Was war das bitte für eine eklige Hitze diese Woche? Und das bereits im Mai! Ich möchte das Wetter bitte zurückgeben und neues beantragen. Es ist mir durchaus bewusst, dass manche das Wetter genießen. Warum, ist mir allerdings schleierhaft. Oh, ich mag es durchaus auch, wenn es denn mal wärmer wird. Nur warum muss es dann immer gleich auch drückend und schwül werden? Gerne verwenden wir da auch den Begriff „mutschig“. Der ist aber wohl nicht bei allen Leuten aus meiner Region angekommen. 🙂 Meine Cousine weigert sich schlicht, ihn zu kennen. Manche Menschen sind schon eigenartig, oder? Ich persönlich liebe es ja, bei so einem Wetter zu meiner Sis zu sagen: „Et is fottig Wäar.“ Ihr seht schon, wie sehr mich diese Außentemperaturen bzw. ihre Nebenerscheinungen, wie Luftfeuchtigkeit etwa, beschäftigen. Könnte ich es nur so halten, wie ich es als Kind gemacht habe: Einfach die Rolläden in meinem Zimmer bis ganz unten runterlassen und ab aufs Bett. Nur gab es damals gefühlt zwei oder drei Tage im Jahr und nicht so viele wie heute. Entweder liegt es an meiner Vergesslichkeit (und dabei bin ich ja für mein Elefantengedächtnis verschrien) oder es liegt am Alter, dass ich es immer schlechter vertrage oder aber – und darauf wette ich: Diese Extreme haben zugenommen. Da haben wir ihn wieder: Den Klimawandel, der von Trump so gerne geleugnet wurde.
Überhaupt sind Extreme etwas, das zunimmt. Extreme beim Wetter, aber auch Extreme bei Menschen. Ich reagiere beispielsweise mittlerweile sehr extrem auf meine Chefin. Nach einer gefühlten totalen Talfahrt, in der ich mich richtig schlecht gefühlt habe, schwingt das Pendel jetzt wieder leicht in Richtung Kraft – und somit Widerstand. Wenn ich sage, dass die Mitarbeiter Spaß dabei haben sollen, was sie zukünftig tun müssen, wird es so kommentiert: „Ach ja, Claudia ist eben emotional.“ Ich schwöre: Sollte mein einer Kollege mich zukünftig irgendwann dann mal fragen, ob ich meine Tage hätte, breche ich ihm die Nase.
Da sie es ja rational wollen, habe ich mich auf knappe Antworten verlegt. Privat gibt es keine Info mehr von mir. Ich antworte nur noch auf beruflich Relevantes. Das irritiert meine Chefin, was sie gerne beibehalten darf. Was so viele noch nicht verstanden haben: Ich erreiche keine positive Veränderung, ohne die Menschen mitzunehmen. Und dazu gehören nun auch mal Emotionen. Infolgedessen habe ich meinen Lebenslauf nun erstmal stehen, lasse mir noch Zeit, ihn optimal zu schärfen, um dann nach meinem Urlaub endlich zu beginnen. Ich will weg. Mein Betriebsrats-Spezl ist derweil etwas hektisch geworden, weil er dies verhindern will. Er schaut, was möglich ist, denn mittlerweile ist jedem klar, wie unzufrieden alle in unserem Team sind.
Doch dieses Phänomen darf ich dann auch bei den Nachbarteams feststellen. Letzte Woche hatte ich drei Tage lang meine externe Schulung. Da wurde unsere komplette Abteilung hingezwungen. Dieser Umstand allein ist schon so gar nicht meins. Da sind wunderbare Menschen dabei, die mir die Tage richtig versüßt haben. Echte Unikate – mal mit mehr, mal mit weniger Erfahrung. Und es ist eigentlich ganz leicht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie für etwas zu gewinnen. Da braucht man gar keinen Zwang…doch die Abteilungsleiterin kennt eben so gar kein anderes Instrument. Am Mittwochmorgen meinte sie dann auch, mich anzicken zu müssen, weil sie mal wieder etwas verbummelt hat. Das passiert ständig. Sie meint dann, ihre „Untergebenen“ ankacken zu müssen. Die meisten lassen es einfach über sich ergehen. Leider, leider eigne ich mich nicht für so was. Ich bin zu unsportlich, um mich wegducken zu können, also blaffe ich zurück. Und siehe da: „Ääääh, neiiiiiin, so habe ich das nicht gemeint!“ Da bleibt mir nichts anderes mehr, als: „Dann sag´ es einfach richtig!“
Die Schulung war interessant. Der erfahrener der beiden Trainer war für mich nicht authentisch, wenn auch sehr souverän und versiert. Er wusste vieles, aber war für mich dennoch nicht stimmig. Das Blöde an dieser Schulung: Ein paar von uns fragen seit Jahren danach, so eine Schulung zu erhalten, weil wir mit diesen Methoden arbeiten müssen. Nun werden Leute dazu gezwungen, teilzunehmen, obwohl sie a) keine Verwendung dafür haben und b) keinerlei Erfahrung mitbringen. Als Trainer musst Du Dich an den Schwächsten orientieren, was ich vollkommen verstehe. Nur ist es für meine Kollegin und mich dann echt demotivierend, weil wir nie an den Punkt kommen, an dem wir in die Lernzone geraten. Aber unterm Strich kann ich sagen, dass sich die Tage dennoch gelohnt haben, weil ich netzwerken konnte und neue, nette Kollegen kennenlernen durfte. Das hatte zwar mit dem eigentlichen Lernziel nichts zu tun, war aber eine tolle Nebenerscheinung.
