Kaum hatte ich gestern meinen Beitrag verfasst, erhielt ich eine Mail von meinem ach so nicht geschätzten ehemaligen Kollegen Heinz. Der Typ ist echt der Kracher. Nun ist er gar nicht mehr in meinem Team, schafft es aber dennoch immer wieder, mich ohne Ende zu triggern. Weise Menschen könnten sagen: „Reg´ Dich doch nicht so über den Deppen auf.“ Würde ich ja, wenn ich es denn könnte. Ich merke gerade, je älter ich werde, desto stärker reagiere ich darauf, wenn meine Werte verletzt werden. Ein Heinz schafft das, ohne sich dafür auch nur ansatzweise anstrengen zu müssen. Und so schrieb der Gute mal wieder an einen großen Verteiler. Mein größtes Highlight dabei: Er schickt sich die Mail selbst auch immer noch in CC. Alter! Die Mail liegt doch ohnehin im Ordner „gesendet“ – doch vermutlich hat ihm das noch keiner gezeigt…also diesen Ordner, meine ich. Es muss bei Heinz alles seine Ordnung haben und wird vermutlich auch noch ausgedruckt und in Ordnern sauber abgeheftet. Bei der Stasi wäre er der beste Mann gewesen.
Weil er ja keine Anrufe mehr persönlich entgegennimmt, da er in der Wiedereingliederung ist, hat er mich vor ein paar Wochen per Mail an seinen vorübergehenden Chef verwiesen. Mit ihm solle ich alles Weitere seine Person betreffend klären. Das allein hatte schon eine verdammt rote, brennende Stirn bei mir verursacht, weil ich mehrfach dagegenschlagen musste. Er hatte einen leichten Schlaganfall im Dezember…kein Problem mit den Ohren. Aber gut. Ich habe dann entsprechend seinen Chef informiert, dass meine Chefin den armen Heinz entlasten wolle, weshalb ich die Schulungen übernehmen würde. Nicht, weil ich darauf Lust habe, sondern weil es kein anderer machen kann. Mensch, das sind so Aufgaben, die ich in etwa so gerne mag wie Fußpilz.
Nun trötet Heinz in der Mail, er sei von der Buchungsabteilung darüber informiert worden, dass er nicht mehr zuständig sei. Ganz klare Anschludigung in meine Richtung, ihn nicht informiert zu haben. Und das schreibt er hübsch an alle Führungskräfte in Kopie. Da kann ich auch mit viel Augenzudrücken nicht sagen: „Huch, das war bestimmt nur ein Versehen seinerseits.“ Ein einfacher Anruf hätte alles klären können. Anrufen geht ja aber nicht, weil er ja eigentlich gar nicht da ist, da er ja in der Wiedereingliederung ist. Mir ist dann kurzfristig eine Ader geplatzt, aber ich habe mich eines Soldatenspruchs erinnert, immer eine Nacht drüber zu schlafen, bevor man bei Beschwerden zurückschießt. (Bitteres Wortspiel, wie mir gerade auffällt.) Mittlerweile schafft der Doofkopp es aber dann doch, mich auch nachts gedanklich zu beschäftigen. Und so haue ich morgens in die Tasten mit den Worten: „Wenn das nun die Art der Kommunikation sein soll, die wir zukünftig leben wollen, finde ich das einfach nur noch beschämend.“ Man, finde ich mich gut! Ich rabotze und stelle mal klar, wie der Sachverhalt wirklich war. Bevor ich es versende, frage ich jedoch eine liebe Kollegin. Sie beschwichtigt und sagt schon, ich könne das so schreiben, aber was ich denn erreichen wolle? Na, ganz einfach: So ein Volldepp kommt seit Jahr und Tag mit seinem anschwärzenden Kollegenschwein-Gehabe durch, ohne dass ihm einer auf die Finger klopft. Dabei weiß jeder, wie er tickt. Wenn man dann nichts macht, nimmt man es doch billigend in Kauf, oder? Keiner kann ihn leiden, aber niemand sagt was. Mir reicht es nun endgültig. Zwischendurch reagiert dann jedoch jemand anderes auf die Mail. Darin lobt er den Deppen auch noch, denn dieser hat im Anhang eine Teilnehmerliste und das Feedback von Teilnehmern angehängt. Das an sich hatte mir gestern schon körperliche Schmerzen bereitet. Mein Kollege lobt ihn ob des positiven Feedbacks, sagt aber zu mir: „Wir wissen doch, was er für ein Depp ist. Lass´ ihn laufen.“
Mir fällt gerade auf, dass ich mich bei dem Studenten ähnlich verhalten habe. Doch für mich macht es in der Tat einen Unterschied: Wir reden hier von einem verdammt hoch bezahlten, faulen Kollegen, der immer versucht, andere anzuschwärzen. Ich lösche meine Mail, doch vom Tisch ist es damit trotzdem noch nicht.
Es kann doch echt nicht angehen, dass wir nicht beizeiten reagieren und unsere Grenzen ziehen, oder? Wenn ich mir die politische Weltlage gerade ansehe, sieht man ja auch deutlich, was dann passiert. Im Nachhinein zu sagen: „Jöj jöj jöj, das war jetzt aber nicht nett von Dir, Putin“, ist für mich eine Farce. Und ja, mir ist klar, dass ich Heinz gerade mit Putin vergleiche. Er schießt nicht mit echter Munition, setzt verbal aber durchaus auch Kriegstaktiken an. Harter Vergleich, ich weiß. Ständig schwärzt er irgendwen an, was durchaus für den Betreffenden weitreichende Folgen haben könnte. Warum fällt es so schwer, da mal aufzustehen und zu sagen: „Es reicht. Bis hierher und nicht weiter! Das ist meine Grenze!“ Ich glaube, das werde ich ihm schreiben müssen – mit dem Hinweis darauf, dass ich keinen Führugskreis in den Verteiler aufnehmen würde, dies aber das letzte Mal sei. Ob das was bringt, weiß ich nicht. Aber es einfach laufen zu lassen, widerstrebt mir gerade doch sehr. Klingt wieder nach einem Gerechtigkeits-Feldzug, hm? Mal ernsthaft: Einfach permanente Verletzungen hinzunehmen und weiterzumachen, kann doch auch keine richtige Alternative darstellen, oder? Das Böckchen marschiert also mal wieder. Irgendwann nutzen sich die Hörner wahrscheinlich ab…aber heute noch nicht. Go, Böckchen, go!
Kommentar verfassen