Heute Morgen geht´s zeitig auf. Die Nacht über schlafe ich schlecht. Keine Ahnung, warum? Ob es daran liegt, zu wissen, ich fahre in die Arbeit? Kann eigentlich kaum sein, oder? Was weiß denn ich? Derzeit ist einfach alles möglich, weil sich nichts normal anfühlt. Das wirbelt einen alles ganz schön durcheinander, oder?
In der Arbeit angekommen, mache ich dann auch erstmalig in meinem Leben einen Selbsttest. Halleluja! Ich beneide niemanden, der das regelmäßig machen muss. Ich muss ein paar Mal im Anschluss niesen, aber vor allem laufen mir ungebremst ein paar Tränen runter. Schon heftig, wie ich darauf reagiere. Wie wäre das erst bei einem PCR-Test, wenn einem ein anderer das Stäbchen volle Lotte in die Nase rammt? Oh man, da tun mir echt die Leute noch mehr leid, die das regelmäßig machen müssen. Ok, außer die Fußballer, denn die bekommen im Gegenzug ja auch unverschämt viel Kohle in den Rachen geschmissen. Da dürfen sie selbigen – oder die Nasenlöcher – auch gerne herhalten, um getestet zu werden.
Als ich mir die Hände waschen will, treffe ich auf unsere Putzfee. Die Süße habe ich ewig nicht gesehen. Und sie nennt mich immer noch Schatzi. So auch heute. Ich kann immer noch nicht heraushören, woher sie ursprünglich kommt, aber sie verdreht manche Wörter beim schnellen Sprechen einfach nur zuckersüß. Und so fragt sie mich dann auch: „Und? Du schon impfen?“ Nein, noch nicht. Sie gehört zu denen, die sich zwei Mal wöchentlich selbst testen muss. Ihre Tochter – in einer anderen Firma tätig – müsse sich täglich testen. Arme Socken. Sie spricht mich dann auch auf das Impf-Angebot in der Firma an. Da sie zu einer externen Firma gehört, gilt das Angebot nicht für sie. Bei den Masken war das auch so. Nur hat meine Firma das schon früher zur Pflicht gehabt, bevor das Maske Tragen überall zur Pflicht wurde. Dass für die externen Firmen dann auch Masken von unserer Firma zur Verfügung gestellt werden mussten, hat man erst später bemerkt. Und da kommt mir die Idee, ich könne doch meinen Betriebsrats-Spezl mal fragen, wie sich das denn beim Impfen verhalte. Das erkläre ich der netten Dame, die daraufhin prompt beschließt, mir einfach hinterherzulaufen, denn: „Weiß isch ja, wo Du sitzt.“ Auch gut. Ich frage nach und ernte ein: „Mensch, wieder mal eine geniale Idee! Das hatte mal wieder keiner auf´m Schirm. Ich kümmer´ mich drum. Kann nix versprechen, aber: Danke für den Tipp! Dann habe ich wieder Munition.“ Herrlich, wieder einen Menschen glücklich gemacht. Die Reinigungskraft strahlt ebenfalls und sagt dann auch: „Danke, Schatzi! War ich gut, Dich treffen heute!“ Ach, die ist einfach schnuffig. Und vor allem ist sie glücklich. Ich hoffe nur, da kann was geregelt werden. Wenn wir in der Firma wieder ohne Einschränkungen arbeiten wollen, bringt es ja nichts, wenn das Reinigungsteam nicht geimpft ist. Ich frage mich nur immer, wer da alles pennt, statt mal besser nachzudenken? Alles nicht normal. Die Süße winkt noch mal von der Tür aus: „Tschüß Schatzi!“ Ich lache mich schlapp. Solche Menschen mag ich einfach. Sie ist immer nett und gut gelaunt.
Wenn ich schon vor Ort bin, bewege ich mich endlich auch mal. Für meinen Termin muss ich nämlich quer übers Gelände hetzen. Und da treffe ich dann auf eine Führungskraft, die diesem Namen mal wieder keine Ehre macht. Er misstraut allen und jedem. Schlimm. Seine Mitarbeiter kriegen Ärger, wenn sie mal nach draußen offen darüber reden, was man verbessern könnte. Das ist doch krank! Als er mich sieht, tut er ganz beflissen. Mir ist schon klar, dass das alles Show ist. Wir begrüßen uns, und ich frage: „Wie geht’s Dir?“ Seine Antwort kommt prompt: „I hob no sechs Wochn.“ Gut, das war nicht meine Frage. Im Nachhinein fällt mir ein, ich hätte nach seiner Diagnose fragen sollen. Aber natürlich meint er, in sechs Wochen habe er seinen Ruhestand erreicht. Also frage ich: „Und wann steigt die Party? Ich hab´ noch keine Einladung erhalten.“ Er winkt ab: „Is net…wegn Corona.“ Ich winke ab und kontere: „Macht nix, ich sag´s auch nicht weiter. Also wann und wo?“ Er wieder: „Konnst schon auf a Leberkaassemmä kimme.“ Bäh! Nee, dann eben nicht. Aber da fängt er auch schon das Grotzen an, er würde den Laden nicht vermissen. „Sei Du erstmo 48 Joare dobeij.“ Er plane, mit seiner Frau im Wohnmobil viel durch Frankreich zu düsen. Und ich denke mir so: 48 Jahre hat er sich fettes Geld von der Firma bezahlen lassen, hat alle Veränderungen und Neuerungen gleich immer im Keim erstickt, viele jüngere Mitarbeiter ausgebremst und meckert trotzdem noch über den Arbeigeber. So langsam bin ich es leid, denn hier reden wir von der Generation, die die fetten Jahre mitgemacht und ihre Schäfchen im Trockenen haben. Mir stinkt auch einiges im Unternehmen, aber ich versuche wenigstens, Dinge anzugehen. Er hingegen bescheißt, wo er nur kann. Das ist ein völlig krankes System – und leider noch weit verbreitet. Sein Coach, wegen dem ich überhaupt nur da bin, tut mir leid. Er hat noch Elan, hat aber auch schon einiges auf die Nase bekommen.