Und doch hat mich der Trainer zwischenzeitlich arg genervt. Es kamen immer so subtile Botschaften, bei denen ich dann stets überrascht bin, wie wenig andere so was bemerken. Hier und da hat er kurz eingestreut, was die Weisen und Mächtigen dieser Welt längst wüssten, aber nicht mit allen teilen würden. Und so kleine Hinweise darauf, wie wenig die Impfungen brächten…also noch sei ja nichts bewiesen. Und wieviele Menschen zum Schweigen verdonnert würden. Aber immer mal wieder hier und da ein Satz, der wie zufällig eingeflochten wurde. Bei so was sitze ich dann da und schaue meine Kollegen an, die nicht mal die kleinste Regung zeigen. Zum Beweis frage ich dann anschließend den einen oder anderen, wie er/sie die Aussage empfunden hätte? In der Regel schaue ich dann in fragende Gesichter: „Hab´ ich so bewusst gar nicht mitbekommen.“ Meine direkte Kollegin und ich haben bei solchen Aussagen einfach nur einen Blick ausgetauscht. Damit war uns beiden klar, nicht zu halluzinieren. Unterm Strich ist mir völlig egal, woran dieser Mensch glaubt. Wenn er denkt, die Welt sei böse, er einer der wenigen Sehenden, dann ist mir das wumpe. Sein Auftrag war allerdings, uns zu Lean Management zu schulen und nicht, seine Gabalier-Naidoo-Nena-Theorien einfließen zu lassen.
Die nächsten Arbeitswochen werden nun vieles sein – nur nicht einfach. Die restlichen Tage bis zu meinem Urlaub lassen mich tief seufzen. Ich habe lauter 10-Stunden-Tage vor mir. Immerhin werde ich zwei Freitage frei machen, aber bis dahin noch viel zu viele Überstunden aufbauen. Es folgen Schulungen und Workshops, die ich noch konzipieren muss…allein: Wann? Ein Termin jagt den nächsten. Und dazu werden wir dann am Montag aufgefordert, auf unsere Überstunden zu achten. Dabei ist das ein Witz. Vier meiner Kollegen haben ihre Gleitzeitkonto auf Null bzw. leicht im Minus. Mein Burnout-Kollege, der leider autistische Züge aufweist, verzettelt sich in seinen Aufgaben, weshalb es bei ihm oft aus dem Ruder läuft. Und ich? Ich bin jetzt bei 160 Stunden angelangt. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Führung würde bedeuten, zu schauen, wieviel Kapazität uns denn im Team zur Verfügung stünde, Aufträge danach anzunehmen oder auch mal abzulehnen und die Aufgaben dann gleichmäßig zu verteilen. Was höre ich hingegen? Naja, die beiden sind außen vor, weil sie ihr eines Projekt haben. Der eine Kollege macht partout nichts anderes als eine einzige Sache. Und der vierte Kollege (mit überdimensionalem Verdienst)…der Arme will ja gar nicht diese Aufgaben machen, sondern in einen anderen Bereich wechseln. Der ist bald weg. Da muss er ja keine neuen Aufgaben mehr übernehmen. Nur dass er noch gar nichts im Haus gefunden hat und seit fast acht Monaten diesen Status belegt. Immer, wenn er mich anruft, sagt er zum Schluss lachend: „Also gut, Claudia. Ich leg´ mich dann mal wieder hin.“ Kein Witz, das sagt er wirklich. Welche Konsequenz das hat? Na, keine natürlich! Ich weiß: Ich könnte mich ja ändern. Aber muss das wirklich sein? Muss ich mich echt nach unten hin anpassen und auch eine faule Sau werden? Ich kann das nicht. Daher suche ich mir was Neues. Ob es extern sein wird oder intern was Herausforderndes auf mich wartet, werden wir sehen. Nur da, wo ich jetzt bin, bleibe ich nicht. Immerhin mache ich die ersten Schritte…das ist doch schon mal was.
Da bewundere ich die Studentin, die mir dienstags gestanden hat, gekündigt zu haben. Sie erfahre keine Lernkurve. Die Arbeit mit mir habe ihr Spaß gemacht. Die Art und Weise, wie ich in Workshops von meinen Kollegen persönlich angegriffen würde, hätte sie hingegen geschockt. Dieses Verhalten sei mit ihren Werten so gar nicht vereinbar. Die neue Stelle wäre eine Art Start-Up-Unternehmen. Wenn die gut seien, würde sie mir den Kontakt schicken, damit ich da eventuell Fuß fassen könnte. Ich hab´ die Maus einfach nur umarmen können. Zuletzt war ich so verunsichert, ob ich überhaupt noch alle Latten am Zaun hätte, dass es mich total entlastet hat, ihre Sicht auf den Umgang zu erfahren. Das sind dann diese wertvollen Momente, die mir immer wieder mal die Augen öffnen, mich stärken und dann endlich ins Tun kommen lassen. Manche Menschen sind eben echte Geschenke. 🙂
Kommentar verfassen