Eine neue Woche, eine neue Woche. Ich komme mir schon vor wie so eine Losbudenbesitzerin: „Gewinne, Gewinne, Gewinne! Kommen Sie ran, hier können Sie nur gewinnen. Jedes Los ein Treffer!“ Oder so.

Gestern durfte ich dann wieder gen Liechtenstein starten, was ja in der dritten Woche in Folge fast schon zur Routine geworden ist. Allerdings versuche ich es dieses Mal einfach nachmittags. Vorweg: Dem Verkehr ist es schisskojenno, wann ich fahre. Um München herum ist es fast immer voll. Aber wenn ich danach nicht mehr an den Schreibtisch muss, ist mir das so herum fast lieber. Der nette Mensch (keine Ironie) vom Autoverleih freut sich, mir dieses Mal einen Mercedes präsentieren zu dürfen. Blöd nur, dass er nicht weiß, wie wenig ich Mercedes mag. Ja ja ja, ich höre schon die Buhrufe. Tatsächlich bin ich ja mittlerweile ein Fan vom Automatikgetriebe geworden. Was habe ich mich lang erfolgreich dagegen gesperrt. Doch durch den schicken AMG seinerzeit habe ich meine Aversion, die einzig und allein durch pures Nichtkennen und demnach auch nicht Nichtkönnen zustandekam, endlich überwunden. Getreu dem Motto: „Watt der Buur net kennt, frisst er net“, habe ich brav übertragen: „Watt datt Landei net onger der Hängischte jat häät, füat et ooch net.“ (Übersetzt es frei, es wird schon das Richtige dabei herumkommen.) Aaaaber… auch wenn ich jetzt die Automatik lieben gelernt hab, mag ich das Gefiesel bei Mercedes immer noch nicht. Jede andere Karre (zumindest in Deutschland) hat immer noch so ein Knüppeldingens (in Ermangelung der korrekten Bezeichnung) in der Mitte. Nee, bei Mercedes – weil „wir sind ja was Besonderes“ – muss das an den Hebeln am Lenkrad geregelt werden. Aaaaaalter. Was machst Du da, wenn es plötzlich zu regnen anfängt? Richtig, jeder halbwegs begabte Mitteleuropäer betätigt mit dem rechten Hebel am Lenkrad den Scheibenwischer. Ein Automatismus. Blöd nur, wenn Frau dann mitten auf der Autobahn mal eben damit in den Leerlauf schaltet. Bei 160 Sachen halb so wild…örks. Auch sollte man dann nicht panisch einfach mal am rechten Hebel versuchen, den reinzudrücken, denn dann kommt nur die Meldung, dass die Parkposition gefunden sein muss, um die Handbremse betätigen zu können. Ich kann ein hysterisches Kichern nicht unterdrücken, weil ich mir gerade vorstelle, wie es beim Schaltgetriebe wohl wäre, wenn ich bei 160 die Handbremse zöge? Nicht soooo geil, vermutlich. Bevor jetzt tolle Tipps und Tricks kommen: Ich hab den verkackten Scheibenwischer schon noch entdeckt. Vielleicht wird ja dadurch meine Aversion Mercedes gegenüber klarer. Wenn nicht: Mir doch egal!!!

Irgendwann trudele ich dann auch noch im Hotel in der Tiefgarage ein. Mittlerweile bin ich ja voll versiert… dachte sie noch. In Ermangelung der leibhaftigen Menschen, gilt es nach wie vor, die Automaten zu bedienen. Kann ich… nur nicht erfolgreich. Ich gebe den Namen und „des ganze Zeig un Glump“, das es braucht, ein. Dann fragt die gefräßige Maschine nach meiner Kreditkarte. Das kontaktlose Zahlen ist deaktiviert, ich muss die Karte schon in den Schlitz schieben. Leider ist dies nicht bebildert. Leider stecke ich – Kopfschmerzen/ Staustehen/ Genervtsein geschuldet – die Karte falsch herum rein. Die Aufforderung, die Karte zu entnehmen, erscheint. Ich ziehe – nichts passiert. Ich versuche es erneut – nichts bewegt sich. Ich hole tief Luft, zähle bis zehn und schlage nichts kaputt, sondern wiederhole das versuchte Ziehen. Nix, nada, niente. Ich zücke mein Handy zwecks Anruf, suche brav die Nummer raus und wähle diese an. Nix, nada, niente. Mir dämmert: Klar, kein Empfang, weil TIEFGARAGE!!! Wenn ich jetzt außenherum hochlaufe, kommt eventuell jemand mit geschickteren Fingerchen als den meinigen. Und schon steigt das nächste hysterische Kichern in mir auf. Das darf doch echt nicht wahr sein!!! Ich atme die Panik weg, schaue bewusst in Ruhe noch mal, ob nicht doch irgendwo eine Klingel ist und entdecke den Hinweis auf eine Gegensprechanlage. Die muss ich allerdings etwas weiter vorne suchen. Die Dame ist auch freundlich: „Ich lasse Sie gerne rein.“ Ich lache: „Perfekt, aber nicht ohne meine Kreditkarte.“ Sie schickt jemanden runter. Ich schaue das wunderbare Mädel unter der dichten Make-up-Schicht an, dann auf ihre Nägel und sage: „Ich hab kurze Nägel, und es hat nicht geklappt.“ Sie antwortet blitzgescheit: „Ich hab lange Nägel. Da wird’s wahrscheinlich auch nichts.“ Gesagt, getan, bestätigt. Sie wackelt von dannen und schickt mir ihren starken Kollegen. Der fragt auch noch ganz clever: „Falsch umme eini g’steckt?“ Auch das, Du Held. Er braucht zwei Versuche, bis er mir die Karte stolz hinhält und ergänzt: „Bessa üba’s Kontaktlosfeld.“ Ich halte mich mit Mühe vom Schwitzerdütsch „des gaad niet“ ab, sondern sage es in meiner Sprache: „Das ist nicht aktiviert und darf es auch nicht.“ Ein verwirrter Blick, wie meine kleinste Cousine ihn damals hatte, als ich gestehen musste, Sailor Moon nicht zu kennen. Sie war damals nicht mal zehn. Der Typ vor mir ist erwachsen. Sei’s drum.

