Wisst Ihr, was richtig toll ist? Freunde, die einen vom Arbeiten abhalten. 🙂 Ich hatte gestern schon ein schlechtes Gewissen, nicht wirklich was zuwegegebracht zu haben. Darum will ich heute fleißiger sein. So ganz langsam fange ich an, Papiere zurechtzukramen Alle paar Monate beschäftige ich mich mit der Ablage. Dann sortiere ich und hefte ab. Ganz ehrlich? Wer denkt sich so was denn aus? Also, wie ich immer gerne sagen: Für so was könnte ich dann doch mal einen Mann gebrauchen. Aber wenn das alles ist…zusammen mit dem Müll, Auto und handwerklichen Tätigkeiten im Haus, na, dann kann ich den Rest auch irgendwie selbst besorgen bzw. organisieren. Ja doch, ich komme in die Hölle. Bei den Minustemperaturen da draußen stelle ich mir so ein prasselndes Feuer ganz lecker vor.

Jedenfalls habe ich gerade ein paar Briefe sortiert, als der erlösende Anruf eingeht. Meine liebe Freundin ruft mich an. Das dauert. Warum? Weil wir eben echte Mädels sind. Immerhin habe ich ja Willen bewiesen, was tun zu wollen. Nur wenn dann das Telefon geht, sind mir ja die Hände gebunden. So ein Pech aber auch! Habt Ihr auch so Freunde, mit denen Ihr so richtig, richtig übers Eingemachte reden könnt? Damit meine ich kein Obst oder Gemüse, Ihr Schlaumischlümpfe! Ich würde mir wünschen, dass jeder von Euch da draußen mindestens einen Menschen hat, vor dem Euch so gar nichts peinlich ist. So eine Freundschaft muss wachsen, keine Frage. Und selbst bei gewachsenen Freundschaften erreicht man so was nicht immer. Wir haben auch stürmische Zeiten hinter uns…inklusive Auszeit. Es gibt Menschen, die begleiten einen ein Leben lang. Aber es gibt eben auch die kurzfristigen Wegbegleiter. Die sind absolut notwendig und lehren uns auch eine Menge. Nur ziehen sie weiter, wenn man dann hoffentlich seine Lektion gelernt hat. Aber die Tiefe solcher Freundschaften werden dort nie erreicht.
Irgendwann kommt dann auch eine ihrer Töchter ans Telefon. Sie ist mein Herzensmädchen, weil sie einfach besonders ist. Schon interessant, da ich sie kenne, seit sie auf der Welt ist und sie mir nun von einem Mann erzählt. Und da sehe ich dann schon, dass die jungen Leute heute doch anders sind, als wir es damals waren. Beziehungsweise merke ich auch, wie eng meine Welt war, weil ich doch sehr konservativ aufgewachsen bin. Ich kam mir verrucht (und erwachsen und auch toll) vor, als ich mit 15 Jahren zum ersten Mal rumgeknutscht habe. Mannomann, da hat sich dann doch einiges verändert. Aber manches ist eben auch wieder so typisch zeitlos. Die kleine Motte (hat nix mit den Lebensmittelmotten in meiner Küche zu tun!) berichtet jedenfalls von diesem Kerl. Naja, er sei nicht offiziell ihr Freund. Er habe einfach schlechte Erfahrungen gemacht und möchte es unverbindlicher halten. Aaaaaaah! Kerle! Aber – und das erstaunt mich dann doch – seine Familie kennt sie, also seine Eltern, seine Schwester und Schwager, auch seine Freunde. Hä? Ja, habe ich auch gedacht. Andererseits: Wer definiert denn, wie man was zu nennen hat? Ein Rahmenwerk gibt´s auch hier. Nur will er es eben nicht Beziehung nennen. Und das verstehe ich auch. Das Wort mag ich im Grunde auch nicht. Partnerschaft klingt hingegen eher wie eine Geschäftsbeziehung. Ist eh alles komisch. Wieso muss man an alles ein Etikett anbringen? Manches ist einfach, wie es ist. Und ja, leider, ich laufe normalerweise auch gerne mit Etikettiermaschine herum und brauche für alles eine Definition. Dabei vergesse ich darüber meist das Wesentliche: Es einfach zu genießen, wie es gerade ist. Und das tut die kleine Motte. Das ist doch das Wichtigste. Sie wird ihren Weg gehen und ihre eigenen Erfahrungen sammeln dürfen. Mit 19, bald 20, wartet da ja auch noch eine verdammt aufregende Welt. Und das tut sie auch für jeden Einzelnen von uns. Wir müssen es nur zulassen. Das ist doch mal ein schönes Vorhaben für 2021.

Apropos Vorhaben: Da war doch noch was? Richtig. Selbst das schönste Telefonat, das auch nach guten 20 Jahren Freundschaft immer wieder Überraschungen bereithält, endet irgendwann einmal – nach 2 Stunden, 59 Minuten und 32 Sekunden. Drei Stunden wären uns auch übertrieben vorgekommen. Tja, da es noch hell ist, dampfreinige ich mein Bad und die Küche wenigstens noch rasch. Diese Woche kommen die Jungs vorbei, um die Wasseruhr und den Heizungsverbrauch abzulesen. Da zähle ich wieder fest darauf, dass sie mir mein dann leer geräumtes Spiegelschränkchen kurz abnehmen, die Uhr dahinter ablesen und wieder ordnungsgemäß alles hinhängen. Im Gegenzug habe ich immer einen Espresso für sie. Eine Hand wäscht ja bekanntlich die andere. Und dazu soll es schon ordentlich sein. Das ist ja das Problem vieler Leute: Da keiner mehr „op et Huus tu kütt“, verkommen selbst eingefleischte Putzteufel (was ich leider nie war) zu kleinen Schlampen, denn: Es sieht ja keiner, wie es blitzt und blinkt.

Insgeheim freue ich mich nicht auf morgen. Wen wundert´s? Wahrscheinlich spreche ich in unserer offenen Runde mal unsere Teamstimmung an. Mein Chef war nämlich seit einem knappen Jahr im Bilde, wie schlecht sich die Kollegin angeblich gefühlt hat, die zum Abschied noch diese heftige Mail rausgehauen hat. Und ein anderer Kollege habe sie wohl seelisch-moralisch aufgebaut. Ich frage mich, ob mein Chef weiß, wie „Führung“ überhaupt buchstabiert wird und der Rest, ob sie eine Ahnung von dem Begriff „Lösungsorientierung“ haben? Ich verstehe das nicht, dass immer alles schleifen gelassen wird, bis die Stimmung vollkommen vergiftet ist und dann alle mit den Schultern zucken und behaupten: „Keine Ahnung, wo das jetzt herkommt?“ Nicht jeden Kampf muss man kämpfen. Aber schwelende Brandherde sollte man dann doch angehen und nachhaltig löschen, oder? Wie wir ja jetzt sehen konnten, war mit einem Telefonat das ganze Missverständnis aufgeklärt. Ich verstehe es manchmal nicht…und werde es langsam auch müde, immer die Kämpferin sein zu müssen. Andererseits will ich auch nicht so stumpf wie mancher Kollege werden. Ach ja, neues Jahr, altes Dilemma. Vermutlich ändert sich auch nichts bis zum nächsten Lametta…

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