Beseelt, berauscht, glückselig… ist unsere Sprache nicht wunderschön und kraftvoll? Wer jetzt denkt: „Herrje, die hat ja was eingeschmissen“, dem kann ich nur sagen: Pura vida. Manchmal ist es so leicht…bisweilen auch natürlich das Gegenteil. Interessant ist wohl, dass es vor allem Menschen sind bzw. die Begegnung mit einigen wenigen, die solche Rauschzustände in mir auslösen.

Was heißt das in der Übersetzung? Heute ist ein eher blöder Tag. Denn heute habe ich den ganzen Tag über eine Software-Schulung. Im Grunde möchte die Firma, dass wir flächendeckend mit einer neuen Software arbeiten. Die Schulungen hierzu sind aber im Kleinklein auf zu tiefer Ebene. Das hängt viele ab – sofern man kein IT-ler ist. Die Rückmeldung hat die Beratungsfirma auch schon erhalten. Geändert hat sich….äääh, richtig. Nix. Sinnvoll, oder? Dabei ist die Dozentin wirklich cool, verwendet eine klare Sprache, zeigt sich begeistert von ihrem Produkt. Nur leider hängt sie auch heute wieder einige ab – auch mich. Und ich gehe dann ja ganz souverän in die Böckchen-Haltung. Auch das darf olympische Disziplin werden. Man, man, man. Ich sitze im Büro, meine liebe Kollegin mir gegenüber. Im Laufe des Tages kugelt sie sich regelmäßig weg, weil ich vor mich hinmeckere und rumgrummele. Herrlich. Ich würde Rumpelstilzchen locker Konkurrenz machen. Ich glaube, ich hätte auch Spaß mit mir, wenn ich mich dabei beobachteh könnte. Und zwischendrin steckt mich tatsächlich auch ihr Lachen an. Doch es ist schon verdammt zäh.

Dem Termin voran ging eine einstündige Beratung einer Nachbarfirma. Und das war einfach wunderbar. Diese Firma möchte ein anderes Tool einführen, was bei uns schon hervorragend läuft – so deren Eindruck bzw. der des Managements. Dabei ist auch bei uns noch Luft nach oben vorhanden, aber ja, das können wir dann doch zumindest recht gut. Meine Herausforderung in solchen Situationen ist immer: Was ist zu viel des Guten, was sollte man sich lieber verkneifen? Im Verkneifen bin ich ja maximal so semi. 🙂 Was raus muss, muss raus. Nachdem wir also eine halbe Stunde über Lösungen reden, frage ich: „Was genau fanden die Herren Ihres Managements denn eigentlich so toll?“ Stille. „Äääääh…“ Wieder Stille. „Das haben sie nicht genau benannt.“ Ach, wie schön. Also so, wie es in den meisten Konzernen läuft. Also sage ich: „Dann fragen Sie die Herren doch erstmal, welches eine Ziel sie sich setzen. Sonst werden Sie auf der Strecke bleiben bzw. immer schön getrieben bleiben.“ Man sieht förmlich, wie es in seinem Kopf rattert. Eigentlich wollte das Management mit fünf Leuchttümen gleichzeitig starten. Ich frage noch mal was nach: „Aber liefern soll die Firma schon auch weiterhin?“ Er nickt: „Ja, klar.“ Ich hebe die Hand in die Kamera, alle Finger ausgestreckt und sage: „Ich bin nicht gut in Mathe, aber fünf Leuchttürme hieße 20 Prozent pro Projekt – und da wird dann nichts ausgeliefert, weil ja schon 100 % Kappa weg sind.“ Er schluckt: „In gut zwei Stunden habe ich meine Vorstellung bei denen. Ich glaube, ich muss alles noch mal umstellen. Aber jetzt habe ich endlich ein Argument, das die auch verstehen.“ In solchen Momenten frage ich mich dann schon, ob das nicht schon vorlaut-frech ist. Aber er bedankt sich und ist tatsächlich erleichtert, weil er wusste, es wäre nicht möglich, gleich alle Baustellen auf einmal zu öffnen. Trotzdem frage ich mich, wieso das immer so laufen muss? Wieso reden so wenige Menschen mal Tacheles und stellen die Frage mal umgekehrt, also: Was ist Euer Ziel und was seid Ihr bereit, zu investieren? Aber…der Herrgott hat es wohl so gefüget.