Diese alten Säcke gehören ausrangiert, damit endlich wieder mal frischer Wind durchpusten kann. Denn in der Tat hat sein Führungsstil zur Folge, dass sie nur noch die alten Grantler im Team haben oder ganz Junge. Die Mittelschicht fehlt komplett. Die Alten haben ein Vorruhestandsangebot erhalten und sind innerhalb der nächsten Monate weg, worüber sich der Chef gerade diebisch freut. Dabei entsteht ein Schaden für die Firma, die ihn jahrelang pünktlich und gut bezahlt hat, vor allem aber auch für die Kollegen, die übrigbleiben und die Suppe auslöffeln müssen. Doch bei diesem puren Egoismus ist das so jemandem völlig egal. Wie können solche Menschen nur so lange auf solchen Positionen bleiben und sich auch noch geil fühlen? Wobei, wenn ich sehe, wie seine Lefzen runterhängen, weil er so bitter ist, denke ich, er hat auch schon seine Strafe. Trotzdem ist es schade um all die guten Menschen, die er mit dieser Art negativ beeinflusst hat. Toxische Menschen sind mir ein Graus.
Und wenn wir schon mal von mangelnder Führungsqualität reden, dann darf einer nicht fehlen: Mein Chef. Gegen kurz nach 11 Uhr erhalte ich heute eine Rückmeldung vom Chef des Nachbarteams. Mein Chef hätte gestern das Thema meines Potenzialwunschs vorgebracht und würde als Nächstes wieder auf mich zukommen. Das sind ja so Aussagen, die ich hasse, also frage ich nach, ob ich nun Magenschmerzen haben müsste oder nicht. Nein, ganz im Gegenteil! Sie wollen mich dahingehend unterstützen. Der Einzige, der noch etwas verhalten sei, sei mein Chef…aber nicht, weil er mich nicht für fähig erachte, sondern weil er das noch nie gemacht habe. Und da haut´s mir das Blech weg. Er ist seit Jahrzehnten Führungskraft. Jede Führungskraft muss permanent einen seiner Mitarbeiter in der Pipeline haben, den er dahin entwickelt, die Führung zu übernehmen. Gut, okay, was will er da schon vorleben, wenn er es selbst nicht kann. Aber er ist nun 61 Jahre und konnte sich diesbezüglich immer wegducken??? Wollen die mich verarschen?! Und so was wird gedeckt. Da kriege ich das Kotzen und rege mich furchtbar auf. Den Antrag – das erfahre ich wieder über Umwege – hat er auch schon weitergereicht. Eine Rückmeldung hat er mir aber noch nicht gegeben. Ich weiß also offiziell von nichts. Vermutlich feilt er noch an seiner Rede, wie er mir seinen Kampf, den er für mich ausgefochten hat, am besten verkaufen kann? Ich werde ihn einfach mit seinen Worten konfrontieren und fragen, wie seine Kollegen denn reagiert hätten? Denn das sei ja seine größte Sorge gewesen. Ob das diplomatisch ist? Mir doch scheißegal! Ich kann das alles nicht ernstnehmen und werde immer mit offenem Visier kämpfen. Alles andere ist nicht authentisch und ja genau das, was ich anprangere. Ich will ja schließlich nicht in die Politik, sondern eine vernünftige Arbeit leisten.
Noch ist übrigens nichts entschieden. Es muss noch durch verschiedene Gremien, ich muss noch ein Assessment mitmachen, vor dem ich auch prompt gewarnt wurde: Ich solle natürlich schon bestehen, aber bitte nicht zu gut, denn dann würde ich auch aussortiert werden. Ist das nicht geil?! Dann hätte Mann (!) zu viel Sorge, Macht zu verlieren. Ich weiß nicht, ob ich das Spiel bis zum Ende mitspielen werde. Wenn´s mir zu blöde wird, ziehe ich zurück und sage: „Wenn Ihr noch nicht so weit seid, dann verschwende ich mein Talent einfach nicht an Euch!“ Ja, ich glaube, das könnte mir gefallen. Und nein, ich bin nicht arrogant. Ich zweifle dauernd an mir. Nur wenn ich diese Pappnasen um mich herum erlebe, kriege ich die Motten.
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