Seit gestern nehme ich an meiner Fortbildung zum agilen Coach teil. Das wirklich Gute: Die Truppe. Da sind schon auch unterschiedliche Persönlichkeiten dabei. Doch bis auf eine ist keiner missionarisch. Die Herausforderung dieses Mal liegt woanders. Einer der Trainer ist mein Date vom Sommer, das ich ja als richtig unsouveräne Nullnummer seinerseits in Erinnerung habe. Entgegen meiner normalen Haltung, habe ich heute keine halbe Stunde Puffer eingeplant. Prompt ist die S- Bahn zu spät, weshalb ich nicht die eigentlich ausgesuchte U- Bahn erreiche. Alles in allem komme ich punktgenau an. Aber der Tünnemann überrascht mich total, was ja bei mir gar nicht so einfach ist. Er umarmt mich zur Begrüßung. Äääääh, ich hab mal im Kalender nachgeschaut, es war der 10.6.!!! Da haben wir uns getroffen. Dann haben wir noch höflich eine Nachricht ausgetauscht, das war’s. Leider bin ich zu perplex. Würde er das heute wiederholen, würde ich die Hände heben und sagen: „Nö, Dein Bedürfnis, nicht meins.“ Aber heute wird er das nicht mehr machen. Da bin ich sicher. Durch das späte Eintrudeln sitze ich direkt vorne, quasi neben ihm. Und das nutzt er geschickt, um mich so gar nicht zu integrieren. Auch ok, denn so kann ich ihn beobachten.

Es sind zwei Trainer. Und ja, ich liebe Übertreibungen, aber das ist keine: Der andere erhält nicht mal die Möglichkeit, sich vorzustellen. Über den Tag schafft er es nicht einmal, sechs Sätze zu äußern. Passend zu unseren Themen Mindset, Empathie und wertschätzende Haltung. 😂 Mein Spezi brilliert durchaus mit enormem Wissen, während er dann eine Buchempfehlung nach der anderen raushaut. Allein, es wirkt nicht stimmig. Er mag noch so belesen sein, scheitert dann aber ganz klar an der praktischen Anwendung, während er eine Teilnehmerin mal so richtig abkanzelt, als wären wir auf dem Kasernenhof. Geht gar nicht. Aber durch sein theoretisches Wissen mit rasanter Geschwindigkeit bleibt keine Zeit fürs Sackenlassen. Ob das Masche ist? Ich weiß es nicht. Die Unstimmigkeit zeigt sich aber an einer Stelle am meisten: Er nennt zunächst nur seinen Vornamen. Der Rest sei unwichtig, weil ja alle von uns auf Augenhöhe seien und bla. Im Laufe des Tages packt er dann alles raus, was ich ja schon weiß: 13 Jahre Bundeswehr, dass er zwei Diplome habe, systemischer Coach sei, im Handball 2. Bundesliga gespielt habe, seinen Abschluss übrigens mit 1,0 gemeistert habe, in welchen Projekten er sich so engagiere, was er unterstützend für ARD und ZDF mache… Innerlich schüttele ich den Kopf und reiche ihm eine Lolli, während ich sein Köpfchen tätschele und ihm zuraune: „Jaaa, Du bist ein ganz ein Großer! Mutti ist ganz, ganz stolz auf Dich!“ Ja, ich bin böse. Mich nerven diese Menschen, die sich so gebärden und offensichtlich an einem Gottkomplex leiden, massiv. Sie schüchtern durch ihre Dominanz ein, statt einladend Stärken zu stärken.

So auch gestern mit der dummen Nuss vom Institut geschehen. Eine aus unserer Lerngruppe, die wirklich sehr gut vorbereitet ist, hat eine Einzelstunde bei der Unfehlbaren gebucht. Am Freitag hat sie ihre Prüfung. Die Dame macht sie so klein, dass sie total niedergeschlagen ist. Sie hätte viel Wissen, wäre aber durchgefallen. Keine Hilfestellung, außer sie solle mehr Fragen stellen, was wir so auch nie vom Institut aus beigebracht bekommen haben. Beispiele, was sie fragen könnte, gibt’s nicht. Nur die Tatsache, dass sie so durchfallen würde. Beim letzten Üben in der Großgruppe hat sie auch eine bis zum Heulen getrieben. Wie kann ich so was tun??? Ich kann Leute motivieren und zu Höchstleistung beflügeln. Oder ich mache sie nieder, damit mir mein eigenes, armseliges Leben nicht so schlimm erscheint. Ich merke, wie die kriegerische Rebellin in mir erwacht. So eine Axt zu schwingen, ist bestimmt sehr kräftezehrend. Trotzdem will ich es mal ausprobieren, wenn ich diese emotional verkrüppelten Arschgeigen erlebe.

