Die Rückkehr aus dem Urlaub zieht sich, wie das immer so ist. Auf die S-Bahnen in München ist ja auch immer Verlass… nicht. Die Abfahrtszeiten springen wie Flummis innerhalb kürzester Zeit hin und her, bis ich mein Handy mit der dämlichen App einfach aus dem Fenster werfen will. Doch irgendwann komme ich doch noch Zuhause an und umarme mein Bettchen – natürlich erst, nachdem ich den Koffer ausgepackt hab. Das geht nicht anders, sonst würde ich kein Auge zumachen können. Ist das deutsch? Oder nur mein persönlicher Rititi? Entsprechend sieht aber auch mein Tisch aus: Chaos pur. Aber gut, dafür ist am nächsten Tag ja Zeit.

Und genau die habe ich ja, weil am Donnerstag mein Equipment von der neuen Firma kommen soll. So was kann ich ja leiden, wenn ich den ganzen Tag an mein Zuhause gebunden bin, weil irgendwann irgendwas geliefert werden soll. Mopper, mopper, mopper. Dabei klingelt es bereits kurz vor 12 Uhr an der Tür. Der UPS-Mensch entsteigt dem Fahrstuhl mit drei Paketen. Richtig, nicht Paketchen, sondern richtigen Oschies. Äääääh… will der hier wohl einziehen? Nun ist Technik ja nicht so richtig meins, weshalb ich erstmal in Panik verfalle. Die haben mir gleich zwei Monitore geschickt, Laptop, neuestes iPhone (als bräuchte ich so nen Firlefanz), Headset und so weiter und so fort. Soll ich hier etwa anbauen? Was denken die, was ich damit anstellen können soll? Der Blick in den Briefkasten macht mich dann noch blasser. Da liegt das Schreiben mit der Kreditkarte drin. Mein Herz wummert und wummert. Ich bin doch nur ein einfaches Mädel vom Land. Ich brauche gar nicht viel. Mein Hotel in Liechtenstein ist schon gebucht, der 3er BMW ebenso. Als am nächsten Tag die PIN per Post eintrudelt und ich erfahre, dass mein Kreditrahmen mal eben 6.000 Euro sind, wird mir wieder schlecht. Mich überfällt die Angst, dass die rausfinden, dass ich gar nichts kann. Wegatmen hilft irgendwie nicht. Ich gehe geistig die Gespräche durch, was ich gesagt haben könnte, dass so ein Aufwand hier gerechtfertigt wäre? Habe ich was verkauft, was ich nicht bin? Nee. Genau das fand ich ja so gut: Ich hab klar gesagt, was die von mir erwarten können, aber vor allem auch, was sie nicht erwarten können. Ich bin keine Zahlenfee, kein Technikmensch, kein Püppi im Kostümchen und werde ihnen nicht nach dem Mund reden. Und dazu haben sie ganz klar genickt. Ich suche und durchforste mein Gedächtnis systematisch, aber mir will nichts einfallen. Und auch, wenn ich noch nie eine Probezeit nicht überstanden habe, noch nie (außer beim Schlaganfall meiner Mom den Nebenjob) eine Kündigung erhalten habe, habe ich solche Versagensängste. Am Samstag treffe ich eine Vorstandsassistentin meiner alten Firma, die sich viel mehr für mich freut, als ich das gerade kann. Als ich ihr meine Bedenken erläutere, sagt sie: „Wenn Dir einer doof kommt – was nicht passieren wird – denk‘ dran: Die haben Dich gewollt! Du hast Dich nicht mal bei denen beworben! Wie geil ist das denn bitteschön?!“ Stimmt… und beruhigt mich ungefähr 30 Sekunden. Woher dieser innere Affenzirkus immer kommt, weiß ich absolut nicht.

