Als erstes habe ich für heute ganz früh eine Einladung von einem Team bekommen. Alles Kerle, aber allesamt echte Mimosen. Bei den Werkern kann man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Bei den anderen…puh! Beim letzten Mal habe ich sie gelobt für ihr Ergebnis und darauf hingewiesen, dass dies allerdings nichts mit der Methode zu tun hätte. Oh je, da waren sie aber beleidigt, weil ich ja gesagt hätte, alles sei Scheiße. Ach, so was mag ich ja. Kleine Mimis. Sie wollten nach einem Monat noch mal nachfragen. Nun sind auch locker zwei vergangen. Als sie loslegen, bemerke ich, dass sie nicht die kleinste Kleinigkeit angepasst haben. Doch dieses Mal ist der Chef dabei. Also bekommt auch nur er Feedback. Und der is a Schwob. Die Sprache klingt, wie ich finde, immer recht nett: „Da dafür könnet mir net schwanger sei.“ Solche Formulierungen liebe ich. Er versteht mich auch, als ich ihm erkläre, worum es dabei gehe: Die Mitarbeiter sollen entwickelt werden. Tue er doch auch! Er sage ihnen schließlich, was sie zu tun hätten. Manchmal möchte ich mich erschießen – oder mein Gegenüber. „Nein! Die sollen ihre eigenen Ideen einbringen. Sonst behalten wir die ewig gleiche Suppe bei. Es kommt am Ende nur Dein Ergebnis heraus, und die Arbeiten hast Du delegiert.“ Ja, aber von seinen tollen Ideen könnten sie dann ja lernen! Was soll ich da noch sagen? Setzen, sechs? Und überhaupt könne er ja nur mit dem Strom schwimmen. Schließlich habe er zwei schulpflichtige Kinder Zuhause, für die er ja auch sorgen müsse. Da könne man nicht mal was ausprobieren oder gar auf Missstände hinweisen. Ich kündige ihm an, mein Vergleich, der jetzt komme, sei krass, aber im Grunde passend: „So hat es bei Adolf auch funktioniert.“ Da gibt er mir recht und erklärt mir, wie häufig er völlig widerwillig zur Arbeit gehe und den Scheiß so satt habe.
Ich glaube, so geht es ganz vielen. Auf Dauer macht das aber doch nur krank, oder? Mich regt auch vieles auf. Die Frist, die ich mir gesetzt habe, ist Mitte nächsten Jahres. Ist bis dahin die Umstrukturierung gelaufen und ich mit für mich herausfordernden Aufgaben versehen, ist alles chic. Falls nicht, ändere ich was – intern oder auch extern. Als gäbe es echt nur einen einzigen Arbeitgeber. Solche Menschen, die innerlich gekündigt haben (und ja, das hatte ich phasenweise auch), kosten die Firmen eine Menge Geld. Der Idelaist in mir will da was ändern. Nennt mich ruhig Don Quijote.
Für den morgigen größeren Termin fragt mal wieder keine der Verantwortlichen nach. Die eine Dame soll ich einarbeiten, während sie ständig mit Aussagen, wie: „Bin ich noch nicht zu gekommen“ um die Ecke kommt. Mein Spitzenreiter ist allerdings ihre Aussage: „Oh!“ Oder anderthalb minütiges Schweigen nach einer Frage, die ich stelle. Sie ist komplett passiv, bezeugt allerdings auf Nachfrage, voll motiviert zu sein. Die andere Dame ist zwar hoch motiviert, dafür aber total chaotisch. Wir müssen uns in diversen Veranstaltungen abstimmen. Das muss jedoch immer von mir ausgehen, weil sie es immer vergisst. Sprich: Ich pinsel´ eine Agenda, eine Präsentation, überlege mir ein strategisches Vorgehen und ernte ein: „Ach, das ist ja toll. Das können wir gerne so machen.“ Manchmal frage ich mich, ob viele einfach nur stumpf sind? Vermutlich weil sie wissen, dass es immer Deppen (wie mich) geben wird, die ja Input liefern. Was gäbe ich darum, einmal mit verbindlichen, motivierten Leuten zu arbeiten, die Bock haben, gemeinsam was zu bewegen. Da war es echt noch im Gefängnis leichter.
Zur Belohnung schaue ich kein Fußball, sondern fahre zu einer Freundin zum Grillen. Und wie das so ist, wenn man auf der Terrasse grillt, hängt schon der Erste übern Zaun. Nein, nicht um zu schimpfen, sondern um zu labern. Finde ich lustig, auch wenn mir das bei mir Zuhause vermutlich auf den Zeiger gehen würde. Und Rabbeldiwutz fachsimpeln der Nachbar und ich über die EM. Wir glauben beide nicht an eine echte Chance der Deutschen. Andererseits: Totgesagte leben länger, gell? So was fällt mir ja leicht bzw. fällt mir gar nicht auf, mit einem mir bis dato Unbekannten zu quatschen. Und dann auch noch unqualifiziert, aber fachmännisch. Die Freundin lacht sich in der Küche kaputt und verweist darauf, dass wir zwei Bekloppten eben einfach Rheinländer sind. Wir schaffen es, mit nahezu jedem ins Gespräch zu kommen, wenn wir denn wollen.
Zurück Zuhause, checke ich dann doch mal den Zwischenstand. Und da sehe ich, dass die Franzosen 1:0 führen, was mich nicht wundert. Allerdings wundere ich mich über den Torschützen, weil ich Hummels bislang in der deutschen Nationalelf wähnte. Und so frage ich mich, was „ET“ in Klammern dahinter wohl bedeuten mag? ET, wie der Spielberg-Klassiker? Also der Außerirdische? Und dann dämmert´s dann selbst mir hohler Nuss, dass das wohl Eigentor heißen muss. Das ist natürlich bitter. Ein Urteil kann ich mir nicht erlauben, da ich es ja nicht gesehen habe. Ist vielleicht auch besser so. Denn so kann ich nach einem schönen Abend glücklich und zufrieden ins Bettchen sinken. Ach, was will ich mehr? Ok, ein paar Dinge fallen mir schon ein. Doch fürs Erste ist alles gut so, wie es ist.
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