Heute ist…ein verdammt guter Tag. Dabei läuft gar nicht alles, wie am Schnürchen. Es ist trotzdem ein guter Tag. Am Morgen hingegen ist mir, als hätte die Nacht gerade erst begonnen. Ich stehe etwas neben mir und kann mich erst mit einer Dusche so richtig wecken.
Die Vorbereitung für den heutigen Workshop schließe ich mit einer Präse noch ab. Gott, wie schön doch Präsenz-Worshops sind. Da würde ich auch nie mit Powerpoint arbeiten. Miro ist bei uns nicht erlaubt. Confluence überfordert einige noch zu sehr. Also muss die gute, alte Präse her. Zum Glück muss es nicht mehr der alte Overhead-Projektor sein. Mit dem habe ich zu meinen Anfängen auch noch hantieren müssen. Vorerst bleiben wir noch bei Online-Workshops, doch das wird sich nun mit und mit ändern. Gottseidank!
Die größte Herausforderung ist bei der Truppe das Zeitmanagement. Doch ich schaffe es so einigermaßen, die Viel-Diskutierer einzufangen. Das Mädel, das ich hierbei nebenher mit ausbilden soll, sagt wieder mal kein Wort. Auch das Ausbleiben einer Kontaktaufnahme ihrerseits nehme ich zum Anlass, im Anschluss mit ihr unter vier Ohren zu sprechen. Ich frage sie auch ohne Umschweife, ob sie kein Interesse daran hätte, keine Zeit vorhanden sei oder ich sie schlichtweg einschüchtern würde? Nee, das sei es alles nicht. Sie habe nur immer noch nicht verstanden, was ihre Aufgabe sei. Ich erkläre es ihr zum wiederholten Mal und fordere sie dann auf, aktiv nachzufragen, was noch unklar sei. Nö, da gebe es gerade nichts. Es ist, wie es immer mit ihr ist: Sie hat keine Fragen, nur leider auch immer noch keine Ahnung…gepaart mit sauwenig Antrieb. Schlechte Kombi.
Und dann habe ich auch schon das große Vergnügen, mit meinem Chef zu reden. Er hat nun endlich zum Termin eingeladen, um die weitere Vorgehensweise bzgl. Potenzialgeschiss zu besprechen. Zunächst muss er allerdings noch jammern, dass er erst morgen seine Zweitimpfung erhalte und etliche andere, die ihre Erstimpfung nach ihm erhalten hätten, ihn nun überholt hätten. Zefix! Wenn er das gewusst hätte! Ist doch klar, wenn zwischen Erst- und Zweitimpfung bei Astra ca. zwölf Wochen liegen und bei BionTech ca. sechs. Ja, aber unfair sei das schon. Da pack´ ich mir an den Kopf. Wenn mir noch einer mit „unfair“ und diesem Mist kommt, hau´ ich ihn ungefragt einfach aus der Hose. Ich kommentiere trocken: „Wolfgang, ich habe noch gar keine Impfung erhalten. Also komm´ mal runter. Du genießt bald schon den bestmöglichen Schutz!“ Wieso muss dieser Volldepp immer noch meckern und jammern?
Aber dann kommen wir zu mir. Und er redet völlig gegen die Arbeit als Führungskraft. Und ob ich mir das gut überlegt hätte? Und ob das so sinnvoll sei? Und ob ich auch wüsste, dass das nicht nur Zuckerschlechen sei? Ich frage ihn, ob ich das richtig verstehe, dass er mich als naiv empfinde und mir das ausreden wolle? „Äääääh…des…naaaa…i woas a net. Na. Des passt zu Dia. I hob´ nur grad a massives Problem mit dära Firma. I konn´ goar net profissionell sei.“ Er entschuldigt sich sogar dafür. Hossa. Und dann macht er trotzdem so weiter und heult mir sein Ströphchen, dass er sich wegbewerben würde, wenn er nur 20 Jahre jünger wäre. Alter! Die Frage ist gerade weniger, ob ich geeignet bin, als vielmehr, ob er dafür geeignet ist. Doch die Antwort habe ich mir ja schon selbst mehrfach gegeben…und nicht nur ich.
Dann habe ich meine Rücksprache mit meinem eventuell potenziellen zukünftigen Chef-Chef. Und ich muss zugeben: Ich bin echt nervös. Hossa! Denn hieran liegt mir ganz viel. Nach einer Viertelstunde sagt er mir, es brauche Charaktere und Persönlichkeiten, damit sich etwas ändern könnte. Und daher stehe ich ohnehin auf seinem Zettel. Er könne mir noch nichts versprechen, da dieses Team ja erst gegründet werden müsse. Aber ich sei auf seiner Liste. Er habe nur Positives über mich gehört. Ääääh? Da bin ich mal etwas baff. Bis hierher weiß er noch nicht einmal, was ich studiert habe oder an Ausbildungen/Fortbildungen habe. Als ich ihm das kurz schildere, fühlt er sich bestätigt, dass ich genau richtig auf seiner Liste stehe. Ich bin…geplättet. Das heißt noch nichts, klar. Das bedeutet auch nicht, dass es dort wie im Rosengarten zugeht. Doch so tolles Feedback zu erhalten, das andere von sich gegeben haben, erfüllt mich schon mit Stolz…und auch ein bisschen Demut. Ich ärgere mich ja auch oft, dass alles irgendwie verpufft, doch scheint ja wohl etwas anzukommen. Und so strahle ich über sämtliche Bäckchen, als wir das Gespräch beenden und denke einmal mehr, wie unterschiedlich Führungskräfte doch sind. Auch da gibt es die Bremser und Enthusiasten…und die Deppen. Ratet mal, in welche Kategorie mein Chef passt? Ich weiß, schwere Aufgabe.
Ich fahre meinen Laptop runter und bin verdammt glücklich. Eine Stunde später klingelt mein Dienst-Handy. Die meisten würden sagen: Nach Dienstschluss ist das Handy aus. Aber ich bin ja da. Wenn irgendwer gerade was braucht, kann ich doch schnell helfen. Doch weit gefehlt! Es ist die Impf-Abteilung im Haus, die mir spontan einen Impftermin für Montag anbietet. Da zucke ich nicht, sondern rufe nur freudig: „Ja klar! Wie geil ist das denn?!“ Die Frau am anderen Ende lacht. Ich dachte, alle reagieren irgendwie so. Ich hatte mich darauf eingestellt, erst den Piekser in zwei bis drei Wochen zu erhalten.
Was bin ich doch für ein Glückskeks, oder? Jetzt kommt nur noch meine Schule, bei der wir über psychotrope Substanzen sprechen. Gut, ein ziemlich radikaler Bruch zu den Glückshormonen, aber im weitesten Sinne könnte man das ja auch einen rauschartigen Zustand schimpfen.
Dranbleiben, du hast ne Serie!! …und frag gelegentlich deinen Chef Chef, wann du mit ihm Aufgabenbereich und Zuständigkeiten abstimmen kannst und schlag ihm vor, wen er dir in dein Team geben soll. Ahh, was ist das grad spannend bei dir, fiebere mit!
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Hallo und sorry fürs späte Antworten! Ich war etwas…äääh…abwesend. 🙂 Danke für Deine aufmunternden Worte. Ich bin gespannt, was sich noch so ergibt. Manchmal ist die Fülle an Möglichkeiten auch etwas erschlagend. Ich versuche mich noch im Jonglieren.
Hab´ einen tollen Wochenstart!
Claudia
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