Ich verstehe es einfach nicht, wie Menschen so sein können??? Es gibt gefühlt so viel Hauen und Stechen. Und ja, ich schreibe auch von einer Axt. Die schwinge ich aber nicht wirklich. Ich würde mir wohl einfach wünschen, liebevoller miteinander umzugehen und Machtpositionen für Gutes zu nutzen – nicht zum Niedermachen. Da helfen auch bestätigende Anglizismen nicht, die mein heutiger Trainer wieder inflationär raushauen wird: „Absolutly!“ Ja, Du mich auch. Und ich hab noch nicht mal PMS. Was hat der doch für ein Glück. Ich bin es wohl einfach leid, von sozial kompetenten Vollidioten umgeben zu sein. Kennt Ihr dieses Phänomen auch? Habt Ihr ein paar Tipps für mich? Nicht nachweisbares Gift würde mir für den Anfang schon reichen. Ich nehme aber auch Streitäxte entgegen. Na dann mal los!!!

2 Kommentare

  1. Hallo Feuerdrache,
    kriegerische Rebellin und anspruchsvolle Liebhaberin, du willst einen Tipp, ganz ehrlich? Ganz ehrlich!
    Die drei Coaches hast du doch schon zum Frühstück verspeist, kein Wunder, dass die dir nicht nur ansatzweise das Wasser reichen können. Und einen von denen hast du gewogen und für zu leicht befunden. Du weißt also, dass die Veranstaltung und besonders die Dozenten dich nicht nach vorn bringen. Die Frage ist nur, warum, um Gottes Willen, tust du dir das an? Laut Wiki verdienen agile Coachs 33T€ im Jahr, damit ist schon alles gesagt. Der Kurs kostet dich Zeit und Nerven. Und: wer braucht schon einen agilen Coach? Das ist in etwa so, wie den Jagdhund zum Jagen tragen… so wie ich dich einschätze und wie du’s schreibst hast du’s bestimmt schon deiner neuen Chefin gesagt. Verschwende keine Zeit mehr mit denen, meld dich da ab (schwere Migräneanfälle o.ä.) und bitte um Rückerstattung des Betrages, falls du schon was gezahlt hast.
    Wenn ich dir einen Tipp geben darf: frag deine Chefin um einen drei Stunden Termin außerhalb der üblichen Arbeitszeit und zum Wochenende hin, nimm ein Blatt Papier und skizziere ihr dann, wie du dir die Aufstellung und die künftigen Aufgaben vorstellst und entwickele einen Plan, damit hilfst du dir, ihr, bist agil, und hast noch mehr Zeit für dich.
    VG vdL

    Like

    1. Hallo Herr von der Lahn,
      wow, da lache ich mich hier gerade schlapp. Dafür danke ich Dir schon mal.
      Also, das mit dem Verdienst des Agile Coaches stimmt nicht so wirklich. Da hat WIKI was falsch abgespeichert. Es geht auch weniger darum, reich zu werden. Ich möchte verschiedene Ansätze miteinander kombinieren.

      Allerdings ist es interessant, wie Du mich einschätzt. Ich frühstücke in der Regel dann doch nicht ganz so schwer. 🙂 Schon gar keine Coaches. Die sind schwer verdaulich. Ernsthaft: Der eine Trainer war ja ganz nett – nur viel zu schüchtern. Bei der ersten Schulung waren zwei Trainerinnen, die supernett und kompetent waren. Und ich lerne da schon auch einiges, so ist das nicht. Vor allem lasse ich mich inspirieren, wie ich die Dinge abwandle und an den Firmenkontext anpasse.
      Trotzdem stimmt es schon…glücklich macht mich das nicht. Ich habe mir eine Frist gesetzt: Mitte nächsten Jahres. Dann habe ich meine Ausbildung im Psychotherapiebereich fertig (hoffentlich ja schon nächsten Donnerstag), die EMDR-Ausbildung sollte dann auch durch sein, und auch die Agile Coach Ausbildung ist dann abgeschlossen. Dann schaue ich, was ich will und lege mir die Karten. Es muss ja gar nicht Bayern bleiben. Es ist alles drin. 🙂 Das macht mich unglaublich frei – und manchmal überfordert´s mich. Wie eine Frau im Schuhgeschäft: „Ich will sie alle haben! In allen Farben!“ 🙂
      Den Tipp mit dem Termin mit meiner Chefin finde ich richtig gut und werde das nächstes Jahr umsetzen. Ich arbeite ja nur noch 5 Tage in diesem Jahr. Juchuuuu! Und sie türwelt eh schon von Termin zu Termin.
      Ich danke Dir für Deine Ehrlichkeit! Nur ganz so tough, wie Du mich siehst, bin ich dann doch (leider) nicht. Ich will Dich nicht enttäuschen – hihi.
      Lass´ es Dir gut gehen! Und: Ich freu´ mich immer, von Dir zu lesen!
      Liebe Grüße
      Frau derzeit in Bayern

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar