Long time no see. Ich weiß. Es war verrückt…und anstrengend und verkrampft. Mei o mei.
Vorweg die Fakten: Ich bin durchgefallen. Jepp. So habe ich auch geschaut. Im ersten Moment war ich ganz schön fertig. Fassungslos. Enttäuscht. Und dann kommt auch kurzfristig die kleine Dramaqueen hervor, die laut vor sich hinschluchzt und sagt: „Niemand hat Dich lieb. Du bist einsam und allein. Und jetzt wissen wir auch noch, dass Du dumm bist.“ Naja, mein Dramaqueenanteil hält sich meist bedeckt, also erlaube ich ihr dann hin und wieder einen kleinen Ausbruch – wohlgemerkt kriege ausschließlich ich allein ihn mit.
Wenn es dann wieder ums Funktionieren geht, bin ich absolut professionell. Leider könnte ich mich dann auch zwischendurch hauen, weil ich schon auch ein bisschen gnädiger mit mir sein möchte. Wenn ich mich selbst geißle, hat niemand was davon. Es hilft doch ungemein, sich mit all seinen Macken, Ecken und Schatten anzunehmen, die man (frau) so vorzuweisen hat. Daher war ich dieses Mal auch anders unterwegs und habe meinem Umfeld mitgeteilt, dass ich meine schriftliche Prüfung verhauen habe und erst nächstes Jahr wiederholen kann. Andere treten gar nicht erst an. Und von denen gibt es eine ganz Menge. Das wundert mich dann schon auch ein wenig. Auf die Idee wäre ich nie gekommen. Gut, mein erster Impuls nach dem Checken, ich hab´s vergeigt, war auch: Wozu mache ich das überhaupt? Ich habe einen Job. Ich brauche diesen Schein gar nicht, auf den sich diese doofen Arschkühe vom Gesundheitsamt einen schrubben. Doch dieses Gefühl hat nicht lange angedauert. Nach ein paar Stunden bzw. am nächsten Morgen war dann doch klar: Ich greife nächstes Jahr wieder an. Es gibt andere, die schon zum dritten Mal durchgefallen sind.
Einzig die Absicht mancher Menschen, anderen bewusst das Leben schwer zu machen, bildet die Diskrepanz in meinem Hirn. Was haben solche Menschen davon? Es gibt um helfende Bereiche, in denen wir deutlich mehr Engagierte gebrauchen könnten. Warum haben manche Ärzte immer noch die Haltung, sie seien von Gott gesandt? Ist ihr Selbstbewusstsein so verkümmert? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich sie nicht gewinnen lassen will. Und da schaltet das Böckchen in mir ja ganz klar auf Attacke. Nur die blöde Wartezeit nervt. Doch auch die werde ich überstehen. Vielleicht habe ich ja nächstes Jahr Glück und brauche diese ganze Maskentragerei dann nicht mehr zu ertragen?
Das war im Übrigen auch so ein Highlight: In Bayern galt letzten Mittwoch noch die 3G-Regel. Entsprechende Nachweise mussten wir mitbringen. Einladung und Personalausweis wurden auch gecheckt – nicht aber der 3G-Status. Auf meine Nachfrage kam nur ein: „Das machen wir nur stichprobenartig.“ Hä??? Wir reden von ca. 500 Leuten, also schon eine größere Veranstaltung. Und da zeigt sich das Gesundheitsamt so dämlich? Andere gängeln sie, aber halten sich dann selbst nicht daran. Und nein, ich trage keinen Aluhut. Ich mag nur nicht, wenn manche gleicher sind als andere.
Ich habe mich, wie bereits geschildert, schnell von dem Schock erholt. Manchmal wundere ich mich über meine Eigenschaft der radikalen Akzeptanz, doch sie hilft eindeutig. An den zwei Folgetagen habe ich dann locker einen Führungskräfte-Workshop durchgeführt. Da spüre ich dann, wie sehr ich in meinem Element bin. Das macht schon Spaß, macht allerdings eigentlich nicht meine Hauptarbeit aus, sondern bildet nur eine Ausnahme. Im Gegenzug darf ich nämlich nun bis Ende November ausschließlich konzeptionell arbeiten, was ich ja nicht sonderlich mag. Gut, dafür ist Heinz nicht mehr mein Kollege. Das feiere ich natürlich sehr. Und meinen Chef durfte ich ja auch verabschieden, der letzte Woche Montag zu mir ins Büro kam, um mir zu berichten, wie toll die Malediven gewesen seien und wie dringend er diese Auszeit benötigt hätte. Man nennt es wohl Körperbeherrschung, so einen Menschen dann nicht zu schlagen. Er ist, was er immer war: Dumm, wenn auch nicht von Grund auf böse.
