Das Wetter will irgendwie nicht mitspielen. Es ist schlichtweg usselig. Meine Mom freut sich, dass dieses Wort, das eigentlich ja aus unserer Region kommt, nun in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen worden ist. Da sieht man wieder, wie die Rheinländer den Rest Deutschlands einfach unterwandern. Wenn wir etwas können, dann das. 🙂
Letztens hat eine Frau bei LinkedIn einen Artikel gepostet, in dem es um alte Wörter ging, die kaum noch in Gebrauch sind. Es ging um das Wort „Fisimatente“. Solche Wörter liebe ich ja. Angeblich geht dieser Ausdruck auf die franszösische Besetzung in Deutschland zurück… Ja, das liegt in der Tat schon ein paar Jährchen zurück – französische Revolution und so. Die französischen Soldaten waren irgendwann natürlich auch gelangweilt, da sie ständig nur mit anderen französischen Soldaten zu tun hatten. Ich sag´s ja immer: Ohne uns Frauen geht´s eben auch nicht. Also forderten die Herren die deutschen Mädels auf:„Visitez ma tente! “ („Besuchen Sie mein Zelt!“) Die Mütter der Mädes waren natürlich alles andere als begeistert und forderten ihrerseits ihre Töchter auf, wenn diese das Haus verließen: „Mach mir keine Fisimatente!“ So ganz genau kannten sie die Übersetzung wohl nicht, aber sie wussten, dass die Soldaten keineswegs den Rosenkranz mit den Mädels beten wollten. Tja, Mütter und ihr sechster Sinn.
Da fällt mir eine andere Anekdote ein: Meine Kollegin wollte sich letztens rühmen, doch wieder mal etwas richtig erahnt zu haben. Und so sagte sie: „Ach, ich habe da eben einen fünften Sinn.“ Ääääääh…genau. Ich bin dann immer hin- und hergerissen zwischen: Soll ich sie weiterlaufen lassen oder einfach sagen, dass wir Menschen in der Regel über fünf Sinne verfügen und sie wohl den sechsten Sinn meine? Nur hätte ich da reichlich bei ihr zu tun. Und – auch wenn ich ein kleiner Klugscheißer bin – möchte ich dann doch nicht so belehrend daherkommen. Vielen fällt das nicht einmal groß auf, wenn so was falsch gesagt wird. Woran ich das festmache? Wenn ich mir anschaue, wieviele Artikel in Zeitungen mittlerweile fehlerhaft sind…wieviele Journalisten falsche Begriffe verwenden (Muuuuuuuuuutanten…Alter!)…dieses „Schalten Sie morgen wieder ein, wenn Sie mögen„, das ich erst letzte Woche gebracht habe…wenn ich mir Vorstandspräsentationen anschaue…wenn ich Trainingsunterlagen erhalte, die leider auf jegliche Kommata verzichten mussten usw., dann denke ich: Bewahre ich mir noch meine Energie für Brauchbares und amüsiere mich über den fünften Sinn. Das tut keinem weh, bringt mich zum Schmunzeln, und alles ist gut.
Aber zurück zu den Fisimatenten: In dem Artikel wurden wir Leser aufgefordert, doch mal zu überlegen, welche alten Worte wir noch so kennen würden, die so besonders seien und quasi vom Aussterben bedroht? Mir fiel sofort Plumeau ein. Das sagte der Verfasserin wohl nichts. Dabei ist Plumeau etwas im Rheinland, was nahezu jeder besitzt, oder? Es handelt sich um ein Federbett, wenn man es denn so korrekt bezeichnen möchte. Aber wer sagt schon: „Reiche mir doch mal mein Federbett!“ Und wenn hier einer nuschelt, dann sagt man gerne: „Nimm doch ma datt Plumeau aus de Schnüss!“ Da die Dame das schon nicht kannte, habe ich gar nicht mehr weitergemacht. Dabei hätte ich noch weitere Ideen gehabt…einige sogar.
