Heute stelle ich mal wieder fest: Ich bin anders. Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders. Das liegt an mehreren Dingen. Zum Beispiel empfinde ich es derzeit gar nicht mehr als schlimm, nichts zu tun. Letztes Jahr um diese Zeit wäre das noch der Horror schlechthin gewesen. Aber jetzt? Ich bleibe in meiner Bude, lese, schaue fern, aber gehe nicht raus. Ich gehe weder zu Einkaufen, noch treffe ich jemanden. Ich genieße vielmehr die Zeit für mich. Dabei bin ich an sich ein Rudeltier. Nur wird die Dosierung immer feiner für mich. Und es gibt einfach Zeiten, da genieße ich es vollkommen, nur für mich zu sein. Ostern fahre ich wohl wieder zu meiner Sis. Und da bin ich dann das genaue Gegenteil: Nur zum Schlafen allein. Ansonsten ist immer einer um mich herum. Und das genieße ich dann auch. Ob das am Älterwerden liegt? Ich weiß es nicht.

Ein weiterer Beweis dafür, dass ich anders bin: Ich werde per What´s App in eine Gruppe aufgenommen. Hä? Jo, habe ich auch gedacht. Darin fragt meine Kollegin an, ob es in Ordnung sei, wenn wir (die andere Person in der Gruppe erkenne ich anhand der Nummer nicht) sie vertreten würden, wenn es zu ihrem Junggesellinnenabschied käme. Nun muss man dazu sagen, dass dies diese Woche schon mal Thema (und Drama) war. Die Freunde hatten sich nämlich jeweils Kurztrips überlegt, wohin sie (per Flugzeug) mit ihr beziehungsweise ihrem Freund hinfliegen wollten, um ordentlich Party zu machen. Zwei Wochen vor der Hochzeit sollte der Termin sein. Daraufhin ist sie völlig ausgeflippt und habe festgelegt, dies sei aufgrund von Corona überhaupt nicht zu verantworten! Zwei Wochen vorher würde ja bedeuten, dass sie noch in Quarantäne müssten. Äääääh… Gut, da bin ich eh schon anders. Ein Junggesellenabschied hat für mich nichts mit Partyurlaub zu tun. Ich kenne das auch von anderen Menschen, bin dann aber immer befremdet. Es mutet zudem so amerikanisch an. Überhaupt kann ich Kurzurlaube nicht nachvollziehen, die zum Ziel haben, sich völlig abzuschießen. Mallorca-Trips sind da ja sehr beliebt. So was verstehe ich nicht. Und das hat nichts mit dem Alter zu tun. Ich mag diese angekündigten Ich-schieß-mir-das-Hirn-weg-Aktionen nicht. Was daran ist erstrebenswert? Aber gut, jeder, wie er mag (bzw. sie). Der Lebensgefährte meiner Kollegin war jedoch ziemlich bockig, weil er Bock auf Party gehabt hätte und ihre Zickereien nicht leiden könne. Mein Leben ist so was von Ponyhof!!!
Jetzt wird aber das nächste Kapitel aufgeschlagen: Die Trauzeugin plant mit den Ladies einen Trip, der irgendwann vorher stattfinden soll – nur eben nicht so knapp. Es soll aber eine Überraschung sein, weshalb eine andere Kollegin und ich von dieser ominösen Trauzeugin kontaktiert werden sollen. Ob wir uns wohl bereit erklärten, ihre Termine an den zwei Tagen zu übernehmen und den Urlaub an die Team-Assistentin zu melden? Äääääääääääääääääääääääh. Menschenskinder: Ich habe so was von gar keine Probleme mit meinem Leben. Es ist wunderschön, rosarot und herrlich normal. Ich willige ein, sage ihr aber auch in einem: „So was würde es bei mir nie geben!“ Und das meine ich vollkommen ernst. Wenn ich je geheiratet hätte, hätte ich einen Abend mit ein paar Mädels noch in Ordnung gefunden. Das ist ok, solange kein Typ für mich strippen würde und ich ihm Kohle in den Tanga schieben müsste. So was erschließt sich mir dann auch nicht wirklich. Aber einen Trip zu buchen, Party in irgendeinem Land zu machen, andere meine Aufgaben übernehmen zu lassen? Nö. Absolut gar nicht. Da bin ich auch zudem zu kontrollsüchtig, wenn man so sagen will. Ich finde, es artet irgendwie alles immer mehr aus. Dass ich das zu Coronazeiten noch mehr daneben und egoistisch finde, lassen wir mal einen Augenblick außen vor. Naja, ich werde sie natürlich vertreten. Sie würde mich auch unterstützen, daher ist es völlig fein für mich. Ich halte eben nur fest: Ich bin anders.

Mein drittes Anders: Ich möchte gerade eine liebe Freundin übers Knie legen. Jawoll. Ich hatte doch erwähnt, einen Hula Hoop Reifen zum Geburtstag bekommen zu haben. Na, heute hat er aus dem Originalkarton heraus geschrien: „Öffne mich, Du dumme Nuss!“ Ich habe diesem Ruf nachgegeben. Meine Ohren sind einfach zu empfindlich, als dass ich so was länger aushalten könnte. Ich stecke den Reifen brav ineinander und höre noch die Worte meiner Freundin: „Das klappt locker in Deiner Bude!“ Naja, wenn ich über ein Haus mit viel Platz verfüge, dann mag das stimmen. Bei 52 – zumal auch noch doof geschnittenen – Quadratmetern, ist das dann doch nicht so einfach. Es klappt letztlich nur, wenn ich mein Wohnzimmertischchen ganz beiseiteschiebe. Und selbst dann, fegt es mir alles weg, wenn der doofe Reifen fällt. Und der doofe Reifen fällt immer nahezu sofort. Ich bin frustriert und mir sicher: Ich bin anders. Denn, was bei anderen so leicht aussieht, will mir nicht gelingen. Als Kind ging das doch mal. Im Internet gibt es dann Videos von ätzend schlanken sporty Frauen, die das wie selbstverständlich und superleicht hinbekommen. Ihr Atem geht nicht mal keuchend. Es ist, als würden sie gerade eine Kochshow moderieren. Blöde Ziegen! Zum Glück stolpere ich auch über ein Video von einer Frau, die eben mehr auf den Rippen hat. Und sie lässt einen daran teilhaben, wie schwer ihr das zu Anfang gefallen sei. Sie schnauft währenddessen und nimmt sich selbst nicht so ernst, was ich ja immer gut finde. Ich weiß, es hilft nur eins: Üben, üben, üben. Ach nee, das sind ja schon drei! Ich mag so was nicht. Wenn manche dann doch der Ehrgeiz packt – bei mir hat es diese Wirkung nicht. Mal schauen, wann ich dem Ruf des Reifens noch mal nachgebe. Vielleicht hänge ich ihn einfach an ein Trampolinbein, damit die beiden miteinander plaudern können und mich dann auch in Ruhe lassen? Es gibt noch so viele ungelöste Rätsel auf der Welt…ich bin sicher, ich finde noch einige von ihnen. Bis dahin: Hullert oder hopst schön – mir ist das einerlei.

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