Diese Nacht werde ich von mir selbst geweckt. Ein ziemlich skurriler Traum treibt mich dazu, mich gegen mehrere Leute meiner weiteren Familie zu wehren. Und das tu ich auch, was mich stolz macht. Aber ich tu es mit Geräusch bzw. Kampfschrei. Genau davon werde ich wach und brauche ein Weilchen, bis sich mein Herzschlag wieder beruhigt.

Entsprechend überrascht werde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Ich höre von der Demonstration in München mit ca. 3.000 Beteiligten. Kopfschüttelnd liege ich im Bett. Was ist eigentlich mit den Leuten los? Wieso drehen nur einige so ab?

Meine Kollegin schickt mir später Sprachnachrichten, sie sei es sooo leid. Diese ganzen Beschränkungen! Gut, sie habe sich eh nie daran gehalten und immer all ihre Freunde getroffen. Aber sie verstehe nicht, warum die Menschen so dumm der Regierung folgen würden. Hä? Ca. 80 Menschen würden über mehr als 80 Millionen bestimmen. Sie fühle sich zur Hausfrau degradiert, was sie nie sein wollte. Aha, dann hätten wir da also schon mal ein Motiv.

Ich horche in mich hinein: Fühle ich mich zur Hausfrau verdonnert? Dann lasse ich meinen Blick schweifen. Ääääh, nö, dann sähe es anders aus in meiner Bude. Und ich würde vermutlich jeden Tag frisch und raffiniert kochen. Tu ich aber nicht. Auch jetzt schiebe ich mir hin und wieder eine Pizza in den Ofen. Warum auch nicht?

Ob das allerdings der Grund aller Leute, die demonstrieren, ist, wage ich zu bezweifeln. Und ich bin nicht naiv: Die Wirtschaft geht uns alle an! Aber die Menschen genauso. Ich stehe hinter der derzeitigen Politik. Alles gefällt mir nicht, keine Frage. Aber mit Blick auf die hohen Todeszahlen in anderen Ländern, kann ich gerade nicht über „keinen Urlaub dieses Jahr“ jammern. Es wird auch wieder anders werden.

Im Gegenteil: Ich freue mich darauf, wenn wir uns wieder zum Kaffee verabreden können. Wenn ein Grillabend wieder zu einem Event und keine lästige Aktion sein wird. Im Moment sind solche Dinge nicht mehr selbstverständlich, sondern kostbar, was ich toll finde, weil ich mich auf sie freuen kann. Ein bisschen komme ich mir rückblickend schon wie die deutsche Nationalmannschaft vor: Sie waren satt, weshalb sie nicht gekämpft haben. Ich war auch satt von zu vielen Möglichkeiten, zu vielen Terminen, zu vielen Dingen. Gerade fühle ich mich echt besser als in der Zeit vorher – in der es mir allerdings auch schon gut gegangen ist.

Auf meinem heutigen Spaziergang dampfe ich vor mich hin. Puh, die Luftfeuchtigkeit ist heute echt krass. Das kippt erst, als es gegen 16:20 Uhr so dunkel da draußen wird, als wäre es bereits kurz vor Mitternacht. Dann biegen sich die Bäume, der Wind heult auf, bevor es richtig fett wie aus Kübeln gießt. Ich bin immer wieder fasziniert von diesem Schauspiel und liebe es. Tief in mir drin muss eine Hexe schlummern, da brauche ich gar keine Rückführung zu alten Leben. 😉

Aber zurück zum Leben: Ich habe heute die Frage diskutiert, ob Männer und Frauen echt nicht befreundet sein können. Der Klassiker – spätestens nach Harry und Sally. Ich persönlich mag es, mit Männern befreundet zu sein. Während wir Mädels ganz viel in manches hineininterpretieren, kann ein Mann da manchmal ganz schön helfen, wenn er nüchtern sagt: „Der hat gesagt, was er gesagt hat – mehr nicht.“

Auf die Nachfrage der männlichen Gegenseite, ob männliche Freunde für mich irgendwie ein Neutrum seien, habe ich überzeugt geantwortet: „Ja! Bei einer Freundin komme ich ja auch nicht auf den Gedanken, sie anfummeln und küssen zu wollen.“ Aus männlicher Sicht – so wurde mir erklärt – sei die Vorstellung völlig normal, sich mit der Frau was vorstellen zu können. Man(n) würde sie auf freundschaftlicher Basis ja schon schätzen/mögen… käme dann noch eine gewisse Attraktivität dazu, wäre es vollkommen natürlich, sich in Gedanken vorzustellen, mit ihr ins Bett zu gehen. Oh man, will ich das echt wahrhaben? Denken Männer bei Frauen nur in den Kategorien: „die würd‘ ich gern und die eher nicht!“?

Wums, jetzt muss ich aber schlucken. Das wollte ich nicht hören. Ich bin immer wieder enttäuscht und entsetzt, wenn sich ein Mann (in der Regel verheiratet) mir gegenüber dann eindeutig äußert. Ich glaube an Freundschaft, aber irgendwann kommt immer der beste Freund des Mannes dazwischen? Für mich fühlt sich das dann immer wie eine Abwertung an, á la: „Für eine Beziehung hab ich ja meine Frau, aber zum Vögeln reicht’s mit Dir schon.“ Dabei höre ich heute, dass das so nicht sei (nein, nicht von einem Baggertypen). Es sei vielmehr so, dass das Gegenüber einen einfach attraktiv fänd.

Mmmh… muss ich noch was drüber nachdenken. Aber ohne männliche Freunde/Bezugspersonen hätte ich darüber nicht einmal nachgedacht. Also braucht es doch Mann-Frau-Freundschaften. Ach, was ist das kompliziert. Ich will wieder fünf sein. Da war das einfacher. Da hab ich mich zur Not mit den Jungs geprügelt, bis die lieb waren. Heute sind die leider stärker… wie himmelschreiend unfair!

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