Gestern Abend hatte ich noch eine Begegnung der dritten Art. Die Tiefgarage wurde gereinigt, weshalb alle Mieter angewiesen wurden, ihre Autos tagsüber nicht auf dem Parkplatz zu belassen. In Zeiten von Home Office gar nicht so lustig, kann ich Euch sagen. Ich wollte dann am frühen Abend meinen Wagen wieder in die Tiefgarage fahren. Beschwingt hüpfe ich also die Treppe runter und will zur Haustüre hinausrauschen. Aber da kommt gerade ein Jogger an. Ich warte kurz, während er…häääää? Was macht der da??? Er zieht eine enganliegende Hose aus. Waaaaaaaas? Darunter ist eine weitere Sport-Shorts, aber…ääääh, es ist irritierend. Verdutzt starre ich ihn an: „Äääääh, soll ich die Türe offen lassen?“ Er strahlt mich an: „Ja, gerne.“ Ich hake die Türe fest und gehe raus, schaue den Briefkasten nach und drehe mich noch mal um. Er steht im Türrahmen und fragt zurück: „Soll ich die Türe noch offen lassen?“ Ich muss irgendwie lachen und sage: „Nee, nee, lass´ mal. Ich brauche keinen weiteren Striptease.“, drehe mich um und gehe kichernd zum Auto. Ich kenne den Kerl nicht. Und nein, er hat mich auch nicht in meinen Träumen verfolgt, weil er jetzt nicht mein Typ war. Aber es war…mmmh…unterhaltsam, wie er sich da seine Radlerhose vor der Haustüre ausgezogen hat. Wenn ich daran denke, muss ich jetzt wieder lachen. Manche Leute sind echt schräg. Und das sage ich, die zu 90 % nur noch Jogginghose trägt. Ach ja…was ist das Leben lustig. Erinnert so ein bisschen auch daran, wie es aussieht, wenn eine Frau ihren BH unter den Klamotten auszieht. Hat nicht wirklich was Erotisches, aber ist definitiv unterhaltsam.

Heute Morgen stehe ich dann etwas beschwingter auf. Mit Blick auf morgen, werde ich schon wieder gebremst. Morgen muss ich eher auf, weil ich ins Büro fahre. Und dann wird es ein laaaaaaaaaanger Arbeitstag vor Ort. Aber immerhin sehe ich dann ein paar Leute. Darauf freue ich mich schon.
Und so hocke ich mich dann an meinen Esstisch, fahre den Laptop hoch und arbeite ein bisschen. Mein laaaaaaangsamer Kollege ist dann auch der erste Skype-Kontakt für heute. Doch mit ihm ist es immer entspannt. Er bedankt sich dann zum Schluss hin und freue sich, wenn wir uns endlich mal wiedersehen. Da er morgen zum zweiten Mal geimpft werde, werde er die Firma auch bald wieder aufsuchen. Das lässt die Chance steigen, sich wirklich in ein paar Wochen endlich mal wiederzusehen. Ja, und Heinz dann vermutlich auch. Wobei er schätzungsweise das Home Office weiterhin bevorzugen wird. Ach, da ist gerade so viel Musik im Spiel, weil auch die Umstrukturierung ab Sommer ansteht, dass ich darauf setze, es wird sich einiges ändern – im Guten, als auch im Schlechten. Heute lasse ich mich dann auch echt vor einem Kollegen dazu hinreißen, zu sagen: „Und wenn alles ganz schlimm wird, kann ich ja auch immer noch die Reißleine ziehen.“ Da lacht er. Er ist ein Leiter in der Fertigung und sagt: „Stimmt. Das vergessen die meisten. Ich kann jeden Morgen entscheiden, ob ich hier noch arbeiten will oder eben nicht.“ Jo. Nur wenn da ein Haus, Familie etc. dran hängen, ist das natürlich nicht ganz so easy, wie in meinem Fall. Eine eigene Familie und ein Haus können einem Halt geben – aber eben auch einengen im Denken bzw. ganz andere Sorgen entstehen lassen. Es hat wohl immer alles mindestens zwei Seiten.

Irgendwann schreibt mir mein Spezl dann auch, dass wir uns jetzt endlich in der Firma für die Impfung registrieren können. Und genau das mache ich dann auch sofort, wobei ich anschließend die Info auch noch schön weiter verbreite. Dabei mache ich dann mal wieder überrascht die Entdeckung, wer schon längst geimpft ist. Krass. Aber dann ist das so. Und ich höre mir von zwei Kolleginnen an, die sich nicht impfen lassen wollten, sich nun aber fast genötigt sähen. Kann ich verstehen. Es heißt zwar „Freiwilligkeit“, aber wenn man sieht, was alles erschwert bleiben wird, wenn man nicht geimpft ist, kann man nicht wirklich von richtig freiwillig sprechen. Ich persönlich hatte nie eine Aversion gegen die Impfung, aber ich bleibe dabei, dass es jeder selbst entscheiden können sollte. Schwieriges Thema, ich weiß. Wie macht man es richtig? Genau wie das mit den Freiheiten, bei denen ich denke: Da sollte man doch erstmal abwarten, bis alle ein Impfangebot erhalten haben. Doch ich kann auch verstehen, dass das irgendwann nicht mehr logisch erklärbar ist. Von daher: Sollen sie öffnen und ermöglichen, was sie wollen. Bei mir wird´s noch eine Weile dauern, womit ich aber fein bin. Es tun mir nur zwei Gruppen leid: Die Polizisten/Ordnungsämter, die in dem Wust noch durchsteigen sowie für Recht und Ordnung sorgen sollen. Und die Kinder/Jugendlichen, die noch länger auf eine Impfung warten müssen, obwohl sie viel mehr diese Freiheiten für ihre Entwicklung bräuchten. Aber hey, was ist schon „richtig“? Ich wünsche nur jedem, dass er heil durch diese Zeit kommt. Und dann freue ich mich auf soooo viele Leute, die ich dann wiedersehen und umarmen kann! So ein fettes Fest, das wir weltweit feiern, wäre großartig. Die Frage ist nur, wie groß die Spaltung in der Gesellschaft bis dahin sein wird? Aber die können wir gemeinsam überbrücken – und sei es, durch eine spontanen, überraschenden Striptease vor der Haustüre. Wir müssen nur die Augen offen halten. Da liegt genügend Zauber in der Luft.

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