Ach, ich liebe die Karibik. Es ist zwar heiß, aber das macht so gar nichts. Warum? Weil man es dann einfach chilliger angeht. Und das tun wir.
Die letzten Tage vor der Reise waren noch alles andere als entspannt. Ich hab mal wieder registriert, dass mein größter Gegenspieler ich selbst bin. Das nervt, aber gut, ich kenne es ja schon länger. Der Personalchef hat auf meine Einladung eine Woche lang nicht reagiert. Sollte er das nach meiner Rückkehr immer noch nicht getan haben, sage ich den Termin aktiv ab. Entschuldigungen, wie „so was macht der Assistent von ihm“, sind mir vollkommen einerlei. Keine Ahnung, wieviele Zeichen ich noch benötige? Das Verhalten meiner direkten Kollegen hat mir echt auch deutlich vor Augen geführt, wie wenig Gespür für andere bei ihnen vorhanden ist. Erschreckend… und ich bin es so müde, ihnen das zu erklären. Sie waren schon betroffen, als ich ihnen gespiegelt habe, wie respektlos ihr Verhalten sei. Doch das bringt keinerlei Veränderung. Warum soll ich mich dann weiter abmühen?
Die Fahrt zu meiner Sis hat die Deutsche Bahn mit nur 15-minütiger Verspätung geschafft. Dafür war der Weg zum Flughafen mehr Nervenkitzel. Doch wir hatten genug Puffer eingeplant, weshalb es dann doch noch gut funktioniert hat. Wir starten mit einer Stunde Verspätung und der ersten Durchsage an Bord, dass nur die hinteren Toiletten funktionieren. Die vorderen seien defekt. Äääääh… ach ja, und das Entertainment sei leider auch ausgefallen. Das heißt: Keine Filme, keine Musik, kein Laden von elektronischen Geräten. Ich frage mich, wieso Condor solche Maschinen über die Pandemie nicht hat generalüberholen lassen? Da ich bis zuletzt Sorge hatte, dass noch was dazwischen kommt, bin ich jetzt zu entspannt, um mich darüber aufzuregen. Die meiste Zeit über hab ich einfach die Augen geschlossen – wie mein „kleiner“ Neffe auch. Was nervt, ist die Familie im Vierer neben uns. Und ja, ich weiß, dass das familienfeindlich klingt. Der große Sohn ist ein hyperaktives Kind. Mehr noch aber nervt der Vater, der den Jungen animiert, den Gang hoch- und runterzuflitzen. Er macht es auch nicht besser mit seinen doofen Fragen, wie: „Oooh man, wann fliegen wir denn endlich lo-hooos? Ich will endlich da sein! Das dauert mir zu laaaangeeeee!“ Wohlgemerkt sagt das der Vater. Beim Kartenspielen dreht er den Jungen (ich schätze ihn auf vier oder fünf) so sehr auf, dass der dann einen Tobsuchtsanfall hinlegt. Ich habe nicht mitgezählt, wie oft der Junge Nein geschrien hat, bis er in den Schlaf gefallen ist – eine Stunde vor der Landung. Bis dahin war Action nonstop angesagt. Alles verzögert sich durch den verspäteten Flug, weshalb wir um drei Uhr deutscher Zeit endlich im Hotel ankommen. Nach dem frostig klimatisierten Bus schockt die karibische Hitze an der Rezeption, so dass mir richtig schwindelig wird. Wir beziehen unser Zimmer – leider keine zwei Einzelbetten, sondern ein Kingsizebed, aber der Kleine nickt es lässig ab. Mir soll’s recht sein. Wir hauen uns ins Bett, während er noch zwei, drei Sprüche raushaut und beteuert, so drüber zu sein, dass er nicht schlafen könne, doch zwei Minuten später höre ich seinen gleichmäßigen, tiefen Atem. Bingo, einer pennt schon mal. Ich beneide ihn um die Fähigkeit, einfach überall einpennen zu können und keine kreisenden Gedanken zu haben.
Die Dusche im Zimmer ist ein Abenteuer für sich. Es gibt drei Hähne. Was wofür ist, blicken wir immer noch nicht genau. Ich frage mich allerdings, wozu man eine Badewanne mit Jacuzzi- Funktion in den immer heißen Breitengraden hier benötigt? Seit dem Dschungel kann ich auch recht kalt duschen – nicht so mein Neffe. Sein Gefluche strapaziert meine Lachmuskeln unwahrscheinlich. Das Wasser schwankt zwischen recht kalt und kochendem Wasser. Das satinierte Glas der Dusche lässt sich wie eine Schiebetür zum Wohnraum hin öffnen. Ein Highlight, über das wir uns königlich amüsieren. Ich frage mich mal wieder nach dem Sinn? Selbst wenn ich mit einem Partner hier wäre, würde mich das nicht gerade anmachen. So was ähnliches hatte ich mal mit meiner Sis auf Kreta, aber da gab es wenigstens eine abschließbare Toilette. Aber gut, jedem so, wie es ihm gefällt.
Wir lernen unsere Reiseleiterin Gabi aus Bayern kennen, die ein echtes Unikat ist. Alle Dominikaner würden einen bescheißen. Wenn wir Drogen bräuchten, würden die Kellner uns selbst diese besorgen. Am Strand Kartoffelsalat mit Majo zu essen, da müsste doch jeder wissen, dass er bescheuert ist, oder? Die Zigarren, die am Strand verkauft würden, wären nur Bananenblätter, aber wer’s bräuchte, sollte sich nicht aufhalten lassen. Ah ja, sie sei seit 25 Jahren nicht mehr auf deutschem Boden gewesen, von ihrer Familie enterbt und vielen zu ehrlich. Aber dafür verkaufe sie eben nicht ihre Seele. Äääääh… ein paar der Infos hätte ich nicht gebraucht, aber gut. Und dann schiebt sie noch hinterher, dass es ein Geschenk sei, dass die Russen nicht reisen dürften. Aus dem Grund sei die Helikoptertour derzeit buchbar. Naja… und da denke ich so: Das ist zwar kein Schnapperpreis, aber es ist ein einmaliges Erlebnis. Wir sind hier, um das Leben zu genießen. Also los! Und so steige ich mehrfach in den Atlantik, genieße den Wind und das Fluchen „wieso geht das nicht ohne Sand?“ Am Mittwoch genießen wir dann hoffentlich den Helikopterausflug, ohne uns vorab mit Drogen vollzupumpen. Wir werden an einem einsamen Strand abgesetzt… und wer weiß, vielleicht bleiben wir einfach da. Mir geht’s gut.
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