Neues Jahr, neue Abenteuer – am liebsten natürlich bunt. Dass nicht immer alles so läuft, wie ich mir das wünsche, ist hinlänglich bekannt. Manchmal muss ich allerdings auch – wie viele andere ebenfalls – zu meinem Glück gezwungen werden.
Ein nettes Beispiel hierfür: Um möglichst alles perfekt zu hinterlassen, war der Plan, mich in der ersten Januarwoche direkt auf die Akademie zu stürzen. Soweit, so klar – dachte ich. Am ersten Tag in der Firma dauerte es auch nur eine halbe Stunde, bis ich meinen Account wiederherstellen konnte und Zugriff auf meine ziemlich aufgelaufenen E-Mails hatte. Mein Handy konnte derweil natürlich immer noch nicht synchronisiert werden. Dafür versprach mir der wahnsinnig witzige (nicht) IT-Mensch, der seines Zeichens direkt unter einem Strommast leben würde und daher nur eine rauschende Verbindung zustandebrächte, ein Ticket bei den Handyfuzzies zu öffnen, die sich dann melden würden. Das nenne ich mal Kundennähe. Ich hatte ja genug zu tun, denn immerhin warteten x Powerpoint-Unterlagen, die ich sichten, kürzen, streichen, ergänzen und aufpimpen dürfte. Und so öffnete ich beschwingt den Explorer, nur um festzustellen: Da sind keine Laufwerke mehr drin!!! Häää? Selten geht bei uns ja mal was zügig und lückenlos vonstatten. In diesem falschen Beispiel, also darin, meinen Account fälschlicherweise plattzumachen, haben sie sich aber mal richtig selbst übertroffen. Es war, als sei ich komplett frisch geboren, quasi in die Jungfräulichkeit zurückgepresst. Wieso geht so was nicht mit Aussehen, Hautspannkraft und so was? Warum immer nur mit IT-Geschisse??? Sei es drum.
Es war, wie im Casino (das auch noch auf meine bucket list steht): rien ne va plus. Und das meinte ich genau so. Nichts ging mehr. Gar, gar, überhaupt nichts. Meine Kollegin lachte sich derweil schlapp. Also musste ich die Laufwerke neu beantragen und hinnehmen, dass die Laufwerksverantwortlichen nun mal in der ersten Januarwoche noch im Urlaub weilen. Ein paar einzelne Deppen (mich eingeschlossen) dümpelten zwar bei der Arbeit, die entscheidenden (was die Bewilligung der Laufwerke betrifft) allerdings nicht. Die Handymenschen meldeten sich allerdings auch nicht. Teams, Skype und dergleichen liefen auch nicht. Was rede ich da in der Vergangenheitsform? Sie laufen immer noch nicht.
Dazu haben wir einen IT-Webshop, über den man alles beantragen kann und der angeblich selbsterklärend ist. IST ER NICHT! Himmelarschundzwirn! Anrufen kann man die Guten auch nicht, diese Füchse. Namentlich hinterlegt ist dort eigenartigerweise auch niemand. Zu jedem Geschiss gibt es bei uns Namen, Bilder und Organigramme. Aber die operieren im Verborgenen?! Scheint fast so. Vermutlich weil sie wissen, dass manch einer sie verhauen möchte, weil sie nur Mist fabrizieren. Also schreibe ich eine Mail. Die Laufwerke konnte ich schon finden und bestellen (im eigenen Hause…wo sind wir nur hingeraten?), aber manches wollte sich partout nicht finden lassen, wie beispielsweise das Versenden von Mails an extern. Und so schrieb ich dann nett und höflich, dass ihr Webshop ja ach so selbsterklärend eben nicht sei. Ob sie erwarten würden, dass ich auf Rauchzeichen umstellen solle? Und schwups, kam auch schon eine Stunde später ein Anruf. Ich glaube sogar, der Herr hat sich für den Webshop geschämt. Er könne mir eine Liste schicken von allem, was ich VOR der Radikalkur meines Accounts so hatte. Nein, aktivieren könne er das nicht, sondern ich müsse alles davon einzeln und neu beantragen.
