Uff…wieder da. Nicht, dass es mich zeitweise nicht gab. Ich war nur einfach nicht hier. Über verschiedenste Kanäle habe ich nun mitbekommen dürfen, dass es die ein oder andere Sorge diesbezüglich gab, was mir leid tut. Mir war schlicht und ergreifend kein bisschen nach Schreiben. Es war der Zufall, der die Serie abreißen ließ – wenn es denn Zufälle gibt? Ich glaube ja nicht so recht daran. Und dann war es für den Moment befreiend, nicht mehr zu schreiben. Klingt komisch, weil gerade das Schreiben mich ja oft „befreit“ – von allzu viel Gedankenchaos, zu vielen Eindrücken, zu viel von allem Möglichen. Vermutlich braucht jeder mal eine Pause. Und ich dachte auch, dass die neu gewonnenen Freiheiten, die wir ja mittlerweile wieder genießen dürfen, auch nicht unbedingt dazu gedacht sind, viel in WordPress zu lesen. Ich wähnte Euch alle also draußen, im Rausch des Lebens. Wie hörte ich unlängst: „Du bist schon sehr absolut, oder?“ Absolut! 🙂 Ganz oder gar nicht, wobei ich grau ja doch auch sooo schätze. „Et is, wie et is.“ An dem kölschen Grundgesetz gibt es einfach nichts zu rütteln.

Meine letzten Wochen waren…viel. In jeder Hinsicht, schätze ich. Manche alten Geister haben mich erneut heimgesucht. Vor 12 Tagen war beispielsweise die Goldhochzeit meiner Eltern. Und damit verbunden, kommen viele Erinnerungen und auch Verletzungen hoch. Es war ein Tag, den ich gefürchtet hatte, war doch klar, dass ich keineswegs daran teilnehmen würde. Und kennt Ihr solche Dilemmata? Ihr könnt tun, was Ihr wollt – am Ende ist es immer falsch, und jeder hat sein Urteil dazu parat. In der Regel, ohne wirklich alle Wahrheiten zu kennen. Das bin ich so satt. Und statt, den anderen so sein zu lassen, wie er ist, erlaubt sich jeder seine Bewertung. Wenn ich in solchen Momente nicht so großartige Freunde hätte, wäre ich wohl aufgeschmissen. Wie jede Medaille zwei Seiten hat, ist das eben das Positive daran: Menschen, die mir nicht sagen: „Du machst alles richtig“, sondern die mir sagen: „Mach´, was für Dich richtig ist. Dann wird es passen. Ich bin da – egal, welchen Weg Du für Dich wählst.“ Unbeschreiblich, wie wertvoll gerade so etwas ist.
Trotzdem war es – im wahrsten Sinne – ein Tal der Tränen für mich. Und ich weine so ungern. So ungern, dass ich davon rasende Kopfschmerzen bekomme. Die sind mittlerweile abgeklungen. Mein krasser Sturkopf hilft mir, solche Zeiten zu überstehen. Mein Humor dabei, mich in solchen Situationen nicht immer allzu ernst zu nehmen. Und so stehe ich jetzt wieder hier: Auf meinen zwei Beinen, mitten im Leben.

Vieles ist in den Fluss gekommen. Auch das hat mich ein wenig umgerissen. Wie Dornröschen in den Schlaf gezwungen, habe ich bisweilen den Lockdown empfunden. Ich bin tatsächlich gut darin, mich an Umstände anzupassen – so auch hierbei. Und dann ist es von jetzt auf gleich so, als würden alle Dämme auf einmal eingrissen. Beruflich gesehen, heißt das: Es eröffnen sich mehr und mehr Möglichkeiten innerhalb der Firma. Mein ChefChef wird unseren Standort verlassen (was mich nicht wirklich verwundert, meinen Chef hingegen sehr). Er hat mich vorletzte Woche angerufen und mir mitgeteilt, dass eine Art Academy innerhalb des Unternehmens gegründet werden sollte. Und dabei hätte er sofort an mich denken müssen und seiner Nachfolgerin dringend angeraten, sich mit mir darüber zu unterhalten, da er ja wisse, ich wolle eigentlich wechseln. Da war ich einmal mehr erstaunt. Leider war ich da gerade auch in der Talsohle, in der ich mal wieder meinen Glaubenssatz stark hörte, nirgends wirklich passend zu sein. Also habe ich sofort zu argumentieren begonnen: Andere wären viel größere Experten, was das Thema beträfe. Das sind solche Momente, in denen die Menschen mir gegenüber mit offenen Mündern erstaunt den Kopf schütteln. So auch mein ChefChef: „Du magst das Thema erst hier kennengelernt haben. Aber Du kannst alles schulen und trainieren, weil Du Menschen erreichst. Die Experten haben Expertenwissen – nur gelingt ihnen der Transfer nicht. Da gibt es keinen, der das so kann, wie Du.“ Spätestens jetzt würde jeder sagen: Genieß´ diese angenehme, warme Dusche, und halt´ einfach mal gepflegt das Maul. Wäre ich in solchen Momenten nur jeder! Ich habe weiter argumentiert, was auf noch mehr Erstaunen gestoßen ist.
Die Krux bei der ganzen Sache, ist wohl die: Ich will niemanden enttäuschen. Nicht falsch verstehen, ich weiß schon, dass ich keine totale Nullnummer bin. Bisweilen denke ich darüber nach, ob ich am Hochstapler-Syndrom leide? Ich habe immer wieder Angst, entlarvt zu werden. Irgendwann kommt einer um die Ecke und sagt: „Die kann ja mal so gar nichts!“ Nicht ganz so drastisch, erkläre ich es meinem ChefChef. Ich wolle einfach nicht zu den Dampfplauderern gehören, von denen wir so viele im Unternehmen hätten. Er lacht: „Das ehrt Dich! Und genau, weil Du so denkst, wird das bei Dir nie passieren.“ Ich bin gerührt. Und wieder steigen mir Tränchen in die Augen. Es hört sich schön an…nur fühlen kann ich es nicht. Daher glaube ich es auch nicht so richtig. Und ja, der Blick zurück ist ein doofer. Und doch ist es genau das, was mich wohl am Fliegen hindert: Die Sandsäcke der Vergangenheit. Die Ermahnungen, bloß nicht überheblich zu werden. Schließlich sei ich „nur“ ein Mädchen. Schließlich hätte keiner meiner Eltern mehr als mittlere Reife. Also woher solle das schon kommen? Männer mögen keine intelligenten Frauen! Und so geht es in einer Tour fort.

