Gestern Abend ist es noch nett mit den Meeeeedchen. Es läuft nicht ganz so, wie ich das gedacht habe, aber am Ende stehen die Mädels im Finale, auf die ich getippt hatte. Ob mich das nun glücklich macht? Nö. Das zeigt nur, wie vorhersagbar manches ist. Und das ist ja hin und wieder auch ganz nett in dieser Zeit, wo so vieles eben nicht vorhersehbar ist.

Heute Morgen sagt die Kollegin, die heute zu ihrer Junggesellinnenparty startet, Termine in der nächsten Woche ab. Ich bin fast schon panisch, da wir ihre Termine im Kalender ja nicht gelöscht haben. Nicht, dass sie sich noch in ein Meeting einwählt, bevor ihre Freundinnen sie einsammeln und die Kollegen dann die Tour vermasseln – nach dem Motto: „Watt machste denn noch hier? Wir dachten, Du bist schon angeschickert auf der Party?!“ Daher rufe ich sie zügig über Skype an und erwische wohl den richtigen Moment. Im Hintergrund wird rumgekreischt. Die Mädels sind also angekommen und schlürfen jetzt erstmal Prosecco. Na, dann hat ja doch noch alles geklappt.
Beruhigt widme ich mich den weniger aufregenden Themen dieses Tages. Meine liebe Kollegin hat gerade richtig die Schnauze voll. Sie muss schon seit längerem Aufgaben machen, die eigentlich in den IT-Bereich fallen. Das nimmt unser Chef zum Vorwand, ihr zu sagen, sie würde sich ja nicht zur Beraterin weiterentwickeln, weshalb sie in keine höhere Entgeltstufe gelangen könne. Dabei ist das der Hohn schlechthin. Und so langsam reicht´s ihr auch. Sogar der Chefchef ist sich voll und ganz im Klaren darüber, dass sie eigentlich Arbeit macht, die eine andere Abteilung machen müsste und nur sie das retten könne, aber er hält daran fest. Sie übernimmt also Programmier-Arbeiten, bekommt aber weiterhin Micky Mouse Geld. Bei einem kurzen Austausch kotzt sie sich aus und warnt mich vor, montags nun auch in das Jammerhorn zu blasen. Anders würde sich ja eh nichts bewegen. Sollte dann immer noch keine Veränderung reinkommen, wolle sie sogar das Team verlassen. Oh, wie gut ich sie verstehen kann. Die nächsten Monate werden ja ohnehin einige Umstrukturierungen stattfinden. Mal schauen, wo wir uns dann wiederfinden?

Ich mache zeitig Feierabend, weil es mich gerade echt juckt. „Ausmisten“ ist das neue Yoga – zumindest in meiner derzeitigen Welt. Als Erstes rufe ich bei der Caritas an und frage nach, ob sie in ihrem Sozialkauf an Porzellan interessiert seien? Die echt ruppige Dame antwortet: „Einzelteile brauchen wir nicht! Was haben Sie denn?“ `Freundlichkeit im Gepäck´, möchte ich schon sagen, verkneife es mir dann aber doch lieber. Ich habe schon zusammenhängendes Service abzugeben. Sechs Teller mit Schüsseln und Platten. Oder auch ein sechsteiliges Tee-Service. Mir wird dann – immer noch pampig – ein Termin nächsten Donnerstag vorgeschlagen: „Aber nur eine Viertelstunde! Und wir packen hier nix um. Die Kiste, in der Sie das Zeug bringen, bleibt also hier.“ Ah ja. Irgendwie kommt es mir gerade nicht wie eine gute Tat vor, sondern fühlt sich eher an, dass ich noch dafür zahlen darf, Geschirr abzugeben. Ich kann´s auch in die Tonne schmeißen…nur gibt es meines Erachtens nach genügend Menschen, die sich eben nichts kaufen können. Dazu habe ich ausschließlich teures Porzellan, weil ich in meiner Oberstufen- und Uni-Zeit in einem Porzellanladen gejobbt habe. Wir reden also von Rosenthal und Villeroy & Boch. Und selbst, wenn es von IKEA wäre, fänd ich diese Unfreundlichkeit deplatziert. Aber es ist Freitag. Wahrscheinlich ist die Dame einfach genervt von der Woche.

Als Nächstes packe ich eine große Kiste aus, die voll mit Kram ist, den ich jahrelang nicht angeschaut habe. Rigoros, wie ich sonst nie beim Entsorgen vorgehe, schmeiße ich etliches sofort in einen Müllsack. Unter den Sachen befinden sich auch sechs vollgeschriebene College-Blöcke mit meinem besten Freund (und Schwarm) aus der Mittelstufe. Richtig, Mittelstufe! Da war ich noch nicht mal 16. Das schmeiße ich ungelesen nun doch endlich mal weg. Und dann entdecke ich noch einen Karton mit Briefen und Karten von meinem Ex. Puh! Der konnte im ersten Jahr richtig nett schreiben. Ich lese mir die Briefe in der Tat alle noch einmal durch. Da stehen durchaus auch nette Sachen drin…aber es sind eben auch schon seine Dämonen zu erkennen. Irgendwie ist das schlimm, oder? Er war echt sehr intelligent…fast schon hochintelligent. Aber er hängt dennoch an der Flasche und hat dadurch so vieles zerstört – nicht nur seine Intelligenz. Keine Ahnung, warum ich das so lange aufbewahrt habe…und auch, warum ich das jetzt noch mal lese? Nur jetzt kann ich das gerade loslassen. Ich lese es, erinnere mich auch an die erste, schöne Anfangszeit…ans Erwachsenwerden…und kann es verabschieden. Ich mache quasi gerade Frieden damit. Man, man, man, das fühlt sich schon echt gut an.
Mit Bodylotions, Tübchen, Cremes mache ich weiter. Heute bin ich in Wegwerf-Stimmung. Zwischendurch telefoniere ich mit meiner Sis, die leider absagen muss. Es wird ohnehin über Pfingsten voll werden, aber in erster Linie kommen sie nicht vorbei, weil sie wieder ganz arg Rückenprobleme hat. Das ist schon schade, aber ich sage ihr auch ehrlich, dass ich die Zeit so auch ganz gerne nutze, um hier noch viel mehr auszumisten. Wenn ich einmal dabei bin, möchte ich diesen Flow nutzen, weil ich den in dem Maß nicht kenne. Es ist herrlich befreiend! Ok, und staubig. Meine Augen sind richtig gereizt. Aber das befreiende Gefühl macht es allemal wett. Loslassen, entrümplen, um dann zu neuen Abenteuer aufbrechen zu können. Das fühlt sich wunderbar an. Das Wochenende kann also kommen.

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