Der Tag kommt, der Tag geht – wenn das mal einer versteht. Die eigentliche Botschaft? Ich hatte ja meinen neuen Regeltermin (nein, wir reden nicht über Menstruationsbeschwerden) mit meinem Chef. Wir reden auch. Er fragt genauer nach, was in meinen Projekten so passiert. Und noch genauer, weil er es nicht kapiert. Mit einer Engelsgeduld erkläre ich ihm alles. Die Stunde ist im Nu vorüber, und ich muss zu einem Anschlusstermin. Aber bevor ich auflegen darf, sagt er noch: „Siagst des! Du host gsoagt, mia hättn koa Themen net.“ Ich hole noch mal tief Luft, zähle munter bis fünf und sage: „Ich habe gesagt, ich hätte keinen Bedarf, da ich keine Entscheidungen von Dir benötige und es auch keiner Priorisierung meiner Tätigkeiten bedarf. Wenn Du Infos willst, kann ich sie Dir geben. Das ändert aber nichts an meiner ursprünglichen Aussage, dass ich diesen Termin nicht benötige.“ Er versteht´s dennoch nicht. Dem kann wahrscheinlich auch keiner erklären, wie die gelben Flecken in den Schnee kommen.
Zu meinem Potenzialgeschiss sagt er jedoch keine einzige Silbe. Nichts. Nada. Ich beiße mir eher die Zunge ab, als diesen hirnverbrannten Vollidioten hierzu zu befragen, denn ich habe meine Infos ja anderweitig erhalten. Wenn er das Spielchen braucht, kann er es haben. Von meiner Seite aus werden keine Hinweise mehr fließen, die er anderweitig gebrauchen könnte, weil er blind, taub und dumm ist. Soll er gegen die Wand laufen. Ich hoffe, er zündet dabei noch den Turbo. Schade…aber wer´s braucht…? Es gibt so viele Artikel, Studien, Podcasts etc., die gerade beim Thema Führung um die innere Kündigung der Mitarbeiter kreisen. Hier haben wir ein solches Beispiel auf dem Präsentierteller. Aber selbst, wenn ich es mit Leuchtraketen ausstatten würde, ein Nebelhorn dazu aufheulen ließe und er zusätzlich noch einen Stromschlag bekäme, wäre er zu dumm, das zu erkennen.
Ja, ich weiß, wie hart, böse und gemein das klingt. Kennt Ihr noch die Sage von Sisyphos, wahlweise auch Sisyphus geschrieben? Ich habe mich immer gefragt, wie das jemand durchhalten kann? Diesen Felsbrocken, den er immer steil berganschieben muss und der dann immer wieder runterrollt – tagein, tagaus, immer wieder aufs Neue. Genau diesen würde ich hernehmen und mich von ihm überrollen lassen. Dann wäre das Thema doch auch beendet. In meinem speziellen Fall würde ich natürlich lieber meinen Chef unter selbigen schubsen. Es will mir einfach nicht in den Kopf, wieviel Inkompetenz ungestraft herumläuft und dafür noch fett Kohle kassiert.
Corona ist ein Scheißdreck, aber es hat eben auch Gutes bewirkt. Mehr Menschen, als jemals zuvor, machen sich Gedanken über ihre Arbeit. Vieles, was nicht ging, wie Arbeiten im Home Office, ist auf einmal möglich. Davon angestachelt, stellen viele nun ihre komplette Arbeit mal auf den Prüfstand und bemerken, wieviel völlig schiefläuft. Es gibt Arbeiten, die braucht niemand! Und ja, das meine ich so. Die Tätigkeiten, die am schlechtesten bezahlt werden, sind häufig diejenigen, die am dringendsten benötigt werden. Ob es die Kassiererin ist oder der Pfleger…oder wie groß war der Aufschrei, als wir wochenlang nicht zum Friseur konnten? Die Kohle, die aber für den großen Wasserkopf rausgeschmissen wird (und ja, dazu gehöre derzeit leider auch ich), könnte man so viel sinnvoller nutzen. Wir bürokratisieren uns kaputt…und diskutieren um riesengroßen Nonsense. Wichtig hierbei sind dann auch die richtig coolen Bezeichnungen, die man diesen Leuten umhängt, wie CEO oder CFO oder Head of Schlaach-mich-tot. Dazu habe ich mal wieder einen interessanten Artikel gelesen. Es bräuchte in allen größeren Firmen auch einen CVO. War mir bislang auch nicht bekannt. Gemeint ist damit ein Chief Vision Officer. Ja, auch wieder eine amerikanische Bezeichnung, aber nennen wir ihn doch einfach Visionär. Während der CFO (Chief Financial Officer) bei gesunkener Produktivität als Erstes mal das Einsparen beginnt – und das gerne auf unterster Ebene -, würde ein CVO oder eben Visionär überlegen, wie man nun am besten investiert, damit die Mannschaft besser aufgestellt, besser ausgebildet, besser motiviert werden kann, damit man gemeinsam große Ziele erreichen kann. In der Realität wird der Rotstift gerade an so vielen falschen Stellen angesetzt, was uns noch auf die Füße fallen wird. Und wenn ich mir dann meine Arbeit anschaue und sehe, wofür ich mein Geld bekomme, dann lähmt mich das irgendwie. Ich arbeite schon und leiste was, keine Frage. Aber es entspricht eher der Arbeit von Sisyphos, denn der Felsbrocken gelangt niemals an sein Ziel, sondern rollt wieder runter, weil noch zu viele Befindlichkeiten an allen Ecken und Enden herrschen, als dass wirklich mal eine Unternehmenskultur etabliert werden kann, die den Menschen achtet und wertschätzt. Da kann ich noch so begeistert sein und Visionen haben – es hilft nichts, wenn an den entscheidenden Stellen Dummsäcke sitzen, die eine Regelkommunikation einstellen, um Laber-Rhabarber zu machen, damit der Kalender hübsch voll aussieht. Ich bin gespannt, wann das mal kippt und wie manch einer sich dann umschauen wird. Denn eins ist sicher: Es geht nicht mehr so weiter, wie es vor der Pandemie war – oder zweifelt da noch einer dran?
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