Es gibt so Tage, da weiß ich echt nicht, soll ich lachen oder weinen? Der IT-Mensch hatte mir schon gesagt: „Ja, es liegt ein Antrag für Teams für Sie vor. Wann wir dazu kommen, den zu bearbeiten, weiß ich nicht.“ Meine Chefin hatte ihn bereits am 5.12.2022 beantragt. Süffisant ätze ich: „Im April brauche ich den dann nicht mehr.“ Ich komme mir vor, wie in der Parodie von Michael Mittermeier, die er in den 1990ern von der AOK immer gebracht hat: „Wir tun, was wir können!“ Wobei ich sagen muss, dass es mir auch mehr Freude bereitet, etwas kleinzuhacken, als das Puzzle dann wieder zusammenzubasteln. Also einen Account plattzumachen macht bestimmt auch mehr Spaß, als ihn aufzupimpen. Trotzdem! So ein Scheißdreck.
Der Handymensch ruft auch erst am Folgetag an und kommentiert: „Ich habe Sie gestern erwartet!“ Na dann! Ich kann nicht anders: „Wenn Sie mir die Einladung zu diesem Date mitgeteilt hätten, wäre ich sogar geneigt gewesen, Sie heimzusuchen!“ Er war entsprechend verdutzt. Na, macht ja nichts. Nun habe ich morgen einen Termin. Er selbst ist über eine Fremdarbeitsfirma angestellt, die zum Jahreswechsel auch geändert wurde. Ihn hat nahezu dasselbe Schicksal ereilt. Ich frage mich, wie bürokratisch man doch alles an die Wand fahren kann?
Donnerstag schreibt dann meine Chefin aus ihrem Urlaub: „Ich hoffe, Du kommst gut voran mit den Unterlagen?“ Atmen, Püppi, atmen! Und so schreibe ich zurück: „Ich habe nichts an den Unterlagen machen können, weil Till (ausgerechnet!) im Urlaub ist und das Laufwerk für mich genehmigen muss. Ich übe mich darin, nicht auszurasten und ruhig zu atmen.“ „Oh.“ Ja, genau. Oh! Das habe ich auch empfunden. Sie würde schauen, dass wir das Montag ruckizucki hinbekämen, damit ich natürlich richtig Gas geben könnte. Mir kommt so die Idee von einer ausgepressten Zitrone. Ich habe den Mist nicht verbockt und war maximal fair mit meiner persönlichen Kündigung und dem extra Monat, den ich der Firma an Zusatzzeit für die neue Ausschreibung gewährt habe. Aber mei, dann schalte ich mal einen Gang zurück und mache genau das, was im Rahmen der Zeit liegt – und überschlage mich mal nicht dabei. Ich mag meine Chefin. Und ich verstehe auch ihre Sorge darüber, wie es weitergehen soll. Aber es wird ja nicht ein Triebwerk weniger ausgesteuert, wenn ich nicht mehr da bin. Und es stirbt niemand oder wird krank oder dergleichen.
Lauter Kleinkram war schon zu erledigen. So habe ich beispielsweise ein nettes Zitat gefunden für meine Abschiedsmail:

„Wenn Du mich vermisst, denke immer daran, wie sehr ich Dir manchmal auf die Nerven gegangen bin.“

Das finde ich lustig, denn ich bin mir tausendprozentig sicher, dass ich mit meiner Energie, meiner guten Laune, meinem genauen Nachfragen und Hinterfragen und manchem mehr einigen gehörig auf den Zeiger gehe. Vor allem denjenigen, die nur die Zeit bis zum Feierabend rumkriegen und bitte nie was verändern wollen – sich am allerwenigsten. So kam dann auch kurz das Teufelchen in mir hoch, Karten für meine Kolleg*innen zu drucken mit dem Spruch:

„Hat Dir eigentlich schon mal jemand gesagt, wie viel Spaß es macht, mit Dir zu arbeiten?“
„Nein.“
„Hätte mich auch gewundert.“

Aber die Idee habe ich dann schnell verworfen. Es reicht mir durchaus, solch herrlich böse Gedanken zu haben, sie einmal in der Idee durchzuspielen und mich daran zu ergötzen.
In diesem Sinne: Ich wünsche Euch einen grandiosen Wochenstart, muntere bis bissig-böse Gedanken und dabei doch die richtige Dosierung in dem, was über die Lippen kommt.

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