Hoch die Hände…nee, doch nicht richtig Wochenende. Warum nicht? Seit letztem Wochenende habe ich ja das Lernen für mich entdeckt. Reichlich spät, wenn ich so nach rechts und links schaue. Aber immerhin habe ich nicht erst zwei Wochen vor der Prüfung mit dem Lernen angefangen. Mei o mei, ist das viel Stoff, den ich lernen muss/darf. Altobelli. Ich weiß, das ist selbstgewähltes Schicksal. Trotzdem ist es krass viel Stoff. Jammern nutzt ja nichts. Wobei ich mir auch selbst schon die Frage beantwortet habe, was das Schlimmste ist, was passieren kann? Ich falle durch. Nur was ist dann die Konsequenz? Nichts. Gar nichts. Geld hätte ich in den Sand gesetzt. Doch ich verliere nicht meinen Job oder habe sonst was zu befürchten. Das mache ich ja nur für mich. Und wer jetzt schreien möchte: „WAAAAAAS? Streng´ Dich an! Du musst das doch schaffen!“, dem sei gesagt: Ich lerne ja. Nur bislang spüre ich (noch?) keine Verbissenheit. Mein Ehrgeiz ist natürlich schon gepackt…doch es gäbe weitaus Schlimmeres, als diese Prüfung nicht zu schaffen. Nimmt doch Druck raus, gell? Fragt mich allerdings besser nicht, wenn ich es verkacken sollte. Da könnte mir der Bezug zur rationalen Haltung kurzfristig abhanden kommen.

Apropos Druck: Der steigt beruflich gerade wieder. Ich habe in dieser Woche erfahren, dass meine müslimampfende, zwanghafte Kollegin auch im neuen Team meine Kollegin bleibt. Die Person, die ich am dringendsten loswerden wollte, bleibt mir erhalten. Das steigert nicht gerade mein Wohlbefinden. Andererseits denke ich mir, dass ich sie weiterhin an mir abperlen lasse. Wenn sie mich mal wieder betobt, spiele ich das hübsche Teflonspiel.
Der gute Heinz hingegen wird voraussichtlich im Nachbarteam stecken. Dafür hat er sich vor unserer neuen Chef-Chefin hübsch ins Aus katapultiert. Manchmal frage ich mich ja, wieso niemand was gegen solche Menschen unternimmt? Aber dann gibt es diese Momente, in denen sie sich nach Kräften selbst demontieren. Da staune ich manchmal nicht schlecht, stimme ein Loblied auf die Mute-Funktion bei Skype an und schaue mich hektisch nach Popcorn um. Bis ich das allerdings in der Mikrowelle zum Ploppen gebracht hätte, wäre die ganze Chose dann doch vorbei, weshalb ich nur noch von der Erinnerung zehren kann. Es war ein Feuerwerk für meine Ohren, was er da zum Besten gegeben hat. Im Grunde hat er die ganze Arbeit des Teams allein gschultert. (Zwischendurch appe ich meiner Kollegin, dass er auch Himmel und Erde dereinst erschuf, was allerdings ein paar Tage länger zurückläge.) Und ja, er könne sich beispielsweise auch in die Digitalisierung einbringen, weil er da eine Expertise vorzuweisen hätte. Ach, der kleine Allrounder. Er, der nicht mal mit Skype umgehen kann! Der Typ ist der Kracher. Ich schwanke, was die Interpretation betrifft, da einiges infrage käme. Leidet er an Größenwahn oder will er seine Inkompetenz nur überspielen? Glaubt er seinen eigenen Worten oder leider er an Logorrhoe (Sprachdurchfall)? Hat er so eine Panik in sich, dass er meint, er müsse sich positionieren oder ist er einfach nur völlig dämlich? Ich weiß es einfach nicht. Aber unterhaltsam ist es auf jeden Fall. Ich lache mich hier schlapp…alles andere würde mich sonst Richtung Paranoia drängen.

Weniger unterhaltsam finde ich eine Kollegin aus einer völlig anderen Abteilung, die ich in einer Methode fit machen darf. Gottseidank ist damit Ende nächster Woche Schluss. Sie hat sich bislang schon nicht gerade durch Fleiß hervorgetan. Ständig hat sie abgewartet und auch auf Aufforderung nichts gebracht, nur um sich anschließend zu beschweren, sie stünde ja quasi nur als Beobachter am Spielfeldrand. (Ich habe mal darüber geschrieben.) Jetzt treffe ich sie zum ersten Mal live und in Farbe. Ja, ich erkenne gerade mal wieder eindeutig die Vorteile, die Corona so mit sich gebracht hat. Sie berichtet davon, welche Verantwortung sie durch die Umstrukturierung erhalten würde, was ich schon erstaunlich finde. Sie hat ein kleines Kind (anderthalb) Zuhause, was ich mir nicht leicht vorstelle, wenn ich dann zukünftig auch häufiger Reisetätigkeit einkalkulieren müsste. Aber weit gefehlt, das mache ihr nämlich nichts. Im Laufe des Gesprächs plappert sie dann auch von ihrem letzten Urlaub, den sie so nie mehr wiederholen würde. Sie habe mit ihrem Mann beschlossen, zukünftig die Kleine zur Kita zu bringen, wenn sie und ihr Mann Urlaub hätten: „Denn die ist ganz schön anstrengend! Mit anderthalb hat sie ja jetzt so ein Alter, wo sie echt Aufmerksamkeit einfordert. Das ist ganz schön heftig. Da hat sie doch mehr von uns, wenn wir erholt sind und sie abends abholen.“ Manchmal vergesse ich, dass ich dann live da sitze und nicht mehr im Versteck hinter meinem Laptop. Mein Gegenüber sieht dann eben schon meine Gesichtsentgleisungen. Immerhin kotze ich nicht und schimpfe auch nicht los. Doch meine Mimik reicht wohl aus. „Also, nicht falsch verstehen: Ich liebe mein Kind. Aber ich habe keine Lust, mich mit ihr zu beschäftigen, weil ich das einfach nur anstrengend finde.“ Mein Gesicht macht immer noch, was es will. Wir wechseln also besser das Thema. Mir tut nur die kleine Maus leid.
Und nein, damit meine ich nicht, dass man nicht mal genervt sein darf von seinem Kind. Das ist normal und macht einen nicht zu schlechten Eltern. Aber wenn ich so gar keine Lust habe, mich mit meinem Kind zu beschäftigen, wie sie es erläutert, dann frage ich mich: Wieso haben solche Kackbratzen eigentlich Kinder??? Ich verstehe es nicht. Nennt mich neidisch (was nicht meine Wesensart ist), weil ich keine Kinder habe. Ist mir egal. Ich wäre bestimmt eine wahnsinnig behütende Mutter geworden, was auch daneben ist. Ich verstehe Menschen nicht, die Kinder haben (wollen), sich dann aber nicht mit ihnen beschäftigen möchten. Und so bin ich einmal mehr froh, diese dumme Nuss hinter mir lassen zu können.

