Another day in Gammel-Castle. Wobei man ja jetzt nicht wirklich sagen kann, dass ich so rein gar nichts betrieben habe – also gestern und heute. Die Küchenschränke auszuräumen und mit Essigwasser auszuwaschen, Klamotten zu waschen, die Bude etwa zu kramen und einzukaufen, das ist auch nicht nichts. Aber ich lasse es durchaus sehr gemütlich angehen. Ist ja schließlich auch Jahresanfang. Da soll man nicht sein ganzes Pulver auf einmal verschießen. Und das habe ich auch nicht vor (Herr Frodo! Wieso kommen mir eigentlich in allen möglichen und unmöglichen Situationen Film-Zitate in den Sinn???). Da ich nicht mit Sicherheit ausschließen kann, dass sich Mehlmotten und ihre Verwandtschaft an grauen Haaren erfreuen, färbe ich mir endlich wieder mal meine Haare. Mannomann. Das ist schon lästig. Aber während Männer ja durchaus sexy damit aussehen, wirkt es bei uns Ladys eher alt. Da ich ohnehin ein blasser Typ bin, kann ich mir graues Haar noch weniger leisten. Andererseits: Wer sieht´s denn überhaupt derzeit? Noch habe ich keine Mail erhalten, aber rechne fest damit, zum Ende der Woche offiziell die Info zu erhalten, die Firma bis Ende des Monats nicht betreten zu dürfen. Und nein, ich liebe mein Büro nicht mehr als mein Zuhause. Ich mag beides nicht einmal sonderlich. Doch noch einen Monat niemanden von der Arbeit zu sehen, ist schon reichlich komisch. Vielleicht kriege ich Heinz ja nächste Woche mal dazu, den Schieber vor der Kamera zu betätigen, damit ich sein liebreizendes Antlitz betrachten kann. Bääääääh, nee, auf den kann ich dann doch verzichten.

Irgendwie kommen mir bei Langeweile und Rumbummelei immer so ein paar spinnerte Ideen. Habt Ihr das auch? Es heißt ja auch, dass dann erst die richtige Kreativität freigesetzt wird. Ich weiß nicht, ob dem so ist? Aber ich denke in den letzten Wochen immer mehr darüber nach, endlich doch mit meinem Buch anzufangen. Nicht mit dem, das ich schon mal begonnen habe, was ein recht trivialer Liebesroman werden sollte. Ich denke vielmehr darüber nach, über meine Familie zu schreiben. Quasi als eine Art von Verarbeitung? Gestern meinte meine Ex-Schwiegermutter in spe in einem anderen Zusammenhang: „Ich bin so vergesslich in letzter Zeit. Ich meine, ich habe ja eh nicht so ein Gedächtnis wie Du das immer schon hattest.“ Wie oft habe ich das schon zu hören bekommen? Und ja, ich verfüge ja über so ein Gedächtnis. Nur ist es eben nicht nur lustig. Klar, ich erinnere mich an viele witzige Ereignisse…an manches, was im Rückblick erst lustig erscheint. Aber ich erinnere mich eben auch an viele Dinge, die mich irgendwann verletzt haben. Und ja, das ist Ballast, den ich gar nicht so mit mir rumschleppen möchte. Aber wie wird man so was los? Vielleicht ist ein Buch unter einem Pseudonym echt genau das Richtige? Pseudonym! Also nein, ich würde den Titel nicht verraten. Mal schauen, ob ich mich das traue. Meine Theaterstücke dümpeln schließlich immer noch auf meiner Festplatte vor sich hin. Doch die haben wir immerhin schon gespielt. Das ist ja auch was wert.

Eine andere Idee knabbert auch immer stärker an mir: Kenia. Ich kriege die Vorstellung von der Arbeit im Waisenhaus nicht aus dem Kopf. Worauf ich weniger Lust habe, sind diese Projekte mit vielen ganz jungen Voluntären. Ich möchte keine Party, sondern einfach Erdung. Und ein erstes Mal nachgeschaut, habe ich auch bereits. Es gibt ja auch die Möglichkeit, vier Wochen so was zu machen. Ich muss gar kein ganzes Jahr Sabbatical nehmen. In einem Monat verliere ich vielleicht gar nicht so viel von meinem Herzen? Keine Ahnung. Die Vorstellung reizt mich jedenfalls sehr.
Keine Ahnung, warum ich so ein Unruhegeist bin…irgendetwas treibt mich nach wie vor an. Als ob es irgendwas zu finden gilt. Was, das weiß ich gar nicht so genau. Im Grunde mag ich meine Neugierde ja auch. Aber ich habe immer auch gerne eine Erklärung für so etwas. Manchmal bin ich regelrecht rastlos. So hat wohl jeder seine Macken, hm? Die einen haben Macken, die anderen Motten – ich habe beides. Wieso muss ich denn auch immer so laut „HIER“ schreien?

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