Heute nehme ich Euch mit nach Gran Canaria. Ich kann den Inselnamen nicht aussprechen, ohne an den Witz mit Honululu und Gran Canaria zu denken. Und das ist gar nicht so untypisch, weil es meiner Schwester nicht anders geht. Ich bin also nicht allein lala. So!

Gestern Abend durfte ich mein Essen übrigens an einem Tisch mit einem älteren holländischen Pärchen genießen. Sie waren so süß und für mich so typisch holländisch. Ob es mir auch so gut gefalle? Äääääh…nö. Warum das denn? Ich seufze und aktiviere alle holländischen Vokabeln, die mir zur Verfügung stehen. Übersetzt sage ich in etwa: „Zu viele Menschen und vor allem zu viele Deutsche!“ Die Frau fängt an zu lachen. Ja, in der Tat, es seien seeeeeehr viele Deutsche an Bord. 90 – 95 Prozent in etwa. Sie selbst seien aus Den Haag. Als sie sich zwei Stückchen Pizza holt, erklärt sie mir, dass sie nichts mehr rieche oder schmecke. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs, als ein Autofahrer seine Autotür geöffnet habe. Durch den Unfall habe es Blutungen im Ohr und Gehirn gegeben. In der Reha habe man ihr gesagt, es komme zurück, was zurückkomme – der Rest eben nicht. Durch den Unfall sei auch die Produktion von Endorphinen nicht mehr möglich. Deswegen nehme sie – Gottseidank gebe es diese – „happy pills“. Und jetzt esse sie Pizza und trinke Wein. „Ik proef niets meer, maar ik herinner het me nog. Nou, dat is iets, nietwaar?“ Und dann prostet sie mir zu. Wow, da kann ich wieder nur ehrfürchtig staunen, dass sie so positiv bleiben kann. 

Mein heutiger Ausflug geht in die Dünen von Maspalomas. Gar nicht so einfach, auf den Kanaren die Füße am Sandstrand ins Wasser zu bekommen. Überall sind diese fetten Steinstrände. Das soll heute anders werden. Und das wird es dann auch zum Großteil. Nicht überall, aber hier kann ich mal locker zwei Stunden durchs Wasser waten. Es ist gut voll am Strand. Ruhe, Einsamkeit… so was sucht man hier vergeblich. Aber gut, das hätte mir vorher klar sein müssen. Und so schlendere ich am Meer entlang mit so vielen anderen… und staune nicht schlecht, wie unterschiedlich die Figuren von uns allen sind. Mir fällt in der Tat nicht eine einzige Frau auf, die aussieht wie Gisele Bündchen, Heidi Klum und Co. Ich ziehe keinen Bikini an, weil ich immer denke, das will ja keiner sehen. Dabei ist das dieses verkackte Werbedenken, das ich im Kopf habe. Und hier ist wirklich alles vertreten. Und warum auch nicht? Es gibt genügend Männer, die auch durchaus propagieren, viele Frauen sollten besser einen Badeanzug tragen anstelle eines Bikinis. Und selbst? Tragen sie ihre dicken Trommeln mit Stolz vor sich her. Da stimmt doch was nicht, oder? Wir sind alle unterschiedlich, und niemand ist perfekt. Und gerade das macht uns doch so einzigartig, oder? Jede*r hat ihre/ seine Macken – innerlich und äußerlich. Es wird Zeit, dass wir das mal endlich als normal erachten und nicht diese gebotoxte Scheiße. Echt wahr…

Plötzlich wird mir klar, was mich hier so richtig irritiert: Da sind lauter nackte Menschen. Äääähm, da denke ich an meinen Ossi-Kollegen, der mir erst letzte Woche gesagt hat, wie prüde wir Wessis doch seien. Ich kann nicht für alle sprechen, aber ich bin definitiv keine Nudustin. Er ist ohnehin anders unterwegs – in jeglicher Hinsicht. Die Woche über ist er im Süden und nur am Wochenende Zuhause im Osten. Das wäre nicht mein Leben, wenn ich Familie hätte. Ich kann ihn schon verstehen, weil im Süden nun mal die besser bezahlten Jobs sind. Familientechnisch ist es nur so, dass mit seiner Frau quasi gar nichts mehr laufe. Sie haben sich gern, aber das ist es dann auch. Irgendwie nicht meins. Dafür sei ich seins. Also sollte ich jemals wollen, er stehe zur Verfügung. Er und seine Frau hätten diese Vereinbarung, weil sie nun mal gar keine Bedürfnisse mehr in dieser Hinsicht verspüre. Ich weiß an so einer Stelle nicht, ob ich das als Kompliment oder Beleidigung sehen soll? Daher winke ich innerlich einfach ab, weil ich so was ohnehin nicht machen würde, und verbuche es unter Erfahrung. 

Genauso ist das hier so eine Erfahrung, die ich jetzt gemacht habe, aber auch nicht mehr brauche. Und damit bin ich fein. Mit den Penissen um mich herum jedoch gerade weniger. Ich komme mir vor wie bei Hugh Heffner, wo Mann ja von „Tittensuppe“ spricht, wenn er in der Grotte auf dem Anwesen planscht. Möpse, wohin das Auge reicht. Ich müsste blind sein, um hier eben keine Penisse zu erspähen – auch wenn ich das eigentlich nicht will. Da ist nämlich auch alles dabei. Und nahezu alle Männer stehen da und präsentieren sich regelrecht. Oh man… einer ist darüber tätowiert und trägt dazu noch ein Prinz-Albert-Piercing. Gar nicht so einfach, nicht zu lachen, sag ich Euch. Das ist nicht schön… ganz und gar nicht. Ich denke an das letzte Buch „Achtsam morden im Hier und Jetzt“. Die Ex-Frau des Protagonisten lässt sich darauf ein, ein Tantra-Workshop-Wochenende mit ihm zu besuchen, solange er sofort mit ihr abbreche, wenn sie einen baumelnden Penis entdecken würde. Als es passiert, ruft sie laut „Penis“ aus, woraufhin sie den Kurs abbrechen. Sie käme hier aus dem Schreien nicht raus, denke ich mir. Und dann frage ich mich, was in meinem Kopf schiefläuft, dass ich an so einen Kack denken muss. So ganz alle Latten am Zaun kann ich nicht haben. Muss ich ja auch nicht. So lebt es sich nämlich vermutlich lustiger. In diesem Sinne: Frohes Schwingenlassen!

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