Loslassen klingt immer so schön. Und jedem ist mehr oder weniger klar, dass er oder sie das tun sollte. Aber wie geht das? Ich wünschte, ich wüsste es. Manches ist tatsächlich so, dass es sich von allein löst. Einfach so. Es löst sich in Wohlgefallen auf. Leider passiert das äußerst selten. In der Regel muss man ganz schön was dafür tun. Ich bin mal ehrlich: So ein netter Schalter, den ich umlegen könnte, wäre mir wesentlich lieber. Und damit könnte ich bestimmt auch gut Geld verdienen. Sollte ich ihn je finden, werde ich ihn unters Volk bringen, so viel ist mal sicher. Bis dahin muss ich mich aber immer wieder damit auseinandersetzen.
Vieles sehe ich ja schon sehr klar – allein, was hilft es mir? Nüscht. Richtig. Denn Wissen heißt noch lange nicht Umsetzen…und erst recht nicht Fühlen. Ich kann schlecht ändern, wie ich geprägt und erzogen wurde. War ja auch nicht alles schlecht. Verbindlichkeit ist da so ein nettes Thema. Ich mag es verbindlich. Ein Wort ist ein Wort – ja, bei mir auch schon mal Wörterbuch. Für mich ist das jedenfalls bindend. So haben es mich meine Eltern gelehrt. Leider hatten viele andere Menschen ganz andere Lehrer, die Verbindlichkeit so gar nicht mehr up to date finden. Das macht es mir bisweilen recht schwer. Aber wer hat versprochen, dass es immer leicht laufen muss?! Eben, keiner.
Genauso wie diese guten Aspekte gibt es aber auch schlechte Glaubenssätze, die mir eingepflanzt wurden – alles aus bester Absicht, ohne Frage. Das macht aber nicht immer das Beste mit mir. Es hindert mich eher. Immer hübsch demütig sein, mag ja ein nettes Credo sein, hilft aber bei Verhandlungen in der Arbeitswelt herzlich wenig. Ich muss keine eiskalte Sau sein, aber zwischen diesen beiden Polen gibt es noch jede Menge Schattierungen. Egoismus ist ein Wort, das bis heute einen fiesen Beigeschmack hinterlässt. Genau so schlimm: „Hochmut kommt vor dem Fall.“ Richtig. Zu viel Hochmut schadet. Und wenn ich mir den ein oder anderen Promi oder Politiker anschaue, kann ich dem nur zustimmen. Allerdings kann das Gegenteil auch nicht zielführend sein. Mit „Ich kann nix…nehmen Sie mich trotzdem? Ich werde auch hübsch demütig sein.“ kann ich keinen Blumentopf gewinnen und ebensowenig einen guten Job ergattern. Wie schüttel ich so was also ab, wie kann ich das loslassen? Dazu dann diese Stimme im Hinterkopf: „Un watt sollen die Leute sagen?!“ Und sind wir mal ehrlich: Die sagen ja immer alle ganz schön viel. Selig sind die dickes-Fell-Besitzer, die Freien, die mal gepflegt auf so was ihre Hinterlassenschaften abseilen. Mein Gott, was wäre ich gerne selig? Bin ich aber nicht.
Erstmal ist es wichtig für mich, das „Problem“ zu erkennen. Juut, da kann ich schon mal fein ein Häkchen hinter setzen. Aber dann? Dann nehme ich es an. Es ist nämlich völlig in Ordnung, mich mit so was herumzuschlagen. Es gibt nur wenige, die darüber reden. Die Erfahrung, die ich damit gemacht habe? Wenn ich offen darüber rede, fangen die anderen auch an. Und siehe da: Ich bin nicht der einzige Depp! Mein Gott, wir sind ja eine große Gruppe! Klar, es gibt sie auch hier: Die Besserwisser und völlig Austherapierten. Sie haben das nicht nötig, wissen, wie es geht und haben so gaaaar keine Probleme. So ein Leben an der Oberfläche hat schon auch was für sich. Kann ich aber nicht. So, nun weiß ich also, dass ich es mir erstens durchaus gestatten darf, mein Problem zu erkennen und ich zweitens nicht allein bin mit meinen kruden Gedanken. Juchuuu! Un nu? Kriege ich auch dafür keine Waschmaschine oder dergleichen.
