Es geht mir gut. Kann natürlich an dem Umstand liegen, dass meine Chefin noch bis einschließlich morgen krankgeschrieben ist. Klingt böse, ich weiß. Ich gönne ihr dabei gar nichts Schlechtes, sondern freue mich über meine Freiheit. Das ist ein riesiger Unterschied, wie ich finde.
Ein anderer Umstand zur Freude, ist die Tatsache, dass ich Donnerstagabend nach einem Workshop Richtug Heidelberg düse. Dort treffe ich nicht nur meine verrückteste Cousine, sondern wir treffen auch unseren „kleinsten“ Cousin. In der Tat überlege ich gerade, ob einer von den Jungs größer ist als der vermeintlich Kleinste. Sei es drum: Ich freue mich riesig – zumal ich auch noch nie in Heidelberg war. Und auch das Wetter kann mir die Suppe nicht versalzen. Klar, von 20 Grad auf um die Null am Wochenende…das ist schon ein Sprung. Aber ich bin auch völlig fein damit, eine Café-Tour zu machen. Mei, ich bin ganz schön anspruchslos, hm? Wir lernen auch die neue Freundin von dem „Kleinen“ kennen. Und als absolut guter Mensch (haha) habe ich ihn schon gefragt, ob er das seiner Holden wirklich, wirklich antun wollen würde? Wir zwei Mädels in Kombi sind nämlich…nun ja…ich finde uns ja normal, aber bisweilen sind wir wohl für den ein oder anderen eine kleine Herausforderung. Schauen wir mal, ob sie danach professionelle Hilfe benötigt.

Der Kracher-Praktikant hat heute noch mal nachgelegt und wollte mir noch ein paar Fragen stellen. Fairerweise muss ich echt gestehen, er hat sich in die Materie eingelesen. Das macht wirklich kaum jemand. An Ambition mangelt es bei ihm also nicht. Da er mich nicht mal gefragt hat, wie ich es denn am Freitag empfunden hätte, habe ich auch nichts dazu gesagt. „Pick your battles“, wie meine Chefin – so sie anwesend ist – gerne zu sagen pflegt. Und naja, alle Schlachten muss ich ja echt nicht schlagen. Und beim dicke-Eier-Vergleich kann ich per se ja nur schlecht abschneiden.
Dafür habe ich gestern einen anderen Studenten kennengelernt, der den Deppen eindeutig aufwiegt. Oh man, der ist noch so jung, aber schon so groß (1,96 m). Und dabei so süß verlegen. Sein dickstes Plus ist allerdings, dass sein Vater Schotte ist. Da gerate ich ja ins Schwelgen. Dooferweise sind seine Mom und sein Dad leider glücklich miteinander. Man kann wohl nicht alles haben.

In meiner Mittagspause hole ich meine Brille ab und schlendere kurz zu Tchibo. Ja, Schleichwerbung, ich weiß. Allerdings bekomme ich dafür gar nichts. Mir fehlt eben die Influencer-Attitüde. In meinem Gesicht sind zudem alle Falten echt und nichts reingespritzt. Da kann man ja nur abstinken.
Da meine Bohnen im Angebot sind, kaufe ich gleich zwei Kilo. Die Bedienung ist so freundlich, mich auf ein Angebot aufmerksam zu machen, bei dem mir ganze fünf Prozent erlassen werden, wenn ich fünf Kilo einkaufen würde. So was macht Sinn, würde ich ein Büro betreiben. Für mich als in der Regel Alleintrinker (klingt das nicht herrlich? Ich bin Kaffeeholiker!) lohnt sich das allerdings nicht. Doch dazu komme ich gar nicht…also dazu, etwas zu entgegnen, denn die Omma hinter mir erledigt das für mich. Bei der Erwähnung von „fünf“, prustet sie schon los: „Wer soll das denn alles trinken, hören Sie mal?!“ Gut, dass sie ja nicht gemeint war. Der Verkäuferin verrutscht ganz kurz das Gesicht, bevor sie mich dann weiter aufklärt. Und wieder quakt die Omma dazwischen: „Da müssen Sie ja in einem Büro hocken, wo alle den Kaffee trinken.“ Stimmt zwar, aber sie ist doch gar nicht gemeint. Und Omma setzt noch einen nach: „Ich kann auch nicht immer denselben Kaffee trinken. Und das müsste man bei fünf Paketen ja. Ich brauche da eindeutig Abwechslung.“ Die Verkäuferin atmet tief durch. Ob die wohl Yoga macht? Oder irgendwelche Achtsamkeitsrituale? Ich glaube, so was ist im Einzelhandel ein absolutes Muss. Omma rempelt mich an: „Wo haben Sie denn die Hose her?“ Da erkenne ich meine Chance und schicke sie quer durch den Laden. Doch Omma ist nicht dumm: „Ach was, ich hab´ ja schon die Arme so voll.“ Höflich, wie ich es durchaus sein kann, biete ich ihr an, die Ware ruhig schon neben meine auf den Tresen zu legen, was sie dann auch gerne tut. Gottseidank, sind wir die mal für zwei Minute los. Ich bezahle meine zwei Pakete, weil mir fünf dann wirklich zu viel sind, während Omma auch schon wieder zurück ist. Sie wirft der Verkäuferin die Hose regelrecht auf die Theke und belehrt diese: „Sie haben nur noch 36/38 da hängen. Müssen Sie mal was nachlegen.“ Die Verkäuferin schaut mich an, ich zucke mit den Schultern und zwinkere ihr zu: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag…und vor allem: Nette Kunden!“ Sie gluckst und bedankt sich. Omma schnallt natürlich nichts, weil sie schon wieder nur sendet. Oh man. Wieso sterben solche Menschen eigentlich nie aus? Andererseits: Worüber könnten wir uns sonst amüsieren?

Zum krönenden Abschluss habe ich heute Abend noch eine „Kollegiale Fallberatung“, auf die ich so viel Lust verspüre, wie ich Bock auf einen Zahnarzttermin hätte. Ich muss die zwei Stunden allerdings durchstehen, da sie Teil meiner Ausbildung sind. Allerdings ist mein Plan heute der, den die meisten regelmäßig an den Tag legen: Ich werde zuhören. Von mir wird kein Beispiel kommen, keine Vorbereitung, nichts. Entspannt zurückgelehnt, schaffen es andere ja durchaus auch. Warum sollte es bei mir also nicht auch mal so gelingen? Ich freue mich auf diese neue Erfahrung. Feurioooooo!

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