Morgen ist ein neuer Tag, an dem ich wieder einige Stunden mit Lernen verbringen werde. Meine Hoffnung dabei ist ja auch, die Menschen um mich herum besser verstehen zu können. In Teilen gelingt mir das ja auch durchaus. Ich erkenne auch, an welcher Stelle meine Energie vergebens wäre, weil so manch einer eine am Helm hat. Egoismus an sich ist nur keine psychische Störung, wenn ich mir so die Diagnose-Kriterien anschaue. Und da darf ich dann durchaus weiterhin meine Intoleranz beibehalten. Ich möchte da auch niemanden belehren oder gar bekehren, doch ich merke, wie stark ich auf Abstand zu manchen Menschen gehe. Gesunder Egoismus ist was Gutes…nur übertreiben es einige dann doch auch. Und dann sind sie plötzlich irritiert, wenn ich sie meide. Vermutlich können sie mit der Art von Egoismus auf der anderen Seite nicht wirklich umgehen? Egal, das dürfen sie lernen… oder es lassen – ganz, wie es ihnen beliebt.

5 Kommentare

  1. Hallo, wollte dir nur mal sagen, dass ich als stiller Mitleser und ausgewiesener non-Multitasker und eindimensionales Mitglied der Spezie Mann deine Geschichten sehr mag, aber auch vermisse. Irgendwie hab ich gehofft, dass das Lernen nicht die einzige Sache ist, die du grad machst. Wie ist es dir ergangen in deinem kleinen Chaos-Universum, hast du deinen ex-Chef wieder aufgebaut und deine neue Chefin befriedigt? Hoffe, es geht dir gut. Viele liebe Grüße! Von der Lahn

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    1. Hallo Herr von der Lahn,
      ehrlich? Du hättest derzeit keinen Spaß mit mir. 🙂 Ich schwanke zwischen „Oh mein Gott, ich schaff´ das niiiiiiiie!“ und „Wenn Du es nicht schaffst, geht die Welt nicht unter.“ Langsam werde ich ruhiger und schicksalergebener. Nächsten Mittwoch ist die schriftliche Prüfung. Danach entscheidet sich ja erst, ob ich zur mündlichen zugelassen bin.
      Mein Ex-Chef leckt seine Wunden auf den Malediven. Ist er nicht ein armes Tucktuck? Meine neue Chefin ist cool, wenn auch fordernd. Im Grunde gefällt mir aber genau das.
      Ich schreibe hoffentlich bald wieder…es war nur einfach ein Gefühl von „mir wird alles zu viel“ in letzter Zeit vorrangig. Aber danke, dass Du mir geschrieben und Mut (zum Schreiben) gemacht hast.
      Denk´ nächsten Mittwoch gerne mal an mich in meinem eigens für mich geschaffenen Chaos.
      Genieß´ Dein Wochenende!!!
      Liebe Grüße
      Claudia

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      1. Hallo Claudi,
        bestimmt schaffst du die Prüfung zweistellig, oder vielleicht auch als Prüfungsbeste, so fokussiert, wie du bist. Und deine Chefin hat genau erkannt, wie sie dich kitzeln kann und natürlich gehört es dazu, dass du zweifelst und deine Tiefs hast, … aber nur bis Dienstag Abend! Drück dich und wir sehen uns auf der anderen Seite vom Mittwoch. Viele liebe Grüße von der Lahn.

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    1. Hallo Opferwütiger,
      ich würde Dir gerne positive Kunde berichten, kann es allerdings leider nicht. Ich bin durchgefallen. Echt wahr. Mein Bild der Ärztegilde hat einen Tiefpunkt erreicht. Aber sei es drum: Meine Tränen sind am Mittwoch reichlich geflossen, jedoch mittlerweile getrocknet. Ich befinde mich leider in bester Gesellschaft. Da heißt es wohl: Auf ein Neues in einem Jahr, denn vorher werde ich keinen Platz bekommen.
      Trotzdem: Danke fürs Daumendrücken.

      Und übrigens: Es ging mir nie darum, als Beste abzuschneiden. Bestanden ist das Einzige, was für mich zählt. Hoffentlich beim nächsten Mal.

      Liebe Grüße und ein zauberhaftes Wochenende!

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