf mehr Meer.
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