Der Tag geht trotz Schulung irgendwie vorbei. Bis dann der Chef vom Nachbarteam kommt und mir berichtet, dass diese Potenzialgeschichte endlich ins Rollen käme. Mein Chef, den ich letzte Woche noch getröstet habe, hat das Thema in der Rücksprache mit den Chefs noch mal platziert. Wer jetzt denkt: „Was ist denn mit dem los? Wird er altersmilde und weise?“, der fehlt…leider. Er hat es angesprochen nach dem Motto: „Macht Ihr mal einen Termin mit der Claudia! Ich bin dann ja raus, weil ich dann ja kein Chef mehr bin.“ Dumme Sau. So, jetzt habe ich es gesagt. Sein Chef wiederum hat ihm diesen Zahn gezogen und gesagt, er sei bis Oktober mein Chef und demnach sei es seine Aufgabe, das voranzutreiben. Er erwarte jetzt von ihm, endlich loszulegen.
Wenn ich so was höre, dann will ich ja schon gar nicht mehr. Und dann ärgert es mich noch mehr, ihm immer noch Aufmerksamkeit zu schenken. Montag hat er die Botschaft seiner Rückstufung (nicht kohletechnisch…nee, nee, nur der Titel) auch allgemein im Team verkündet. Wie war die Reaktion unserer Top-Verdiener, über die er immer schützend das Händchen hält? Der Erste hat gefragt, was denn mit ihm selbst werden würde? Der Zweite kommentierte, er wüsste es schon. Der Dritte hat gefragt, wie das mit dem Chef des Nachbarteams sei? Keiner, kein einziger Kollege hat gesagt: „Wie geht´s Dir damit? Es tut mir leid für Dich.“ Oder irgendwas in der Art. Nichts. Ich bin in einem derart unsozialen Haufen unterwegs, dass es mich doch immer mal wieder erschüttert. Nur ändert sich dadurch nichts.

Entsprechend bin ich dann umso faszinierter, wie es mit meiner neuen Bekanntschaft läuft. Das Coaching war…einfach der Hammer. Es hat mich für mich klarer sehen lassen, was mich innerlich ausgeglichener macht, wenn ich die Zukunft betrachte. Erstaunlich, wie blind man in seinen eigenen Belangen bisweilen doch ist. Und wie leicht dann die Lösung sein kann. Da es Sonntag so lange gedauert hat – nicht das Coaching, sondern auch der Austausch darüber hinaus – haben wir uns für Montagabend erneut verabredet. Und da war er dann „dran“. Nun treibt mich ja die Sorge um, nicht so professionell wie er sein zu können. Umso toller war dann das Erlebnis, auch bei ihm so ein Aha-Erlebnis zu erzielen. Das Ganze lebte noch mehr von seiner Sprache und Darstellung. Ich weiß ein richtig gutes Entertainment echt sehr zu schätzen. Kennt Ihr solche Menschen? Denen Ihr stundenlang zuhören könnt, weil sie die kleinste Geschichte so wunderbar erlebbar darstellen können, dass man so vollends mitgehen kann? Potenziert das mit zehn, dann habt Ihr eine Ahnung, wie diese Unterhaltung war. Das kann natürlich auch einschüchtern. Mich hat´s allerdings nur begeistert. Daher rührt auch mein Einstieg: Beseelt, berauscht, glückselig. Ich merke dabei förmlich, wie in meinem Kopf Feuerwerke gezündet werden. Da entstehen so viele neue Ideen, das ist der Wahnsinn. So stelle ich es mir vor, wenn man Drogen einschmeißt. Und das Gute: Ich habe keinen Kater im Anschluss, keinen Tremor oder andere Entzugserscheinungen. 🙂 Im Gegenteil: Ich grinse viel, träume heftig, wobei mein Hirn dann gut in der Verarbeitung ist. So macht mir dasLeben unendlich viel Spaß. Und nein, das bin ich auch schon gefragt worden: Ich bin nicht verschossen. Es ist für mich einfach so euphorisierend, wenn ich auf Menschen treffe, die mich geistig so anregen. Und das auch noch übers Netz! Unsere Welt ist schon wunderbar, oder? Ja, auch bei all den schlimmen und negativen Nachrichten, die man sonst so mitkriegt. Da brauche ich genau solche Menschen. Ach…mir geht´s einfach gut. Und gerade noch etwas mehr, weil morgen meine Sis und mein Schwager zu mir kommen. Ihm werden bald die Ohren bluten, meiner Sis und mir die Zunge brennen vom vielen Quatschen. Perfekte Aussichten, oder? Eben.

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