Da einige Passwörter mitgeliefert wurden, war ich nicht sicher, ob ich jetzt schon alles im Vorfeld einrichten muss? Ich schiebe es, was normalerweise nicht meine Art ist. Dann versuche ich es kurz, aber scheitere. Da fehlt mir mal wieder das technische Verständnis… oder die Geduld… oder einfach beides. Was, wenn ich da Montag aufschlage und alle denken, ich sei brummelhohl? Alle anderen haben bestimmt alles schon perfekt vorbereitet. Ist wie früher zur Schulzeit, wenn man Zuhause gesagt hat: „Die anderen machen das auch alle!“ Was natürlich Mumpitz war. Rational weiß ich das auch alles. Emotional ist aber gerade Feuerwerk und Achterbahn und Springen durch brennende Reifen und überhaupt. Dann kommt der rationale Teil in mir durch, der sagt: „Haste se eigentlich nicht mehr alle??? Wer ist nach Peru gefahren, ohne spanisch zu können? Wer hat den Salkantay-Trail gemacht, ohne auch nur im Ansatz sportlich zu sein? Hä? Hääää???? Wenn et nix wird, bewegste Dich eben wieder. Bist ja kein Baum. Also: Arschbacken zusammenkneifen und jö!“ Das geht dann auch wieder ganz gut… bis ich heute noch mal versuche, mich einzuloggen bzw. erstmal mein WLAN zu hinterlegen, was auch schon nicht gelingen will. Und fürs Handy brauche ich eine E-Mail-Adresse von denen, die ich noch nicht habe. Also packe ich den Rotz wieder zusammen, dann in die Tasche, klappe den Koffer zu und düse los.

Die Autovermietung hat natürlich geschlossen, ist ja schließlich Sonntag. Ich hatte nach einem Code gefragt und diesen für den Schlüssel erhalten. Der Wagen von mir ist ums Eck geparkt… und nun suche ich das Mietauto. Nein, es steht nicht vor dem Eingang. Auch nicht an der Seite. Da irgendein Hansel gerade rauskommt, spreche ich den an. Seine Antwort: „Ach so… ja, die Autos stehen immer da hinten.“ Völlig logisch. Nicht ausgeschildert, ca. 200 m weiter weg, aber klar, hätte man bestimmt drauf kommen können. Aus den Unterlagen wird nicht ersichtlich, ob die jetzt schon die Mautgebühren drin haben oder nicht. Für Österreich ginge es ja digital, aber ein Nachweis liegt nicht im Handschuhfach oder sonst wo. Für die Schweiz gibt es wiederum nur Jahresvignetten, die ausschließlich geklebt werden können. Also darf ich die auch noch besorgen bzw. werde die Schweizer Mautstraßen umfahren, aber die Österreich-Vignette noch einkaufen. Wie gut, dass ich eine Kreditkarte habe…. die ich allerdings erst nach einer ausdrücklichen Unterweisung verwenden darf. Et löppt… Irgendwann komme ich dann auch an, sehe Berge (Gandalf!), blühende Magnolienbäume und dann auch mal ein Schild zu meinem Hotel. Doch dann finde ich nur das Casino. Ein Securitymensch kommt des Weges, den ich kurzerhand anhaue: „Können Sie mir helfen?“ Ich wirke wohl wie ein kleines Mädchen oder er fühlt sich cool als Helfer oder ist einfach nur ein hilfsbereiter Mensch – ist doch völlig wurscht. Er kommt jedenfalls nickend auf mich zu: „Hallo. Was brauchen Sie denn?“ Und dieser Schweizer Dialekt hat ja an sich schon was Runterfahrendes an sich, oder? Der entschleunigt einen sofort. Herrlich! Lässig hebt er eine Hand, um ein Auto aufzuhalten, das gerade aus der Tiefgarage rauffährt. Und ehe ich nachdenken kann, ist es auch schon raus: „Sie sind ja mal cool!“ Echt jetzt? So einen Scheiß sage ich? Immerhin kräuseln sich seine Lippen. Helfen kann er mir auch. Nur sitzt leider niemand an der Rezeption. Dafür lachen mich aber gleich zwei Automaten an, an denen ich mich anmelden kann – nicht jedoch, ohne meine Kreditkarte zu zücken und 500 Schweizer Franken für vier Nächte zu blechen. Und das ist kein Luxusressort. Welcome to Liechtenstein, gell? Kurz liebäugel‘ ich damit, mir eine Pizza in der nächstgelegenen Pizzabude zu holen, verwerfe den Gedanken an die Funghi-Pizza aber wieder, die schlappe 18 CHF kosten soll. Ich sag’s ja: Ich bin ein einfaches Mädel vom Land. Das kann ja was werden.

Der Plan ist, jetzt noch was zu lesen. Mittlerweile bin ich auch richtig ruhig. Es wird, was es wird morgen. Aller Anfang ist nicht unbedingt schwer, aber neu. Und da wir bekanntlich Gewohnheitstiere sind, meiden wir gerne alles Neue. Insofern bin ich gerade ein kleines bisschen stolz, dass ich mich dem doch stelle und wieder mal was Neues wage. In diesem Sinne: Möge Euer Start in die Woche ähnlich auf- bzw. anregend sein.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s