Es geht gen Jahresende. Da überhole ich mich ja zu gern selbst – links und rechts. Meine letzte Arbeitswoche war letzte Woche. Natürlich musste sie pickepackevoll sein. Ein riesiger Workshop über neun Stunden musste sein. Auch als einer nach dem anderen umfiel – physisch als auch psychisch. Er musste dennoch stattfinden. Auf drei andere direkte Kollegen können wir verzichten, nur auf mich nicht. Zuletzt saßen wir nur noch zu zweit im Raum, ein Kollege war partiell online zugeschaltet. Ich hab dann doch sagen müssen: „Sei mir nicht bös, aber ich kompensiere nun dreieinhalb Kollegen?! Das ist schon ein wenig lächerlich. Mit Blick auf die Gehaltsstruktur dann sogar noch ein bisschen mehr als nur ein bisschen.“ Meine Chefin versteht mich. Auch meine Bedenken. Ich mag sie bislang. Ihre Ideen sind gut, ihre Vision cool – nur zweifel ich an dem restlichen Haufen, was ich ihr auch mitteile. Sie weiß nun auch, dass ich eine Einladung zu einem Gespräch bei einer anderen Firma angenommen hab. Ob das clever von mir ist? Vermutlich nicht. Es geht mir dabei allerdings auch nicht um Cleverness, sondern um ehrlichen, offenen Umgang.

Wie es ausgeht, weiß ich nicht. Die Firma hat mich kontaktiert – nicht ich sie. Daher ist meine Ausgangssituation gut. Das erste Gespräch war online. Heute darf ich zum Assessment. Und das findet in Liechtenstein statt. Da war ich noch nie. Ich muss nicht dorthin ziehen, sondern würde verschiedene Länder betreuen. Und da setzt dann wieder das Imposter-Syndrom ein. Was, wenn sie entdecken, dass ich gar nichts kann? Ein Freund und Kollege meinte erst gestern zu mir: „Schau Dir Deine Kollegen an. Du hast doch mehr auf der Rille als diese Typen!“ Ja, hab ich. Aber kennt Ihr das: Sie sind einfach kein Maßstab für mich. Ich strecke mich lieber, als dass ich mich bücke.

Das war am Wochenende ein ganz anderes Erlebnis. Ich hatte ein EMDR-Modul und war mal wieder restlos begeistert. Die Leute dort sind zum Großteil schon langjährig Therapeuten – in der Seelsorge, in Kliniken, in Praxen. Das macht mir keine Angst, sondern inspiriert mich. Und ich traue mich auch, die Methode mit ihnen auszuprobieren. Da schlägt mein Herz höher, da wachse ich und bin ganz mir und glücklich. Bei meinem beruflichen Thema ist hingegen nur ein leichtes Schlagen zu vernehmen. Dennoch sehe ich natürlich die Chance, dem reinen Prozessoptimieren zuleibe zu rücken und den Fokus auf den Menschen zu lenken. Ich weiß nur nicht, ob ich da meinen Frieden finde? Oder ob ich wieder eher diejenige bin, die viel Energie eingibt, um leichte Impulse zu setzen? Puh… wir werden sehen. Ich weiß nur eins: Kneifen ist keine Option. Was habe ich auch zu verlieren? Nichts. Na dann… Pack ma’s. Liechtenstein, ich komme.

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