Baaaaaaah, hieß es nicht, es sollte heute noch mal richtig schön werden? Leider merke ich davon so gar nichts. Gottseidank hab ich meine Winterjacke bereits an… und nicht die viel gerühmte und vom Mann immer noch nicht verstandene Übergangsjacke. Ich stehe nämlich an der S- Bahn, um den Übungs-Samstag einzuläuten. Was bin ich froh, dass sie mich gefragt haben, dazuzustoßen. Da ist eine dabei, die ich vor zwei Jahren kennengelernt habe… besser gesagt zwei. Eine mochte ich auf Anhieb, obwohl sie doch sehr esoterisch angehaucht ist. Aber sie ist nicht missionarisch unterwegs. Irgendwie hab ich sie Elfe getauft, was sie witzig findet. Die andere…mmmmh. Da sieht es schon anders aus. Sie ist distanziert und kühl, weiß gefühlt alles. Ich war ihr vor zwei Jahren zu laut, zu lustig, zu rheinisch. Und ausgerechnet sie hat mich zu der Runde eingeladen. Manchmal täuscht man sich… oder vielmehr ich mich. Macht aber auch nichts, solange es korrigierbar ist. Und das ist es bei mir fast immer.

Warum nur fast? Weil es Menschen gibt, auf die ich mich nicht mehr einlassen möchte. Da will ich mich einfach nicht mehr dran abarbeiten. So, wie meine zwanghafte Kollegin. Sie hat doch tatsächlich zu einem kurzen Skype-Termin eingeladen mit der Frage, ob ich auch ein Interesse daran hätte, wenn wir wieder zu einem anderen Miteinander finden würden? Ääääh…nö. In dem Fall nicht mehr. Erst kürzlich hat sie noch ihr Gift verspritzt und war wahnsinnig angepisst, weil ich nicht mit ihr darüber diskutieren wollte. Was soll ich denn diskutieren, wenn jemand einfach nur seine schlechte Laune an anderen abreagieren will? Zu dem Zeitpunkt hat sie allerdings noch fest damit gerechnet, nicht im selben Team wie ich zu landen. Schade, schade, dass Karma bisweilen eine miese Bitch ist. Ihr gehen gerade die Felle mal so richtig schwimmen, weil sie mit keinem in dem Team kann. Alle sind aus ihrer Sicht dumm, unfähig und unter ihrem Niveau. Da wird sie sich überlegt haben, wer das kleinste Übel sei. Leider hat sie mich zu lange gepestet, als dass ich mir das noch weiter antun wollen würde. Ich war richtig stolz auf mich, den Termin höflich, jedoch klar abgelehnt zu haben. Vor allem vor dem Hintergrund, mich voll auf die bevorstehende Prüfung konzentrieren zu können. Dieses Mal möchte ich echt ein bisschen schonender mit mir umgehen. Das ist ja quasi Diaspora in meinem Leben. Ich nehme es mir fest vor, da zukünftig besser drauf zu achten. Und eine Art, besser auf mich zu achten, ist es, toxische Menschen zu meiden.

Bei unserer heutigen Runde stelle ich einmal mehr fest, wie unterschiedlich jeck die Menschen so sind. Die Elfe schwebt noch in ihrem Hochgefühl, das sie erst Mitte der Woche von Ibiza rüberkonservieren konnte. Die Kühle, die sich selbst als zwanghaft bezeichnet, bildet den Kontrast hierzu. Wir drei restlichen Mädels siedeln uns irgendwo dazwischen an. Die Rigide (das sagt sie ebenfalls von sich selbst) pocht auf echte Prüfungsbedingungen. Wir sollen alle Maske tragen, drei mimen das Prüfungskomitee. Und der Prüfling wird mal so richtig in die Mangel genommen. Nach der ersten Runde, in der die Elfe geprüft wurde, will ich eigentlich fliehen. Wenn die Prüfer so wären, würde ich ihnen wohl den Mittelfinger zeigen… oder wahlweise den nackten Hintern präsentieren. Das hätte mal so richtig was. Irgendwie ist es schon auch gut so, wie wir das hier machen, denn wenn man das überlebt, ist man für die echte Prüfung gefeit. Auf solche Ideen käme ich allerdings nie. Die Elfe ist voll genervt, weil ihr die Haltung der Rigiden auf den Sack geht. Ich könnte mir vorstellen, dass sie die Bude gleich mit Salbei ausräuchern wird, wenn wir weg sind. Und ich? Mache mir nur im Nachgang Gedanken, ob sie bei mir schonender gewesen sind, als ich der Prüfling war. Herrlich, wie jede von uns so ihr Räppelchen pflegt, oder?