Steter Tropfen höhlt den Stein, könnte man meinen. Wenn ich es nur lange genug durchkaue, wird es besser. Ja, Matsch am Paddel! Dem ist mal gar nicht so, denn ich kreise und kreise um mich und meine Gedanken herum. Ich muss es einfach mal auf den Tisch packen und nüchtern betrachten. Manchmal hilft dabei auch das gute alte Adenauerkreuz: Pro und Contra. Mir hilft die Frage: Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn ich es anpacke/ anspreche/ durchbreche? Wenn mir dann klar wird, dass es tatsächlich niemals meinen Tod oder den eines anderen bedeutet, werde ich schon mal viel ruhiger. Keine Sache ist doch in der Tat so schlimm, wie ich mir sie in meinem Kopf und meiner Phantasie vorstelle. Die Realität ist in meinem Leben weit weniger grausam, als ich es mir vorher in allen schillernden Farben ausgemalt habe. Und wenn dann da mein Problem so vor mir auf dem Tisch liegt, sieht es auf einmal viel kleiner aus als vorher. Wenn ich dann nüchtern nachdenke, was ich auf der Haben-Seite verbuchen kann, werde ich selber etwas kleinlauter. Meine Oma hat immer gern gesagt: „Nimm Dich selbst nicht so wichtig.“ Hm…dem stimme ich nur bedingt zu. Ja, der Blick darf nicht nur auf mich gerichtet sein, sonst verliere ich mich in meinem Gedankenkarussell noch total. Aber ich bin die wichtigste Person in meinem Leben. Wenn ich mich nicht um mich selbst kümmere, wer soll das für mich dann übernehmen? Das tut nämlich keiner. Es wird also deutlich: Das richtige Maß ist entscheidend. Hin und wieder kann und darf ich auch gerne mal herzhaft über mich selbst und meine Dusseligkeit lachen. Hin und wieder darf ich aber auch mal jammern, zweifeln, hadern, streiten, scheitern. Und wenn sich darüber jemand das Maul zerreißt, wünsche ich ihm oder ihr viel Spaß dabei. So ein Leben muss ganz schön traurig sein, wenn ich mich nur darüber erheben kann, über andere zu hetzen. Da verdient der- oder diejenige mein volles Mitleid.
Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde: Ich lästere auch gerne. Es muss nur nicht immer so böse sein. Und wenn mir mal wieder jemand erzählt, er „habe gehört, dass“, nehme ich mir die Freiheit heraus zu fragen: „Warst Du dabei?“ Einfach mal ausprobieren, denn der Blick, den man dann erntet, ist Gold wert. „Ääääh…nö….wieso???“ Und dann kläre ich auf, dass ich ebenfalls nicht dabei gewesen sei und mir deswegen kein Urteil erlauben könne. Und selbst wenn es sich so zugetragen hätte, kenne ich nicht alle Fakten. Und selbst wenn ich diese Fakten kennen würde, wäre ich nicht in derselben Situation. Zu viele wenn’s aus meiner Sicht. Sollen die betroffenen Leute klären und handeln, was sie tun. Sie müssen ja auch mit den Konsequenzen leben. Damit hat jeder genug zu tun, oder? Manche Menschen entfernen sich bei solchen Aktionen von mir. Und auf diese kann ich von Herzen verzichten.
Ich lasse also los, nämlich diejenigen, die meine Welt mit ihrer negativen Art verpesten. Auf einmal klart die Luft auf. Ich merke, wie viel befreiter ich nun bin. Was „die Leute“ von mir denken, tut mir bisweilen doch noch weh, aber es wird besser. Ich lasse also los…und gewinne so viel damit. Aber keine Sorge…es gibt noch viel mehr, was ich lernen muss, loszulassen. Genau das macht das Leben ja auch irgendwie spannend, oder?

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