Mathe ist wohl gut gelaufen. Eine Aussage, die ich ab dem 7. Schuljahr nie mehr getroffen habe. Doch bei meinem Neffen scheint es da besser zu laufen. Das freut mich für ihn. Wenigstens verliert dann einer von uns beiden sein Mathe-Trauma – wobei: Warten wir erst noch die Note ab.

Heute ist es so richtig ätzend knalle stickig. Bestes Kopfschmerzwetter. Hoffentlich gibt es keinen Rekordsommer. Das Gute bei solchem Wetter: Wir können entspannt zum Nachbardorf radeln, um dort zu frühstücken. Wir sitzen draußen und genießen den Tagesanfang auf diese Weise. Irgendwie unwirklich, dass wir jetzt im Flieger nach Dubai sitzen würden. Gefühlt ist das wahnsinnig weit weg. Und das meine ich nicht örtlich gesehen. Für mich ist Urlaubsstimmung einfach ewig weit weg. Vermutlich meine ich, für Urlaub immer vorher viel und ausgiebig arbeiten zu müssen. Und das war ja eher Brachland in den letzten Wochen und Monaten.

Wir halten es nicht lange aus und radeln zurück. Noch einen Tag abzuhängen, halte ich aber auch nicht aus. Also räumen wir zu zweit den Gartenunterstand frei, damit ich dort kehren und putzen kann. Das geht auch ratzifatzi… wohl zu ratzifatzi. Denn nach dem Putzen ist vor der Langeweile. Und so schleppe ich die Fahrräder aus der Garage und kehre diese. Dann entferne ich mit dem Besen – und mit Todesverachtung – die Spinnweben an den Garagentoren. Kennt Ihr das auch, wenn Ihr einmal so richtig in Rödellaune seid und Meter machen wollt? Bei mir gibt’s dann kein Halten mehr. Selbst Spinnweben sind dann kein Hindernis mehr für mich. Das gibt es nur so zwei-, dreimal pro Jahr. Ansonsten muss ich mich schütteln ohne Ende und steh kurz vorm Göbeln. Umso besser, dass das heute klappt. Nachdem grob die Spinnweben weg sind, schrubbe ich beide Tore und ledere sie anschließend ab. Jo. Jetzt schrubbe ich den Boden und ziehe ihn ab. Der Schweiß läuft nur so an mir herab. Irgendwie ein gutes Gefühl, wieder mal was Sinnvolles getan zu haben. Als Nächstes kommt die Bügelwäsche ran.

Eine Verschnaufspause gibt es auf dem Sofa, wo ich dann dem Kleinen lausche – erst den Ausführungen zum exponentiellen Wachstum (ich vernehme nur ein Pfeifen) und dann den exponentiellen Auswirkungen von Denunzianten. Es ist der letzte Schultag für die Schüler, bevor sie zukünftig komplett auseinandergehen – also nicht nur für die Sommerferien. Klar, dass sie sich noch zusammenstellen, gemeinsame Fotos machen und gemeinsam abhängen. Leider scheint es wieder einer übereifrigen Bürgerin zu viel zu sein, die beim Amt anruft und sich über eine Corona-Party beschwert. Mannomann, manche Menschen muss ich echt nicht verstehen. Ich hoffe, die Dame kann noch gut sehen, damit sie jeden Morgen genauestens ihr verkniffenes Gesicht im Spiegel anschauen kann. Möge sie damit alt werden – ich gönne es ihr von Herzen.

Zum Schluss koche ich dann für uns alle. Keine aufregende Küche, aber eben im Gegensatz zu sonst (nur für mich allein), jetzt für sechs Leute. Und dann sinniere ich so vor mich hin und denke, jetzt die Rechtfertigung für einen Powershoppingtag morgen in Holland zu haben. Ja, so funktioniere ich wohl einfach: Ich muss immer was tun, um mir was anderes erlauben zu können. Schon spannend, oder? Ich kann nicht gut einfach nur genießen, ohne etwas dafür tun zu müssen.

So ist es auch mit Lob bei mir. Wenn ich für etwas Lob erhalte, für das ich nicht viel tun musste, winke ich sofort ab. Was mich nicht viel „kostet“, kann auch nicht viel wert sein. Puh, wenn ich so manchen prahlen höre, was er nicht alles kann und macht und tut, habe ich früher immer gedacht, dass der ja viiiiiel mehr kann, tausendmal besser ist als ich. Heute denke ich eher: „Wenn Du das brauchst, zähle es ruhig auf.“ Mich beeindrucken eher Menschen, die nur kurz von sich erzählen oder sich selbst auf die Schippe nehmen. Da hat sich schon manches geändert. Nur das mit dem Genießen, ohne Vorarbeit geleistet zu haben, das gelingt mir noch nicht. Ist aber auch nicht wild. Meine Sis ist froh über die sauberen Garagentore… und ich werde heute mal richtig müde sein, wenn ich schlafen gehe. Somit ist keiner zu Schaden gekommen – außer die Olle, die in ihr verkniffenes Spiegelbild schauen muss. Das ist Gerechtigkeit nach meinem Geschmack.

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