Die Fortbildung ist schlichtweg die beste Belohnung für mich. Ich mag die Unterschiedlichkeit der Leute, die dann aber gleichzeitig so wertschätzend miteinander umgehen. Gestern ging es bereits um Ego States. Schon spannend, wie Menschen so ticken. Vor allem sind es Leute, die sich schon länger mit sich selbst beschäftigen und sich selbst auch reflektieren – zum Glück auch mit dem nötigen Augenzwinkern. Die Tage sind zwar lang, aber eben auch bereichernd.
Letzte Woche war ich mit einer Freundin/ Kollegin und einem Praktikanten Sushi essen. Die beiden sind schon auch sehr liebe, tolle Menschen. Zwischendurch fühle ich mich dennoch wie ein Alien. Erst dort erahne ich, aus welch wohlsituiertem Elternhaus der Praktikant kommt. Meine Freundin hat beides erlebt – zwischenzeitliche Insolvenz des Vaters und ziemlichen Reichtum (nach meinen Maßstäben). Ihr Vater würde nie unter einem 5-Sterne-Hotel einchecken. So was kenne ich nicht. Sie plaudern über Marken, die mir so gar nichts sagen. Ich mag die beiden sehr gern, nur erschließt sich mir diese Welt so gar nicht. Ich hab mit meiner Mom häufiger abends eine Arztpraxis geputzt für ganze 10 Mark die Stunde. Es hat mir keineswegs geschadet. Es hat mir nur nie diese andere Welt gezeigt, die mich schnell in die Haltung bringt, die Landpomeranze nicht abstreifen zu können. Anders als früher oute ich mich und meine Befürchtungen und ernte was? Große Augen und Beschwichtigungen. Das sei alles nicht wichtig. Sie haben es nur einfach gern schön. Der Steinbock in mir zuckt mit den Schultern. Welchen Nutzen hat das? Ich finde es schon auch toll, wenn ich Frauen sehe, die passend zu ihrem Kleid exakt die richtigen Schuhe, Tasche, Schmuck, Schal und alles haben. Und dann schau ich doch wieder, was funktionell für mich ist, weil ich auf High Heels keine Tagesschulung geben kann. Meine Bude ist bequem – nicht High Fashion aus dem Katalog, was ich hübsch anzusehen finde, nur eben überteuert, unbequem und unwichtig. Dennoch denke ich über mich: Bauernmädchen, das in der großen Welt mitspielen will. Was denke ich mir eigentlich dabei?!
Interessanterweise sage ich sogar zum potenziellen neuen Arbeitgeber: „Wenn Ihr ein Mäuschen in Kostümchen mit ständigem Lächeln wollt, bin ich die Falsche.“ Wollen sie nicht. Sie wollen authentisch, klar, zugewandt, kommunikativ und verbindlich. Das kann ich zum Glück. Meine Freundin bringt allerdings noch einen anderen Aspekt ein: Sie gebe Kohle für hübsche Sachen im Außen aus – ich gebe sie für Fortbildungen und meine innere Entwicklung aus. Und da fühle sie sich manchmal klein daneben. So hab ich das noch nie betrachtet.
Der Süden ist schon reicher als NRW, wo ich herkomme. Hier sieht man etliche Schönheits-OPs auf zwei Beinen, Botox im Gesicht und richtig teure Fummel am Leib. Ob das wirklich wichtig ist, entscheidet wohl jeder am besten für sich selbst. Nicht zuletzt schätze ich wohl solche Fortbildungen, bei denen Marken nicht im Fokus stehen. Und wieder mal die Erkenntnis: Jeder Jeck ist anders. Witzigerweise habe ich heute eine bei den Übungen als Gegenüber, die genau diese Thematik anspricht und feststellt: „Ich brauche keine weiteren Fummel im Kleiderschrank, sondern ein paar Klienten weniger, damit ich weiterhin gute Arbeit leisten und mit mir zufrieden sein kann.“ Ach, Erkenntnisse sind schon was Schönes, oder? Und die dürfen bei jedem anders sein. In diesem Sinne: Schönen Abend mit all Euren wertvollen Erkenntnissen.
Kommentar verfassen