Heute Morgen werde ich wach und glaube fest dran: Ich werde heute lernen! Mit Blick zurück denke ich vor allem, ich darf lernen, genauer zu formulieren. Also habe ich ja schon was gelernt. Insofern ist das Vorhaben erfolgreich umgesetzt. Juchuuuuuu! Eigentlich meinte ich aber natürlich das Lernen für meine Prüfung in zwei Monaten. Wieso schaffen es so viele Leute, sich bei so was hervorragend zu strukturieren und an so einem Plan festzuhalten? Und wieso gibt es dann die anderen, die immer schieben und schieben, wie ich das mit Vorliebe mache? Tja, vermutlich ist das ganze Leben wie die Lindenstraße. Da ist ja auch für alle und von allem was dabei. Watt weiß denn ich?!

Mein heute früh im Bett perfekt zurechtgelegter Plan wird gleich von verschiedenen Faktoren zunichtegemacht. Auf einmal stören mich nämlich Papiere, die nicht abgeheftet sind. Normalerweise tritt das Phänomen erst nach einem halben oder dreiviertel Jahr ein. Dieses Mal passiert es deutlich eher. Wofür so eine Prüfung nicht alles gut sein kann! Das Abheften ist allerdings fix erledigt. Aber dann schaue ich mir die rechte Seite meines Kleiderschranks an. So was können, glaube ich, nur Frauen genießen. Ich entdecke Klamotten, die ich glatt noch mal kaufen würde, denn ich hätte sie nie in meinem Fundus vermutet. Peinlich, was sich da über die Jahre so sammelt. Ich hatte ja vor Monaten großzügig die linke Schrankseite durchforstet und aussortiert. Da verließ mich dann allerdings die Motivation, weil ich ja mit meinem Porzellan und G´schiss weitermachen wollte. Ich entdecke echt schöne Sachen, die ich noch nie getragen habe. Ich glaube, auch dieses Phänomen kennen nur Frauen. Krank…aber auch unterhaltsam, sage ich Euch.

Und dann ruft Herr Leckebusch an. Da kann ich ja nicht wirklich lernen! Er erzählt mir einen, kommt wieder vom Hering auffe Torte, plaudert über Jan und Pitt. Er ist wieder richtig gut drauf. Und dann erzählt er von seinem geplanten Trip in den Süden – allerdings mit seiner Else. Sie besuchen ein paar Freunde. Ganz nebenher lässt er fallen, dass er in unserem alten Schulungshotel einkehren wird. Da kombiniere ich und frage noch mal nach, ob das der Nachholtermin für den letztjährigen Termin sei? Ja ja, genau. Letztes Jahr hatte er mich gebeten, doch auch zu kommen. Da seine Else aber nun dabei ist, werde ich nicht mal gefragt. Ich bekringel´ mich innerlich. Männer von seinem Schlag ändern sich nie wirklich. Dabei ist der Gute ja 37 Jahre älter als ich!!! Aber nee, er will seine Frau und mich ungern erneut aufeinandertreffen lassen. Oh, keine Sorge, ich bin nicht die Einzige. Andere Kontakte weiblicher Natur von seiner aktiven (kann man auch doppeldeutig verstehen, ich weiß) Arbeitszeit hält er ebenso fern. Ich durfte sein holdes Weib (kalt, wie ein Fisch) immerhin letztes Jahr ja kennenlernen. Die anderen kennen sie nur unter dem Namen „die“. Das ist so ein Phänomen, das ich schon häufger erlebt habe. Männer, die von ihren Frauen immer nur von „die“ sprechen. Blöder Name, oder? Einen anderen haben die nicht. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht wirklich. Und dann raunt er plötzlich ins Telefon: „Ich muss Schluss machen. Die Chefin kommt!“ Hä? Gut, sie heißt immerhin nicht mehr nur „die“, sondern auch noch „Chefin“, aber warum müssen wir auflegen? Wir haben ja keineswegs dirty talk betrieben. Fänd ich auch zu lustig. Etwas in der Art, wie: „Gib´ mir Tiernamen!“ Und ich würde: „Bambi, Klopfer!“ sagen. Oder: „Sag´ mir was Schmutziges!“ Und ich wieder: „Küche, Toilette…“ Aber so weit waren wir nie und werden in unserer „Beziehung“ auch nie dorthin gelangen. Versteh´ mir einer die Männer. Aber Ihr seht jetzt, wie man einen Tag so einfach rumkriegen kann.

Und dann muss ich ja auch noch Mittagessen zubereiten. Und überlegen, ob ich den neuen Eberhofer heute im Kino schauen will oder nicht? Wenn ja: Um welche Uhrzeit? Da vergehen schon einige Minuten. Da die späteren Vorstellungen schon recht gut besucht zu sein scheinen, reserviere ich kurzerhand für 15:30 Uhr. Ja doch, auch auf die Gefahr hin, dass dann Kinder und komische Leute anwesend sein könnten. Kinder sehe ich in der Tat nicht. Aber dafür einen Haufen komischer Leute. Es gibt auch genügend Menschen, die niemals allein ins Kino gehen würden. Dabei ist das für mich völlig locker, so was allein zu machen. Da quatscht man doch eh nicht viel. Coronakonfrom wird immer ein Sitz zum unbekannten Nachbarn freigelassen. Der Abstand zum Menschen vor einem ist geringer als 1,50 m, aber ich übe mich im Schweigen. Das Pärchen neben mir hat bereits vor dem Film den Kübel Popcorn aufgefuttert. Links hinter mir lausche ich einer liebevollen Unterhaltung. Er: „Loss´ ma probian!“ Sie: „Na, des is meins!“ Er: „Un wäa hot´s zoalt? I. Also.“ Romantik, wohin das Auge blickt. Sie kann nicht teilen, er hat dicke Eier. Was will man mehr? Ich kann so gut verstehen, warum ich Single bin. 🙂
Dann kommt ganz knapp vor Beginn eine Truppe von acht Leuten rein. Kennt Ihr so Menschen, die im Kino schon laut sind, wenn es nur ums Aufteilen der Sitzplätze geht? Bei denen Du denkst: Die meinen, sie seien völlig allein im Kino. Das ist quasi ihr Wohnzimmer. Von dem Schlag sind sie. Die Lache einer der Frauen ist so krank und an völlig unpassenden Stellen, dass ich lange mutmaße, es handele sich um ein krankes Kind, das sie dabei hätten. Es ist aber in der Tat einfach eine Frau, die eine selten dämliche Lache hat. Da tut mir der Mann ja schon wieder leid.
Vielleicht geht Herrn Leckebusch die Lache seiner Else ja auch auf den Zeiger und er flüchtet sich deshalb in eine Art Phantasiewelt? In eine, in der er sich mit etlichen Weibern was vorstellt, was in der Realität nie passieren wird? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich bei diesen Aktivitäten und Gedankenspielen unmöglich lernen kann. Daher wasche ich meine Hände in Unschuld und hoffe auf mehr Lernbereitschaft am morgigen Sonntag…wir dürfen gespannt sein.

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