Abends gehe ich gedanklich noch mal alle Schritte durch, an die ich heute denken muss, wenn ich meine erste Veranstaltung zum neuen Thema geben muss. Doch dann schlafe ich recht gut bis zum Morgen. Alles ist komplett durchgetaktet. Und so mach ich dann zunächst meinen Orgakram, bevor ich den Schlenker über die Druckerei mache.
Der Kollege ist Westfale und freut sich immer, mich zu sehen. Echt wahr! Ich mag ihn aber auch, weil er immer schon lachen muss, wenn er mich sieht: „Ach ja, die Rheinländerin. Und? Immer noch gute Laune?“ Er fasst das einfach nicht. So was ist in seinen Augen nicht normal. Dazu muss ich sagen, dass ja gerade genug Spannung auf der Leitung ist, dass ich echt hetze und dabei das Lächeln auch mal vergesse. Aber wenn ich ihn hier sehe, gehen meine Mundwinkel automatisch nach oben. Schön, dass es solche Menschen gibt.
Mit den Ausdrucken bewaffnet, geh ich dann rüber zur Fertigung. Geil ist auch die Führungskraft. Der Kollege hat ja rein gar nichts vorbereitet und schickt jetzt auch noch einen Kollegen mit, der mir beim Aufbau helfen soll. Nicht schlecht, oder? Das nenne ich mal Delegierungsexperte. Hier kann ich durchaus etwas lernen, weil das bei mir eine ausgeprägte Schwäche ist. Liegt zum Einen daran, dass meine Mutter früher Putzfrau war und ich mich somit quasi auch immer als Dienstleister sehe… zum Anderen ist es aber auch so, dass ich die Sachen so mache, wie ich gerne das Ergebnis hätte. Wenn ich das erstmal jemandem erklären müsste, wäre das schon anstrengend und zeitraubend – und meckern dürfte ich dann schon mal gar nicht, weil ich das Ergebnis, wie es dann wäre, akzeptieren müsste. Da mache ich es schnell mal selbst. Dann stimmt auch das Ergebnis für mich. Kein guter Zug, ich weiß. Daher sag ich ja: Ich darf da ruhig noch was lernen.
Durch Corona gelten ja andere Abstandsregeln. Also muss ich doch mit PowerPoint arbeiten. Die Ausdrucke hängen zwar auch, aber sie reichen alleine nicht. Gut, dass ich das miteinkalkuliert hatte. Eine begeisterte Mannschaft (so was von gar nicht) betritt zögerlich den Raum. Doch die Veranstaltung läuft ganz gut. Die blöden Fragen kommen von der Führungskraft, die die gleiche Schulung wie ich hatte. Alter, den schick ich gleich meiner Spinne hinterher… wobei… an dem verschluckt sich mein Staubsauger wohl. Aber kennt Ihr diese Leute, die einem die richtig unangenehmen Fragen stellen, bei denen man sich selbst nicht so sattelfest fühlt? So einer ist das da vor mir. Und dabei mache ich gerade hier seinen Job! Aber da kann ich ja bei einigermaßen gesundem Halbwissen ganz souverän wirken. Danke ans Universum für meine Schlagfertigkeit! Und dann geht der Tünnemann zum Telefonieren raus. Hallo?! Geht’s noch??? Im Grunde geht das gar nicht. Aber das Gute: Seine Leute trauen sich plötzlich und machen den Mund auf. Ja, hallo! Geht doch! Und so wird es doch noch eine runde Sache.
Ich eile zum nächsten Termin, merke aber, wie die Anspannung jetzt schon nachlässt. Jetzt ist der restliche Tag zwar voll, aber ein Kinderspiel. Montag wird es dann noch einmal ganz anders abgehen, aber das wird schon auch irgendwie gutgehen. Mittags (heute mache ich endlich noch mal eine Pause) treffe ich eine Kollegin. Die Wettervorhersage war eigentlich gut. Entsprechend hab ich mich luftig gekleidet und kein Jäckchen mit. Ungläubig geh ich aus dem einen Gebäude raus und werde vom Himmel etwas angeheult. Soweit, so gut. Ich mag ja Regen. Und es ist noch wenig. Lisa und ich setzen uns auf unsere Bank unter einer fetten Linde, ratschen und bemerken dann plötzlich, wie der Regen zunimmt. Also düsen wir los, bis ich irgenwann nur noch lachen kann. Leider hab ich keinen Schirm dabei… leider ist das geblümte Oberteil etwas durchsichtig, wenn es nass wird. Ääääääh, wie hätte ich das wissen sollen? Und prompt hab ich Peking-Alarm – also, man könnte sagen, die Sender sind alle auf Empfang. Geht gar nicht, aber wir zwei lachen trotzdem. Na, da hilft nur, Arme zu verschränken und loszumarschieren – und noch wichtiger: Mich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Letzteres kann ich am besten. 😊
Kommentar verfassen