Dieses Jahr…oder vermutlich eher die letzten Wochen waren schon entbehrungsreich und anstrengend. Das ist vollkommen in Ordnung, doch es hat mir einiges abverlangt. Mit dem Nichtbestehen hätte es mir dann auch durchaus gereicht. Doch nein, das sollte es noch nicht gewesen sein. Mein Frauenarzt hat mir Montag dann mal eben eröffnet, dass ich eventuell operiert werden müsste. Dazu muss ich morgen noch mal hin. Ich versuche es allerdings positiv zu sehen und fest daran zu glauben: Dieser Kelch wird an mir vorübergehen. Kurz gab es eine Irritation wegen eines Knötchens in der Brust – hey, frau braucht ja ein bisschen Action im Leben. Aber da kann schon mal Entwarnung gegeben werden, denn da ist alles in Ordnung. Ach, wie schnell einem schlecht werden kann, sage ich Euch. Ich dachte, mir knicken die Beine weg. Aber noch mal: Das hat sich schon mal in Wohlgefallen aufgelöst.
Und als hätte sie es gerochen, ruft dann gestern Abend meine Mom an. An ihrem Geburtstag Anfang September hatten wir zuletzt gesprochen. Da war sie einfach nur biestig und gemein. Entsprechend war ich also gespannt, wie ein Flitzebogen. Und dann erschüttert sie meine Grundfesten viel stärker, indem sie lieb ist. Ich kann funktionieren. Ich kann aushalten und marschieren. Aber wenn es mir nicht gut geht, kann ich mit lieben Worten von manchen Menschen so gar nicht umgehen, weil sie mich entwaffnen. Kennt Ihr das? Es klingt ja völlig paradox. Und so heule ich erstmal ein Ströphchen, was meine Mom zunächst so deutet, ich wolle nicht mit ihr reden. Es wird ein schönes Gespräch. Und wieder vermisse ich meine Mom, wie sie einmal war. Nicht alles war toll mit ihr, aber wir hatten ein inniges Verhältnis, als ich jung war. Sie hat immer in bester Absicht gehandelt und vieles nicht besser gewusst. Die letzen 22 Jahre waren alles mögliche – nur nicht leicht. Gestern blitzte dann meine Mutti von früher durch, was wunderschön und furchtbar traurig zugleich ist. Ich würde sie gerne häufiger sehen/hören/umarmen. Doch in der Regel ist dieser Teil eher abwesend. Es ist ein bisschen, wie auf See: Manchmal stürmisch und wild, manchmal ruhig, manchmal schnell und berauschend. Einfach Leben, schätze ich – mal leichter, mal schwerer, aber meist intensiv.
Danke an alle fürs Daumendrücken, Melden und Interesse. 😘
Hallo!
Schön, dass du wieder da bist.
Und dass du dich nicht entmutigen hast lassen.
Du hast wirkliche Führungsqualitäten und blickst nach vorn und stehst wieder auf. Ganz herzlichen Dank für deine Gedanken und dass du uns auf deiner Reise mitnimmst. Und du hast Recht mit deinem Bild des Lebens, wie du es beschreibst, wie auf hoher See: hic sunt dracones! Lese gern bei dir, hoffe, dass alles gut wird und freue mich auf deine nächste schöne Schreibe, Danke
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Tja, klar sind hier Drachen. Ich bin ja auch ein Feuerdrache. 🙂
Danke für Deine aufmunternden Worte. Ob ich Führungsqualitäten habe, weiß ich nicht. Aber ich stehe auf und bleibe nicht liegen.
Ich habe einen netten Spruch gelesen: „Nur Prinzessinnen richten ihr Krönchen. Königinnen ziehen ihr Schwert.“ 🙂 Königlich bin ich nun nicht gerade. Aber ich laufe nicht weg – auch wenn es natürlich erstmal einen Fluchtgedanken gibt.
Danke fürs Lesen und treue Begleiten, Herr von der Lahn.
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