Ich bin am Meer…genau mein Element – auch wenn mir dieses Mal entschieden zu viele Menschen hier sind. Das Wetter war dieses Jahr so bombe, dass etliche den September gleich mitgebucht haben.
Gestern bin ich gemütlich hergefahren und habe meine Pension gefunden. Sie gehört den Betreibern eines Muschelrestaurants. Äääh, jo, so gar nicht mein Geschmack. Nun war die Bedienung etwas überfordert, obwohl ich zur vereinbarten Zeit hier war. Sie ging drei Schritte voraus, drehte sich dann noch mal um Richtung Theke, dann wieder Richtung Ausgang. Watt denn nu? Hin, zurück, Linden küssen. Mei, so kommen wir nicht weiter. Auf einmal kommt eine Omi des Weges und will zahlen. Das macht die Dame noch konfuser. Sie fragt verwirrt, ob ich kurz warten könnte? „Klar, kein Problem. Soll ich den Koffer schon mal aus dem Auto holen?“ Darauf fragt die alte Holländerin, die gerade bezahlen wollte: „Haben Sie keinen Urlaub?“ Hä??? „Doch. Ab heute“, sage ich noch freundlich, woraufhin sie nur sagt: „Warum dann die Hektik?“ Dreht sich um und lässt mich stehen. Ich gebe zu, es brennt mir auf der Zunge, ihr zu stecken, dass sie sich reingedrängelt hat…oder noch besser: „Sind Sie nicht Rentner?“ Und auf ein „doch“ ein „Warum machen Sie dann nicht von Ihrem sozialverträglichen Frühableben Gebrauch?“ Ich habe es gelassen. Reine Körperbeherrschung.
Aber ehrlich? Gerade regen mich die alten Menschen auf, die meinen, sie hätten alles Recht auf ihrer Seite. Dieses „Ich, ich, ich“ kann ich langsam nicht mehr ab. Den krassen Gegensatz dazu bieten die jungen Eltern, die ihre Kinder pausenlos quengeln lassen, weil „der Kevin das noch lernen muss, sich anders auszudrücken.“ Lern schneller, Kevin!
Genial fand ich vorhin aber einen deutschen Vater, der sein Kleinkind (noch kein Jahr alt) als Trottel beschimpft, weil es sich nicht gut genug beim Umkippen festgehalten hat. Und als sich die kleine Lütte hinzustellen versucht, blafft er nur: „Stell Dich gefälligst komplett auf die Füße und nicht auf die Zehenspitzen.“ Äääh, ich bin nicht für „Hutschi, täti, bumm trara“, aber mit dem Kind zu sprechen, als wären wir gerade an der Front, finde ich dann doch daneben.
Da lobe ich mir die eigentliche – von der Omma gestern mal abgesehen – holländische Entspanntheit. Ich hab mir nämlich heute ein „Fiets gehuurt“. Zu deutsch: Ein Fahrrad gemietet. Blöderweise hatte ich keinen Perso dabei. Macht nix, ich kann einfach 20 Euro Kaution hinterlegen. Äääh, es ist ein Gazelle-Rad. Die glauben einfach nicht an das Schlechte im Menschen. Einfach schöööön. Dazu dann heute der echt starke Wind, der mir die Haare in alle Richtungen weht, und ich bin glücklich. Das Meer rauscht, ich werde ruhig und weiß, dass ich hier immer eine Anlaufstelle habe.
Ist das Glück oder was? Ja, gut, Kibbeling gehört natürlich noch dazu, aber auch das hatte ich schon. Ich bin also ein Glückskeks…huiiiiiii.
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