Es wird ein echt langer, fordernder Tag, der mir viel bringt. Trotzdem denke ich, ich habe mir eine Belohnung verdient. Herrlich, wie einfach ich mir manchmal meine Argumentation zurechtlege, gell? Im Moment ist mir so nach Kleidern. Hatte ich in der Tat schon Jahre nicht mehr, aber gerade fühle ich mich danach. Und so ströpe ich noch kurz durch einen Laden in München, in dem ich auch prompt fündig werde. Mal ehrlich: Wenn Frau auf der Jagd ist, kommt ihr immer was vor die Flinte. Ganz selten ist es mal anders. Die eher geringe Ausbeute in Holland, als ich zuletzt dort war, lag am Corona bedingten Leerstand. Das hatte mich kurzfristig etwas irritiert und aus der Bahn geworfen, aber in der Münchner Innenstadt herrscht noch nicht dieser Leerstand. Mit meinen neu erworbenen Schätzen begebe ich mich – Golum ähnlich (mein Schaaaaaaaatzzzzzzzzz) – in die heiligen Hallen von Mordor…oder einfach in meine 52 qm. Und wie Frau so mit neu geschossenen Jagdtrophäen ist, entferne ich als allererstes mal die Etiketten. Die Waschmaschine kann ich leider nicht mehr anwerfen, weil es bereits zu spät ist.
Beseelt von meiner Ausbeute, werde ich dann heute um 4 Uhr neuer Zeit wach. Nein, das liegt natürlich nicht an den Klamotten! Vielmehr schießen mir die gestrigen Nachfragen während des Lernens durch den Kopf. So viel zum Thema, ich mache mich nicht mehr verrückt. Es ist auch nicht so, als wäre ich total hibbelig. Nur ans Einschlafen ist nicht mehr zu denken. Das gute Betreuungsgesetz rast mir durch den Schädel. Dann denke ich noch an Benzos und welche Nebenwirkungen sie haben. Alter, in meinem Kopf ist gerade Kirmes. Und wie stoppt man so was am besten? Mit Sport. Richtig. Dazu müsste ich aber Bock auf Sport haben. Und die Waschmaschine kann ich immer noch nicht einschalten. Kurzerhand entschließe ich mich, mein Badezimmer und die Küche mit dem Dampfreiniger zu bearbeiten. Ist auch so was wie Sport. Man, danach fühle ich mich freier im Kopf. Und dazu ist die Uhr so weit vorgerückt, dass ich die Waschmaschine einfach anstelle. Ja, es ist Sonntag. Na und? In der Bude unter mir wohnt eine Komissarin, der ich mal im Vorbeigehen gesagt habe, sie könne sich jederzeit bei mir melden, wenn irgendwas zu laut sei. Sie hat nur abgewunken und gemeint, dass sie eh im Schichtdienst unterwegs sei. Wenn sie denn mal Zuhause sei, könnte kein Lärm der Welt sie davon abhalten, endlich mal zu pennen. Na denn… Jetzt hängt also alles brav zum Trocknen auf, damit ich die neue Woche mit meinen neuen Kleidern einläuten kann. Was will ich denn mehr? Ach, ich bin so gerne eine Frau! Juchuuuuuuuuu!

Ok, da fällt mir doch noch was ein, das zu meinem Glück fehlt: Der neue Film mit Christoph Maria Herbst. Und ja, keine Sorge, ich habe zwischendurch auch noch gelernt. Den Film gönne ich mir quasi als Belohnung. Und das ist er in der Tat. Herbst war bereits vorher mein Gott, und genau der bleibt er auch weiterhin. Im Kino sind nur eine dreiköpfige Familie – er schwarz, seine Frau weiß, das Kind eine gute Mischung. In der Reihe vor mir sitzen außerdem noch vier Jugendliche, die so richtig herrlich „Alda, laba nich“ reden. Ihre Vornamen, mit denen sie sich ansprechen, klingen auch nicht gerade nach den typisch bayrischen Namen, wie Toni, Vroni und dergleichen. In dem Film „Contra“ geht es dann auch genau um Rassismus, Vorurteile und auch Schwierigkeiten, wenn man einer „von denen“ ist und automatisch weniger Perspektiven hat. Ich weiß um die Thematik…und trotzdem rührt mich der Film. Einmal wische ich mir sogar verstohlen ein Tränchen weg. Christoph Maria Herbst glänzt natürlich als Arsch, der einen empört nach Luft schnappen lässt. Seine Schauspielkollegin Nilam Farooq brilliert an seiner Seite total. Und während er Goethes Faust zitiert, geht mir das Herz auf. Das habe ich dem großen Neffen mal im Bett vorgelesen, als er das in der Schule durchgenommen hat. Ich liiiiiiiiebe Goethe einfach. Sprache ist was Wunderbares – und Debattieren einmal mehr. Wir machen es nur zu selten so richtig. Und gerade das würde es derzeit so dringend brauchen. Kurzum: Ich kann den Film nur wärmstens empfehlen. Mein Wochenende läuft also. Und bei Euch so?

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