Heute fahre ich dann zeitig los Richtung Österreich, also zu dem Standort, wo ich vorletzte Woche war. Der anfänglich etwas knurrige, distanzierte Kollege hatte mich ja aufgefordert, ihn mal zu besuchen, damit er mir alles zeigen könne. Aus Erfahrung weiß ich: Wenn ich da nicht zeitnah reagiere, bin ich als dumme Nuss verschrien, die was verspricht, aber nichts hält. Da hab ich schon einige – vor allem Herren – in der Vergangenheit bei anderen Firmen geschockt. Ich halte, was ich verspreche und androhe. Heute ist er auch richtig nett und schäkert rum, wenn ich auch – dem Dialekt geschuldet – nicht alles verstehe. Irgendwann ist er sogar regelrecht touchy, also legt den Arm um meine Hüfte, tätschelt mir den Arm/ die Schulter usw. Da bin ich immer im Zwiespalt, ob ich was sagen soll oder es einfach lasse? Er gehört zur alten Schule und meint das keineswegs böse. Nur ist es eher schon flirty zu verbuchen, was ich auch nicht brauche. Zum Schluss fragt er mich, wie mein Eindruck von ihm sei? Ich erkläre ihm, dass ich ihn sehr distanziert empfunden hätte beim ersten Mal – vor allem zu Beginn. Er sei beobachtend aus der zweiten Reihe heraus und lasse sich nicht in die Karten schauen. „So isch es.“ Und sein Eindruck? Naja, die ersten zehn Minuten? Fürchterlich. Hääää? Naja, ich sei Deutsche. Deutsche wüssten alles besser, würden nur labern und nix zuwegebringen. Dann hätte er gefragt, ob ich mit raus zum Rauchen ginge. Meine Antwort war: „Ich rauche nicht… und es ist kalt.“ Da hätte er innerlich schon die Augen verdreht. Ich habe dann aber die Jacke angezogen und wäre mitgegangen. Welche Laster ich denn hätte, hat er danach gefragt. Ich hab mir einen Kaffee genommen, darauf gezeigt, dann auf die Schoki am Tisch und gemeint: „Alle weiteren dann später vielleicht mal.“ Ab da hätte er mich dann gemocht. Und heute sowieso. Ööööhm, jo. Ich grinse ihn an und sage: „Ok, dann bin ich also Frau Fürchterlich. Damit kann ich leben.“ Neiiiiiin, jetzt ja nicht mehr. Nur zehn Minuten lang am ersten Tag. Wann ich denn wieder da sei? Nächste Woche Montag bis Mittwoch, aber in Liechtenstein. Ob wir Montagabend essen gehen würden? Ääääääh… in solchen Momenten bin ich nicht so souverän und gebe klein bei. Auf der Autobahn zurück registriere ich dann noch, wie ein weißes Auto die Lichthupe betätigt, doch so was ignoriere ich gern geflissentlich. Kaum zurück, bekomme ich auch schon eine Nachricht per Teams, ob ich gut angekommen und flirtresistent sei? Das war dann also er. Und es wäre sehr schön gewesen, Frau Fürchterlich richtig kennenzulernen. Puh! Ich hoffe, da verspricht sich jemand nicht mehr, denn darauf hab ich gar keine Lust – zumal er auch Null mein Typ ist – und ich ihn regelmäßig bitten muss, halbwegs hochdeutsch mit mir zu reden. Trotzdem war der Rest lustig. Es gab keine weiteren Zwischenfälle mit Kreditkarten fressenden Automaten oder Scheibenwischern. Man wird so genügsam mit dem Alter… Ihr auch?

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