Und dann passiert genau das, was so gar nicht mehr passiert: Ich lerne einen Mann kennen. Tatsächlich nicht über eine Dating-Plattform, sondern über ein berufliches Netzwerk. Er erwischt mich gerade in dieser verletzlichen Phase. Ich denke noch, er lebt in einem ganz anderen Bundesland, nur um dann feststellen zu müssen, er lebt in München. Herrje! Und er will mich kennenlernen. Herrje, herrje. Was will der mit mir? Er ist erfolgreich, sieht gut aus, ist eloquent. Ich will eigentlich gar kein Treffen, weil es so vieles entzaubern kann. Wobei ich natürlich nur davon ausgehe, dass ich enttäusche – niemals er. Er ist gut, das muss ich ihm lassen, weil er schön die Finger in sämtliche Wunden legt, die sich so finden lassen. Das tut er keineswegs böse! Ich gebe nach, denn ein Hasenfuß will ich nicht sein. Ich fahre etwas Achterbahn…naja, etwas ist gut. Meine liebe Kollegin strahlt mich an und sagt: „Ist das schön, Dich auch mal aufgeregt zu erleben.“ Da stutze ich: Hä? Ich bin doch öfter mal aufgeregt. Aber wohl nicht so. Ich sei immer souverän und klar. Interessant, wie das nach außen wirkt, obwohl ich im Innen doch anders fühle.
Der langen Rede kurzer Sinn: Es hat nicht gefunkt. Schade. Er ist ein netter Kerl. Aber die Chemie ist nicht da. Eventuell reicht sie für eine spätere Zusammenarbeit – sein Vorschlag, nicht meiner. Ich finde das Phänomen immer erstaunlich – und bitte, an alle Herren da draußen, die das jetzt lesen: Ich weiß, Ihr seid nicht alle so. Doch vermutlich ist es in den Genen so angelegt: Männer treten auf mit „Ich kann, ich habe, ich weiß“. Und dem gegenüber stehe ich und sage: „Ich kann ein bisschen was, aber darf noch sooooooo vieles lernen.“ Dann steht man sich gegenüber, und es fühlt sich völlig anders an. Er kann vieles, er weiß auch vieles, aber es fehlt ihm an Authentizität, ein bisschen an Wärme und wohl auch an Selbstbewusstsein, was er tarnt. Und ich frage mich mal wieder: Wieso meine ich immer, mich verstecken zu müssen? Ich schaffe es zumindest, hinzuhören und Raum zu geben. Das ist doch auch mal was. Ich werde niemals bahnbrechende Technologien entwickeln, kein Mittel gegen Krebs erforschen oder mathematische Formeln lösen. Ich kann ja noch nicht mal einen Nagel gerade in die Wand kloppen! Jeder hat seine Talente und ist einzigartig. Was ich anderen predige und woran ich fest glaube, sollte ich auch einfach mal auf mich anwenden. Klingt mal wieder so leicht und wird mich vermutlich bis an mein Lebensende begleiten, weil ich daran arbeiten muss/möchte.

So, jetzt wisst Ihr, was mich so in den letzten Tagen und Wochen umwabert hat, worauf ich meine Energie ver(sch)wendet habe. Spürt Ihr das auch? Diese Bewegung, die so krass an Fahrt aufnimmt? Oder ist das mal wieder nur mein eigener, kleiner Kosmos, der mich das so empfinden lässt? Ich bin auf jeden Fall wieder sehr neugierig, was noch kommen wird. Ich wünsche mir, dass es Euch allen gut geht und danke Euch für Euer Lesen, Eure Sorgen und Euer Interesse!

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