Wer sagt beispielsweise heute noch „Trottoir“? Stammt auch aus dem Französischen. Ich verwende es ab und zu noch mal. Für die Unwissenden: Das ist er ganz ordinäre Bürgersteig. Aber Trottoir hört sich doch viel cooler an. Oder auch schön: „Parapluie“ (gesprochen: Paraplü). Dagegen nimmt sich „Regenschirm“ ja vollkommen langweilig aus. Französisch ist schon eine echt schöne Sprache. Ich beherrsche sie leider nicht und bin auch zu faul, sie zu lernen. Aachen war ja eine ganze zeitlang französisch besetzt, was man bis heute eben immer noch in der Sprache findet. Allerdings lässt es mit jeder Generation immer mehr nach, was ich so schade finde. Die Bayern, die Sachsen und manch andere Region halten ihre Mundart hoch. Wobei schon klar ist, dass diese französischen Einschläge nun auch nicht richtige Mundart sind.
Doch auch hier gibt es wunderschöne Begriffe, die ich bis heute gebrauche – auch in der bayrischen Diaspora. Mein Lieblingswort ist und bleibt „bott“, weil es dafür aus meiner Sicht keine perfekte Übersetzung gibt. Ich hatte es mal irgendwann hier beschrieben, meine ich mich zu erinnern. Es gibt Messer, die bott sind (stumpf), aber eben auch Menschen, die bott sind. Doch auch Begriffe, wie „Heggeströper“ oder „Naasloak“, finde ich sensationell. Ich sage ja gerne: „Du kannst mir ´nen Schuh aufblasen“, was aber bisweilen auch ausgetauscht wird in: „Du konns mech langs der Nacke paave!“ Das hat meine liebe Omma immer gesagt. Oder, wenn sie etwas direkt und geradeaus sagen wollte: „Ich segg et Dech reyderuuter!“ Wenn es richtig schüttet (regnet), dann nennen wir es hier „Hommelschuel“. Und dann gibt es noch Besonderheiten, wie die meines Großonkels, der geistig behindert war. Manche Wörter konnte er nicht richtig aussprechen, die dann irgendwie in unseren Sprachgebrauch Einzug gehalten haben. So sagt man bei uns zu „morgen“ einfach „mörje“. Er konnte nur „möhme“ dazu sagen. Und übermorgen war bei ihm „dentemöhme“, also „dann der Morgen“. Mit meiner Sis spreche ich oft heute noch so. Nur einzelne Wörter, natürlich. Der Kleine meiner Sis sagte vor ein paar Tagen noch: „Wär schon irgendwie cool, wenn man noch so richtig Platt reden könnte.“ Stimmt. Es sind eher einzelne Phrasen, die meine Lippen verlassen. Flüssig rede ich unseren Dialekt leider auch nicht. Mit wem auch? In Bayern schauen sie mich schon bei einzelnen Wörtern an, als hätte ich gerade Freigang. Dabei liebe ich ja alle möglichen Dialekte und Mundarten.
So, wie ich „letschert“ von den Bayern übernommen habe, weil das eben übersetzt auch viel zu langweilig und nicht passend genug klingt. Letschert ist beispielweise ein Brötchen (Semmel), das nicht mehr kross ist. Aber auch da können Menschen letschert sein, wenn sie müde sind. Oder Essen, das geschmacklos ist. Klingt doch toll, oder? Die jetzige Zeit, also die eher ruhigere (Vor-) Weihnachtszeit nennen sie „stade Zeit“, was ich auch richtig schön und passend finde. Auch „Mutschekiepchen“ ist so ein lustiger Begriff, den ich von den Sachsen übernommen habe. Hierbei handelt sich um Marienkäfer.
Ist Sprache nicht einfach göttlich? Ich liiiiiiiiebe sie – in allen Ausprägungen. Ja, schon klar. Manch einer wird die Augen verdrehen und sich denken, was ich denn heute geraucht habe? Aber ernsthaft: Ich verneige mich immer wieder vor unserer Sprache. Sie ist so komplex, so lebendig und wunderbar in ihrer Vielfalt. Was sind Eure Lieblingsbegriffe, die Ihr aus dem Dialekt kennt?
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