Die Zeit geht durchaus auch rum, wenn man sie verbummelt. Kaum zu glauben, aber echt wahr. Heute Morgen bin ich schon zeitig wach und kann nicht wieder einschlafen. Nervosität ist es nicht, auch wenn der Tag aufregend zu werden verspricht. In Ruhe gehen wir zum Frühstück, nehmen aber nur etwas Obst zu uns. Man weiß ja nicht, wie unsere Mägen später reagieren werden, obwohl ich zuversichtlich bin. Gerade ist hier Mangozeit. Es gibt sie in Scheiben zurechtgeschnitten… direkt neben den Ananasstücken. Herrlich! Mein Neffe bevorzugt Melonen, auf die ich gut und gern verzichten kann. Aber frisches Obst, zurechtgeschnitten direkt aus der Gegend, ist einfach unschlagbar. Das dürfte gerne jemand für mich Zuhause fortführen. Gibt’s schon Freiwillige?
Und dann geht’s auch schon los zur Lobby, denn wir wollen fliiiiiiiiiegen. Yfranzt quatscht uns noch an. Witziger Name, oder? Das ist irgendein Typ vom Travelteam. Der fragt, wo der Papa des Jungen sei? Bei der Mama, mutmaße ich. Ob ich verheiratet sei? Nö. Kinder? Nö, mir reichen die beiden Jungs meiner Sis. Aaaah…si claro. Hier sind alle vollkommen enfriada. Nichts geht zackig, jeder hat Ruhe für 20. Auf Dauer würde ich das nicht aushalten. Aber für den Urlaub ist das mal ok. Unser Fahrer sammelt uns ein, und wir stellen vergnügt fest, dass wir die Einzigen aus unserem Hotel sind. Kein Moto Moto – juchuuuuuu! Man wird so genügsam mit der Zeit, oder? Klar, der Trip hat auch nichts mit Sauftour zu tun. Das wäre in dem Fall eher hinderlich. Nach 20 minütiger Fahrt kommen wir an und können die Helikopter schon stehen sehen. Wir haben Glück, da wir nur zu viert fliegen. Drei sitzen hinten, einer vorne neben dem Piloten. Sie weisen uns die Plätze zu, und ich darf echt nach vorne! Das klingt doppeldeutig, aber ich könnte jederzeit nach dem Knüppel greifen. 🙃 Mir scheint die Sonne aus dem Hintern. Als wir starten und langsam abheben, frag ich mich noch, wie einem hierbei schlecht werden kann? Es ist einfach nur grandios. Und schon fliegen wir über den Dschungel Richtung Berge. Die Sicht ist atemberaubend. Ich glaube echt, ich könnte im Wechsel fliegen und übers Meer schippern. Es fühlt sich beides wunderbar an. Was sind wir für Glückskinder!!!
Wir fliegen über einen Wasserfall, wo der Pilot lässig drei Runden dreht, bevor es wieder weitergeht. Und dann landen wir an einem Strandabschnitt, auf dem es lediglich ein paar Vogelfußspuren gibt. Zunächst müssen wir warten, bis die Rotorblätter zum Stillstand gekommen sind. Als wir aussteigen, ist mein Neffe etwas blass um die Nase, was mich total verwundert. Ihm machten der Start und das Landen wohl zu schaffen. Ich hab’s hingegen nur genießen können. Er bleibt entsprechend erstmal im Schatten, während ich am Strand entlang loslaufe. Hammer, hier sind keine Fußspuren, dafür diverse Leichen. Keine Sorge, keine menschlichen. Es sind Krebse, die hier im großen Stile ihr Leben lassen mussten. Auf einmal kommt mir ein Hund entgegengelaufen, der mich aber völlig ignoriert. Als ich später zurückkehre, liegt er bei meinem Neffen. Auf den hat er sich zunächst wohl draufgelegt, was ich zu gerne gesehen hätte. Ich gebe dem Süßen etwas von meinem Sandwich ab, was er begeistert schnabuliert. Allzu oft wird er wohl kein Futter bekommen, wie er aussieht. Ohne zu betteln, liegt er neben uns und knurrt nur kurz, als der Kokosnuss-Verkäufer erscheint. Als wir nach einer guten Stunde wieder losdüsen, bellt er den Helikopter erstmal an und läuft dann auf uns zu. Leider nehmen wir ihn nicht mit. 60 Minuten Hinflug, 40 Minuten Rückflug macht 100 Prozent gute Laune bei mir. Perfekt.
Ich werde noch ein paar Punkte auf meine Liste schreiben müssen. Ein richtiger Segeltörn steht noch auf meinem Programm. Und eine Safari ist auch noch mein Wunsch. Freiwilligenarbeit in Kenia natürlich. Mal schauen, was noch alles kommen wird. Wir schlendern heute nur noch zum Pool, um ein wenig zu relaxen. Und hierbei ist mein Neffe mein Wing-Man. Wenn er an meiner Seite ist, ist alles harmlos. Da er rasch aufs Zimmer will, bleibe ich mal allein. Als ich zurückgehe, entsteht das Gespräch, das nur in südlichen Ländern so abläuft. Er: „Hey Lady, where is your husband?“ Ich: „I don’t need one.“ Er: „Why do woman say so? We all need love.“ Wenn der meinen Fuhrpark kennen würde… Ich winke lächelnd ab. Er: „Please give me your number.“ Ich: „I am too old for that.“ Nein, sei ich nicht und bla… bis: „I think you need love. Let me make love to you.“ Ääääh….nö. Bislang bin ich verschont geblieben, weshalb ich jetzt auch nicht genervt bin, sondern nur lachen kann. Ich bin froh, wieder sicher bei meinem Neffen anzukommen. Da sag mal einer, hier erlebt man nix. 😁 Ab jetzt ist nur noch Chillen angesagt. Auch ok… wobei ein bisschen Action schon auch was für sich hat. Mal schauen, was wir noch alles erleben und entdecken. Mir geht’s jedenfalls rundum gut.
Kommentar verfassen